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Amerika im Jahre 2012: Die Wirtschaft ist zusammengebrochen (die Abwrack-Prämie war dann doch nicht so dolle) - die Arbeitslosenzahl sowie die Verbrechensrate sind dadurch in die Höhe gestiegen. Ein kleines Fünkchen Spaß am Himmel stellt das "Death-Race" dar, das im Gefängnis Terminal Island ausgetragen wird und im Pay-TV viel Kohle bringt. Der Stahlarbeiter Jensen Ames (Jason Statham) wird wegen Mord an seiner Frau (den er natürlich nicht begangen hat) dorthin verknackt, und das hat auch seinen ganz bestimmten Grund: Gefängnis-Direktorin Hennessey (Joan Allen) , der es nur um die Quoten geht, will, dass der ehemalige Rennfahrer Ames den Platz von Publikums-Liebling Frankenstein einnimmt, der der unangefochtene Publikums-Liebling ist und leider beim letzten Todes-Rennen verunglückt ist. Ames willigt zum Schutz seiner Tochter ein und wagt sich auf die Rennbahn im Industrie-Gebiet, denn wenn er gewinnt, bekommt er wieder seine Freiheit zurück.

Wer in der Inhaltsangabe schon Parallelen zu "Die Verurteilten" bzw. "Running Man" findet, wird noch auf weitere Versatzstücke bekannter "Knast-Filme" treffen. OK, der Film ist von Paul W.S. Anderson abgedreht worden, da darf man natürlich keine Logik, keinen Tiefgang in Story bzw. Charakteren erwarten. Nur zündet das ganze auch beim Zuschauer?

Der Film spielt in zwei Welten, die sich stetig abwechseln: Einmal ist es der Knastalltag und auf der anderen Seite das Rennen, das in drei Etappen unterteilt ist. Auch wenn der Knastalltag so ziemlich jedes Klischee aus der hinteren Ecke hervorkramt, unterhält er mich besser als die eigentlichen Rennen, die zwar satte Action bieten, aber zum größten Teil hektisch und wackelig abgedreht worden sind, dass an manchen Stellen der Überblick oder das Mitfiebern flöten geht. Trotzdem muss man Regisseur Anderson zu Gute halten, dass er probiert hat, den Green-Screen so selten wie möglich einzusetzen und auf Teufel komm raus probiert, die meisten Action-Szenen real zu verfilmen. Und dafür wurden viele Autos verschrottet, dass es Auto-Liebhabern weh tut. Die Fahrzeugliste kann sich sehen lassen: Neben Ames Mustung V8 Coupe kann man noch einen Dodge Ram, einen 7er BMW, einen 66 Chop, einen Porsche 911, einen Chrysler 300C, einen Trans Am (K.I.T.T. lässt grüßen), einen Chevrolet Chevelle SS, einen Buick Riviera und zu guter letzt einen Jaguar XJS bestaunen, die "Mad-Max"-like zu (fast) unzerstörbaren Stahl-Boliden mit heftigem Waffen-Arsenal umgebaut und umgeschweißt worden sind, dass einem die Klöten in der Hose wild umherspringen werden.

Neben Statham (der wie gewohnt einige Oneliner vom Stapel lässt und auch hier und da mal im Knast ein paar böse Buben verprügeln darf) glänzt Ian McShane (der eher in TV-Serien zuhause ist) als Teamchef, Papa Moll und Yang zu Statham´s Ying. Weitere Hauptrollen spielen noch Natalie Martinez, die als Co-Pilotin eher passiv bleibt, und Ames größter Konkurrent Machine Gun Joe (Tyrese Gybson), der bestimmt gut in Knast- bzw. Pimp-Filme reinpasst, mich aber trotzdem mit seinem Arschloch- und 50Cent-Verhalten kalt gelassen hat. Immerhin gibt es kantige Gesichter unter den Death-Racer-Fahrern: Mit Max Ryan (Pachenko) und Robert LaSardo (Grimm) hat Anderson zwei weiteren Charakteren etwas Persönlichkeit eingehaucht, die sich auch auf diesem Gebiet ziemlich wohlfühlen. Die restlichen fünf Fahrer bestehen lediglich aus austauschbaren Kanonenfutter.
In der Schauspielerriege sei höchstens noch zu erwähnen, dass Joan Allen als Gefängnis-Direktorin (und quotengeiles Luder) total fehlbesetzt ist und mir nur auf die Nüsse ging. In Rollen des gutmoralischen Apostel scheint sie aufzugehen. Aber hier sieht sie nur angepisst aus, spielt ihren Charakter dermaßen schief vom Stapel, als hätte die gute Allen von 30 Tagen im Monat ihre "Tage". Dasselbe zählt für ihren Lakaien und Gefängnis-Wärter Ulrich (Jason Clarke), der sich nach dieser Rolle bestimmte Fragen zur Homosexualität gefallen lassen muss, so schwuttig und blass wirkt er hier.

Der Score bleibt eher unauffälig oder nervt, Anderson-like werden wieder die unpassend, treibenden Techno-Beats an allen Ecken verteilt. Trotzdem trübt der "Beat" den Gesamteindruck nicht allzuviel.

Paul W.S. Anderson hat seine eigenen Hausaufgaben erledigt: "Death Race" ist ein total unterhaltsamer No-Brainer, für Männer und Konsorten, die sich von einer One-Man-Action-Show einfach nur unterhalten lassen wollen. Hier und da mit einigen Schwächen, aber dennoch ein munteres Vergnügen für den anspruchslosen Film-Abend.

8/10

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