Review
von Alex Kiensch
Er ist einer berüchtigsten Horror- und Trash-Regisseure der Filmgeschichte, hat viele wegweisende Genre-Werke geschaffen und war immer wieder umstritten: Roger Corman. Für das Remake seines berühmten Action-Streifens "Frankensteins Todesrennen" fungierte er als Produzent. Zusammen mit dem ebenfalls genre-erfahrenen Drehbuchautor und Regisseur Paul W.S. Anderson hat er einen heftig brutalen und äußerst kurzweiligen Action-Böller mit Trash-Anleihen in Szene gesetzt.
Jason Statham spielt die Hauptrolle in diesem rüden Männerfilm, dessen Story um einen ehrlichen Stahlarbeiter und ehemaligen Rennfahrer, dem der Mord an seiner Frau in die Schuhe geschoben wird, damit er bei einem Knastrennen den verstorbenen "Helden" Frankenstein ersetzen kann, ziemlich Banane ist. Was hier zählt, sind Schauwerte, und die haben es in sich: Mit monochromer braun-grauer Farbdramaturgie, düsteren Settings und morallosen Figuren wird hier ein Highspeed-Action-Reißer inszeniert, der mit cool designten Autos, die ein wenig an "Mad Max" erinnern, furiosen Rennstunts und gewaltigen Schießereien und Explosionen bestens zu unterhalten weiß. Action-Fans dürfen sich hier über spektakuläre Blechschäden im Minutentakt freuen.
Das alles spielt in einer - inzwischen überholten - nahen Zukunft, nämlich 2012, und der durchaus interessanteste Aspekt des Films ist die mediale Ausschlachtung des Death Race: Bedenkt man, dass viele Sendungen schon im heutigen Fernsehen vorrangig durch die Vorführung und Erniedrigung der darin gezeigten Menschen funktionieren (das Dschungelcamp wäre nur ein Beispiel unter zahllosen), geht "Death Race" eigentlich nur einen Schritt weiter, indem er den Kampf zwischen den Fahrern auf Leben und Tod als beliebtes Unterhaltungsformat in einer deformierten Gesellschaft darstellt. Leider wird die Möglichkeit, diese Situation satirisch auszuschlachten, nur flüchtig gestreift, sodass der Film am Ende genau den menschenverachtenden Voyeurismus praktiziert, den er anzuprangern vorgibt. So sind einige Gewaltszenen völlig unnötig und grausam und wurden scheinbar nur integriert, damit der Zuschauer sich daran aufgeilen soll.
Auch schade, dass man sich zwischen den wuchtigen Action-Sequenzen mit banalen Dialogen, Klischee-Figuren und einer nun wirklich vorhersehbaren Story herumschlagen muss. Und einige der Rennszenen sind leider, wie es für moderne Actionfilme typisch ist, viel zu hektisch geschnitten und mit einer nervigen Wackelkamera gefilmt, sodass man sich an einigen Stellen etwas überfordert fühlt.
Bei aller Grobheit in Inhalt und Inszenierung und bei allen Macho-Attitüden entwickelt "Death Race" dennoch einen gewissen Trash-Charme, der in Verbindung mit den spektakulären Actionszenen, einem coolen Hip-Hop-Soundtrack und der insgesamt souveränen Inszenierung für kurzweilige Action-Unterhaltung zu sorgen weiß. Und der wahre Genre-Fan findet Fragen nach Moral, tiefgründigen Dialogen oder politischer Korrektheit bei einem Vehikel wie diesem sowieso fehl am Platz.