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Bizarre Bilder, ungewöhnliche Kameraperspektiven, eine Erzählweise, die mehr auf zusätzliche Verwirrung als auf Erklärung der rätselhaften Handlung ausgerichtet ist und eine bisweilen recht surreale Atmosphäre, die wie eine Lackschicht das skurrile Psycho-Mosaik überzieht - das sind Eindrücke, die "Lockout" bei der ersten Sichtung vermittelt und den Zuschauer damit ein Stück weit auch bei der Stange halten kann. Dazu noch ein paar explizite Gewalt- und Goreszenen und fertig scheint der Geheimtipp für den Genre-Liebhaber, der sich auch mal gern abseits ausgetretener Pfade orientiert. So interessant sich diese Beschreibung  zunächst auch anhören mag, "Lockout" wird entsprechenden Erwartungen nur sehr bedingt gerecht und das liegt vor allen Dingen an der aufgepfropften Auflösung, die das leidlich unterhaltsame, dafür aber reichlich anstrengende Anschauen kaum wert ist.

Die Handlung lässt sich schnell zusammenfassen: Nach dem Verlust seines Arbeitsplatzes muss Dan mit seiner Freundin und deren Schwester den Wohnsitz wechseln. In einem heruntergekommenen Haus auf dem Land werden die drei mit merkwürdigen und unheimlichen Eindrücken ihrer neuen Umgebung und Nachbarn konfrontiert. Bald lässt sie ihre Wahrnehmung am Verstand zweifeln und es werden Ereignisse in Gang gesetzt, die sich zur tödlichen Bedrohung entwickeln.

Was "Lockout" zu einer echten Geduldsprobe macht, ist das elendig schleppende Erzähltempo. Hier verdienen vor allem die sehr natürlich inszenierten Alltagsszenen Erwähnung, etwa die ausgedehnte Autofahrt bei der Anreise, alles Szenen, in denen im Grunde nichts passiert, außer dass der Zuschauer etwas darüber erfährt, wie die (leider sehr eindimensionalen) Protagonisten gestrickt sind und was sie so treiben, wenn der Tag mal wieder lang ist. Da "Lockout" nicht gerade in die Kategorie der Dogma-Filme gehört, ist diese nüchterne Darstellungsweise sehr nervig. Aber auch aus Szenen, in denen es eigentlich ganz ordentlich zur Sache gehen könnte, kann der Film kein Kapital schlagen. Die Handlung wirkt zerstückelt und wurde spannungstechnisch nicht optimal umgesetzt. Gerade ein Film mit Episodenstruktur erfordert jedoch dramaturgische Konsequenz bei der Inszenierung.

Es gibt ein paar Schockszenen und einzelne Sequenzen lassen auch ein mulmiges Gefühl aufkommen, welches sich aber ebenso schnell wieder verflüchtigt. Die plumpen Schauwerte, die sich in Form physischer Gewaltausbrüche und etwas Gore zeigen, wirken ebenfalls nicht nach. Die Auflösung zeigt zwar, dass der Story eine recht originelle Idee zugrunde lag, jedoch kommt die Auflösung mit einer äußerst aufgezwungen wirkenden Sinnhaftigkeit daher. Dadurch lässt sich der Budenzauber zwar rückblickend erklären, als Zuschauer fühlt man sich dennoch leicht verladen, da diese Erklärung auch bei sorgfältiger Beobachtung und Analyse der Ereignisse während des Films nicht erkennbar ist.

Der Film kann zwar optisch ab und an punkten (wobei die Ästhetik grundsätzlich Geschmacksache ist), allerdings fragt man sich bisweilen auch, ob nun Unvermögen oder Absicht der Grund für die teils sehr gewöhnungsbedürftigen Kameraeinstellungen war. Die verwendeten Stilmittel stehen nämlich meist in keinem notwendigen Zusammenhang mit den Inhalten der einzelnen Szenen. Immerhin liefern die Schauspieler einen passablen Job ab und beim Entwurf der Charaktere hat man Klischee-Fettnäpfchen weitgehend vermieden. Dennoch fühlt man sich insgesamt einfach zu selten wohlig unbehaglich, da "Lockout" als Horrorthriller ziemlich langweilt und als Psychoschocker einfach nur nervt. Der Film hat schlicht zu wenig Unterhaltungswert. So sehr man Ricardo Islas für die Absicht loben kann, ungewöhnliche Wege innerhalb des Genres zu beschreiten, so deutlich muss man ihm jedoch auch die Defizite seiner Inszenierung ankreiden.

Fazit: Albtraumhaftes Horrorszenario, das trotz ungewöhnlicher Inszenierung und stellenweise kompromissloser Intensität leider nur sehr bedingt unterhält und die meisten Zuschauer daher wohl einfach nur kalt lassen wird. (4,5 / 10)

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