Review

Unter Mitbeteiligung des damaligen Produzenten Roger Corman wagte sich Paul Anderson an eine Neuauflage von „Death Race“ – und überflügelt das trashige Original.
Von daher fehlt dessen schrottig-naiver Charme in der Neuauflage, dafür bekommt man einen durchgestylten Actionfilm mit leichtem B-Flair. Kurze Texteinblendungen zu Beginn erklären, dass im Amerika der Zukunft harte Zeiten angebrochen sind und man in den Gefängnissen mittlerweile Todesrennen veranstaltet, die als Volksport Zuschauer ziehen. Auch an die naheliegende Vorstufe, Zweikämpfe, denkt die Exposition, erklärt allerdings, dass diese nach einer Weile keine guten Quoten mehr brachten.
Held der Geschichte ist Jensen Ames (Jason Statham), ehemaliger Rennfahrer und jetziger Stahlarbeiter. Er verliert seinen Job und auch seine Frau, die von einem Maskierten ermordet wird, der Ames betäubt und als den Täter darstellt. Dafür geht es ab ins Terminal-Gefängnis, wo Direktorin Hennessey (Joan Allen) einen Ersatz für den verstorbenen Fahrer Frankenstein sucht. Es ist direkt klar, dass dies eine Intrige zur Verpflichtung Ames’ ist, doch „Death Race“ erweist sich als erfrischend ehrlicher Reißer, der sich mit solchen Präliminarien gar nicht lange aufhält.

Gezwungenermaßen tritt Ames unter der Maske von Frankenstein an, denn der Publikumsliebling soll gegen sinkende Quoten helfen – schließlich gilt er offiziell nur als verletzt. Doch fair ist das Spiel von Hennessey nicht...
Neben dem Original bedient sich „Death Race“ fleißig bei Filmen wie „Running Man“, „Die Verurteilten“, „Lock Up“ und „Rollerball“, doch trotz mangelnder Originalität hat Anderson hier einen Film geschafft, der so manchen verquasten Actionversuch der letzten Jahre in den Schatten stellt: Hier geht es nicht um Subtexte oder Einbettung des Krawalls in eine komplexe Story, stattdessen will die Spielzeit mit möglichst viel Spektakel gefüllt werden – ein Grund weshalb die Exposition, wie bereits erwähnt, so kurz ausfällt.

Ein wenig Medienkritik zum Alibi kommt hinzu, denn natürlich manipuliert die fiese Direktorin das Rennen vorn und hinten, damit sie möglichst große Zuschauerzahlen erhält – und Ames’ Chancen wirklich bei erbrachter (Renn-)Leistung freizukommen, sind an sich gleich null. An wirklichem Tiefgang ist „Death Race“ allerdings ähnlich wenig interessiert wie an großen Charakterisierungen, weshalb die meisten Figuren halt die Exoten bleiben als die sie vorgestellt werden: Der hochintelligente Asiate, der Führer der Schläger-Bruderschaft, der altehrwürdige Tüftelmeister usw. Selbst Ames und sein Antagonist Machine Gun Joe Mason (Tyrese Gibson) bekommen wenige Charakterzüge verpasst.
Doch Anderson präsentiert ein kurzweiliges Spektakel, das aus seinem B-Charakter keinen großen Hehl macht. Die Ankunft freizügiger (und an sich kaum nützlicher) Navigatorinnen aus dem Frauenknast wird von der Boxencrew als wirksames Mittel zur Quotenerhöhung gekennzeichnet (wenn man an Nummerngirls beim Boxen und ähnliches denkt kein falscher Gedanke). Amüsant sind auch die Anmoderationen des Rennens, die sehr an aktuelle TV-Formate erinnern, was aber eher Gag denn echte Mediensatire ist. Aber es geht hier auch eher um die Oberfläche und da wundert es auch nicht, dass Andersons durchgestylte Zukunftsvision mit ihrer Düsterästhetik mal wieder klasse aussieht.

Beim Verzicht auf unnötigen Ballast kann sich „Death Race“ auch auf die Actionszenen konzentrieren und die sind ein echtes Vergnügen. Ein paar kleine Prügelszenen sorgen abseits der Strecke für kleine Schauwerte, Hauptaugenmerk liegt aber auf den Rennen, bei denen die Kontrahenten einander mit MGs, Flammenwerfern und Ölspuren bekriegen. Anderson brennt eine Stunt- und Spektakelshow ab, die mit einigen netten Einfällen punkten kann, darunter der Einsatz bestimmter Schikanen während der Rennen.
Jason Statham wird hier eher wenig gefordert, muss vor allem physische Präsenz zeigen, aber das kann er ja sehr gut und den harten Macker hat er eh drauf. Tyrese Gibson ist ebenfalls recht gut, Joan Allen sowieso Edelsupport, während Robin Shou wenig zur Geltung kommt. Er ist aber – wie die meisten Nebendarsteller hier – aber eh nur schmückendes Beiwerk für das Spektakel rund um Statham.

„Death Race“ erfindet sein Genre nicht neu, gehört aber zu auf ehrliche Weise simplen Actionreißern, die sich einfach auf das Wesentliche konzentrieren und dies in ästhetisch ansprechender Form präsentieren – simpel, aber gut.

Details
Ähnliche Filme