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Es gibt selten Filme, deren Ende sehr unerwartet ausfällt und dem Zuschauer nach dem Abspann Kopfkino bereitet. "Escapist" gehört definitiv zu dieser Gattung dazu - obwohl man bei einem Knastfilm, bei dem es um einen Ausbruch geht, niemals mit so etwas rechnen würde.


Als der zu lebenslanger Haft verurteilte Frank (Brian Cox) erfährt, dass seine 21 Jahre alte Tochter sich fast den goldenen Schuss gesetzt hat, fasst er den Entschluss, aus dem Gefängnis auszubrechen. Doch dies kann er nicht alleine bewältigen und braucht Leute um sich rum, die auf ihre Art und Weise spezielle Fähigkeiten und Wissen haben, wie man aus der Anstalt ausbricht.

Ich habe schon viele Knastfilme gesehen, "Escapist" sondert sich aber von den anderen Filmen deutlich ab. Die Ausbrecher sind weder Sympathie- noch Hass-Figuren, sondern Knackis die es verdient haben im Gefängnis zu sitzen. Also kein sympathischer "Red" oder moral haushoch überlegener Andy Dufresne wie in "Die Verurteilten", sondern echte Männer mit Ecken und Kanten. Am besten schneidet Joseph Fiennes als druchtrainierter Boxer ab. Man, da wurde selbst ich als Mann feucht am Keitel.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Vorbereitung zur Flucht und der aktive Ausbruchsversuch stückchenweise immer abwechselnd erzählt werden. Ganz ehrlich: Mir ging das total auf den Sack!
Es stellt sich dadurch lediglich die Frage, warum es fünf Leute sind und nicht wie anfangs drei, die den Ausbruch planen.
Rupert Wyatt der mit "Escapist" sein Regiedebut abliefert geht dadurch ein hohes Risiko ein, die normalen Sehgewohnheiten des Publikums in Scheiße zu hauen. Und meiner Meinung nach liegt er mit dieser Entscheidung auch voll daneben.

Dazu kommen ungeklärte Fragen in mir auf, oder ich bin einfach geistig  zu behindert für den Film zu verstehen. Beispielsweise habe ich keinen Plan, warum einer gezwungen wird, sich den Daumen abzuschneiden. Seu Jorge spielt den Charakter Batista. Warum dieser im Gefängnis Zugang zu allen möglichen Chemikalien hat, für Drogen zu mixen, bleibt mir ebenfalls ein Rätsel.
Diese und weitere Rätsel und eben die immer wechselnde Erzählweise raubten mir den letzten Nerv.

Wenn da nicht der Schluss wäre. Als der eigentliche Ausbruch am Schluss startet, und jeder der fünf Häftlinge seinen Weg zum vereinbarten Ort antritt, hat schon etwas episches. Doch der richtige Knaller ist dann der Schluss, den die allerwenigsten vorausahnen können. Dies hebt die Wertung des ansonsten mittelprächtigen Streifens enorm in die Höhe. Denn es ist ein Schluss, wie er selten vorkommt. Nicht so gut wie bei "Saw" (ja ich weiß, super Beispiel...), aber verdammt nahe dran.

"Escapist" ist defintiv ein sehenswürdiger Film, bei dem man Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit (die mir vielleicht etwas gefehlt hat) mitbringen muss. Kein Fastfood für einen Videoabend.

8/10

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