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  „The fast and furious Shawshank Redemption"

Actionstar Jason Statham hat reichlich Erfahrung als schauspielernder Rennfahrer. Zweimal bereits raste er als Ein-Mann-Lieferservice diversen Gangsterbanden und Polizeieinheiten davon (The Transporter). In The Italian Job war er als „Handsome Rob" der Experte für sämtliche fahrerischen Herausforderungen einer hoch spezialisierten Heist-Gang und auch in der irrwitzigen Actionfarce Crank trat er kräftig das Gaspedal durch. Da überrascht es kaum, dass sich der kantige Brite auch in Paul W.S. Andersons Remake von Roger Cormans Trash-Klassiker Death Race 2000 (1975) wieder hinters Lenkrad klemmt.

Death Race
malt ein übles Zukunftsszenario. 2012 ist die US-Wirtschaft endgültig kollabiert. Die Verbrechensrate ist so exorbitant wie die Arbeitslosenquote. Private Firmen regieren das Land. Sämtliche Gefängnisse sind hoffnungslos überfüllt. Die berüchtigtste Strafanstalt des Landes ist „Terminal Island". Ihren „Kultstatus" verdankt die Gefängnisinsel weniger der ausschließlich aus Schwerverbrechern bestehenden Belegschaft, sondern vielmehr dem Einfallsreichtum und Geschäftssinn ihrer nicht minder verkommenen und völlig skrupellosen Direktorin Hennessy (Joan Allen).
Die stets wie aus dem Ei gepellte und selbst von den übelsten Häftlingen gefürchtete Knastchefin veranstaltet unter ihren Insassen Autorennen der besonderen Art. In regelmäßigen Abständen liefern sich eine Handvoll fahrender Gladiatoren ein dreitägiges Rennen um Leben und Tod. Die Autos sind nicht nur bis zum Anschlag aufgetunt, sondern können es hinsichtlich Panzerung und Bewaffnung auch locker mit modernstem Kriegsgerät aufnehmen. Die Piste ist gespickt mit tödlichen Fallen und technischen Raffinessen. Darüber hinaus ist alles erlaubt, was Auto und Waffenarsenal hergeben. Die Motivation der Fahrer ist simpel. Wer fünfmal gewinnt, darf in die Freiheit düsen. Ein Kunststück, das bisher allerdings niemandem gelang. Hennessy lässt das blutige Spektakel stets live im Internet übertragen, selbstverständlich gegen eine saftige Gebühr.
Als der maskierte Publikumsliebling „Frankenstein" nach einem spektakulären Crash stirbt - was Hennessy allerdings geheim hält -, sieht die eiskalte Direktorin ihre astronomischen Quoten gefährdet. Da kommt ihr der ehemalige Nascar-Champion und arbeitslose Stahlarbeiter Jensen Ames gerade recht. Nach anfänglichem Zögern übernimmt der zu Unrecht wegen des Mordes an seiner Ehefrau auf Terminal Island inhaftierte Ames schließlich die Rolle Frankensteins. Der Deal: Er muss lediglich 1 Rennen gewinnen, um wieder frei zu sein (der verstorbene Champion hatte bereits vier Siege eingefahren). Natürlich hat die eiskalte Eventmanagerin keinesfalls die Absicht, ihre Cash Cow so einfach davonfahren zu lassen (zumal Ames Anwerbung einer gewissen „Vorarbeit" bedurfte). The Show must go on. Allerdings hat auch ihr neuer Geschäftspartner einen Plan B ...

Man kann Death Race relativ leicht als dumm, laut und brutal in die Schikane krachen lassen. Der Plot ist brachial simpel, die Dialoge auf Groschenheftniveau und die Schauspieler agieren auch nicht gerade preisverdächtig. Natürlich finden sich hier unzählige Ersatzteile diverser Auslaufmodelle wie Mad Max, Running Man, Die Todeskandidaten oder The Fast and the Furious. Der Gefängnisplot erinnert zudem verdächtig an Die Verurteilten (unschuldig Verurteilter trifft auf perfiden und brutalen Gefängnisdirektor, für den er allerdings wegen einer besonderen Fähigkeit unentbehrlich ist).
Hat man sich einmal mit den genannten „Lackschäden" arrangiert, kann man aber durchaus ordentlich Spaß haben. Andersons Film wird nie langweilig und hat mit Statham einen Star am Steuer, der weiß wie man ein solches Spektakel als ungefährdeten Start-Ziel-Sieg nach Hause fährt. Der ehemalige Turmspringer lässt ein paar wirklich knackige Oneliner vom Stapel und macht auch in den diversen Prügel- und Auto-Stunts eine gewohnt souveräne Figur. Joan Allen - die man sicher nicht in einem solchen Film vermuten würde - macht das Beste aus ihrer eindimensionalen Schurkenrolle und hatte offenbar mächtig Spaß an ihrem diabolisch-fiesen Charakter. Auch der auf harte Typen abbonierte Tyrese Gibson überrascht mit einer für ihn untypischen Rolle als vermeintlich schwuler Death-Race-Star „Machine Gun Joe" und beweist damit eine ordentliche Portion Selbstironie.

Aber bei Produktionen dieser Art zählen vor allem die Schauwerte. Und da kann Death Race durchaus in der „Action-Formel 1" mitfahren. Die Autorennen sind hervorragend choreographiert und bieten zudem auch ein paar ordentliche Goreeinlagen. Ohnehin besteht der Film hauptsächlich aus den drei Etappen des tödlichen Rennspektakels, das für Zuschauer wie Teilnehmer die ein oder andere perfid-knallige Überraschung bereithält. Die Ton- und Soundeffekte sind vom allerfeinsten und machen Death Race zu einem audiovisuellen Kracher. Die heimlichen Stars des Films sind aber eindeutig die waffenstarrenden PS-Monster. Die Verwandlung eines Aufgetunten Mustang, Lamborghini oder Porsche in einen aus allen Rohren feuernden Panzerwagen bekommt man auch im Kino nicht alle Tage serviert.

Den trashigen Charme des ohnehin nur lose kopierten Originals erreicht Andersons Films allerdings zu keiner Sekunde. Dafür nimmt er sich viel zu ernst. Auch der gesellschaftskritische Hintergrund fungiert weitestgehend als bloßes Vehikel für die irrwitzigen Actioneinlagen und ist nicht ernsthaft ausgearbeitet. Allerdings kommt Death Race auch nicht pseudo-moralisierend daher, wie zuletzt der erheblich schwächere Genrekollege Die Todeskandidaten oder der laue Schocker Untraceable. Er fährt nicht über dunkle Schleichwege, sondern brettert laut röhrend geradeaus den Highway entlang. Ein „guilty pleasure" im reinsten Wortsinn und ein Highspeed-Parforceritt, an dem vor allem Fans kompromisslos-brachialer B-Action ihre helle Freude haben dürften.

(7,5/ 10 Punkten)

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