Review

Kindliche Unschuld trifft auf des Menschens düsterstes Kapitel

Der Holocaust ist allein in unseren Köpfen unvorstellbar schrecklich für jeden Menschen. Doch wie unfassbar und unerklärlich böse er erscheinen kann, zeigt "Der Junge mit dem gestreiften Pyjama", in dem sich ein deutscher 8-Jähriger mit einem eingesperrten Juden am Zaun eines KZs anfreundet. In ihren Gesprächen und der aufkommenden Freundschaft wird die fehlgeleitete und unentschuldbare Nazi-Ideologie ad absurdum geführt und in einen heftigen Gegensatz zur kindlichen Unschuld und natürlichen, unverfälschten menschlichen Weltanschauung gesetzt. Eine kurze, knackige Buchverfilmung, die tief unter die Haut geht und ihren Punkt ohne Umschweife und unnötigen Ballast klarmacht. Grandios bis in die Nebenrollen besetzt & gespielt, bleibt vor allem ein Finale in Erinnerung, mit dessen erschütternder Konsequenz wohl kaum einer bei einem Hollywood-Werk gerechnet hat...

Vielleicht ist der Film etwas manipulativ, doch an diesem Begriff stoße ich mich schon immer etwas... ist es nicht Aufgabe jedes Filmes uns und unsere Emotionen zu manipulieren? Und übel aufgestoßen ist es mir hier nie, wenn dann macht es der Film clever und nicht zu kitschig oder melodramatisch. Vor allem die zwei Jungen spielen ihre Rollen unvergesslich gut - kein Wunder, dass Asa Butterfield noch immer auf dem Weg in Hollywoods A-Klasse ist. Wer für sich selbst immer etwas die Erklärung vorgeschoben hatte, dass Menschen nunmal auf aller Welt und ursprünglich auch unergründlich böse sein können, dem hält diese emotionale Freundschaft schmerzlich vor Augen, dass wir Menschen von Natur aus vielleicht doch eher unschuldig, lieb und (selbstverständlich) alle gleich sind. Und wie gesagt, das Ende... ich hatte auf diesen Schock gehofft bzw. hätte den Film genau so enden lassen - getroffen wurde ich trotzdem nachhaltig... Ebenso sprachlos macht die dargestellte "Kunst" der Verdrängung, des Wegsehens, des Entschuldigen und der fragwürdigen Hilflosigkeit etlicher deutscher Beteiligter. Und das ohne unnötige Schwarzweissmalerei.

Fazit: traurig, packend, erschütternd - das sind keine neuen Adjektive für WWII-Dramen. Und trotzdem geht einem der komplett unschuldige und pur-gute Kinderblickwinkel nochmal näher... selbst wenn Filme wie "Das Leben ist schön" oder "Die Bücherdiebin" ähnliche Ansätze boten. 

Details
Ähnliche Filme