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Zwischen Musikvideo und Grindhouse

In die Spuren von Cormans „Death Race 2000“ zu treten ist keine einfache Aufgabe als Remake. Das war und ist ein absoluter Satirebanger und Bahnhofskinoklassiker, den Paul Bartel damals auf die Welt losgelassen hat. Für mich fast die Höchstnote. Und gerade wenn Paul W.S. Anderson Platz am Steuer nimmt, macht das den Freunden der alten Schule und von Kultfilmen keinen Mut. Vor allem mit der „Resident Evil“-Reihe hat sich der Mann nicht gerade mit Ruhm beschmiert. Und doch darf man auch absolute Wirkungstreffer von ihm nicht vergessen - wie „Event Horizon“ oder „Soldier“. Und seinen neuen „Death Race“ würde ich ganz klar in die positive Ecke parken - vielleicht sogar zu den besseren Remakes überhaupt zählen! Weil er nahezu alles anders macht als das Original - und damit frisch und modern, flott und garstig, dreckig und videospielartig wirkt. Positiv gemeint. Wie ein Kartracer gepaart mit einer öligen Schlachtplatte. Kracht und wummst ganz schön! Erzählt wird von einem gelinkten Stahlarbeiter, dem in einer nahen, dystopischen Zukunft der Mord an seiner Frau angehangen wird und der nun live aus einem abgeschiedenen Gefängnis Todesrennen in eisenharten Monsterautos fahren und gewinnen muss…

Das wahre „Twisted Metal“?

Andersons „Death Race“ wird nicht alle begeistern. Klassische Kritiker ganz sicher nicht, Leute, die zu oft auf's geniale Original schauen und immer vergleichen wohl auch nicht. Sieht man das Remake aber für das, was es ist - Zerstörung, Schnelligkeit, Härte, Videospiellogik - dann war Anderson nicht nur genau die richtige Wahl, sondern hat seinen Job sogar exzellent gemacht. Die Gesellschaftskritik ist hier kaum noch vorhanden, dafür gibt’s umso mehr grimmige Action, zersplatternde Autos und Menschen, Abkürzungen und Power-Ups. Das macht einfach Laune. Das ist hart, das ist schmutzig, das ist verdammt schnell. Die Optik ist slick, die Vibes sind dennoch grimmig, garstig, gemein. So geht Bahnhofskino in den 2000ern, will man fast der in Flammen aufgehenden Leinwand zurufen. B-Movie-Herrenkino der benzinhaltigsten Sorte. Voller brechender Knochen und quietschender Bremsen, sprühender Funken und berstendem Beton. Dagegen wirkt die aktuelle „Twisted Metal“-Serienversion weichgespült und kinderfreundlich. Statham könnte nicht besser besetzt sein. Die Maske trägt er zum Glück nur sporadisch. Schnitt und Soundtrack peitschen nach vorne, ohne zu unübersichtlich und hektisch zu werden, was bei Anderson keine Selbstverständlichkeit ist. Die Härte ist knackig und fast im Splatterbereich. Die Autos und Strecken könnten etwas unterschiedlicher sein und mehr Charakter vertragen. Aber tolle Nebendarsteller/bekannte Gesichter, die enorme Geradlinigkeit, Brutalität, Humorlosigkeit (trotz Tyrese!!!) und vor allem seine perfekten Videospielmanieren lassen mein Herz (als Gamer) hüpfen. Und Robert LaSardos Ende lässt mich sogar beim zehnten Schauen von der Couch springen und jubeln. Das schafft auch nicht jeder Racer. 

Fast & Furious 37?

Fazit: brutales, graues und weitestgehend humor- oder zumindest satirebefreites Remake - und zwar eines der besseren Sorte! Ganz anders als das Original - aber genau deswegen funktioniert’s! Verhält sich zu „Death Race 2000“ ungefähr wie Alvarez' „Evil Dead“ zu Raimis. Rostig, rau, rasant. Für Fans von „The Road Warrior“ bis „Doomsday“. Und Corman selbst gab ja bekanntlich seinen Daumen dazu hoch, ganz wie ein alter, römischer Imperator! 

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