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John Belushis letzter Film wird dem Kult um seine Person leider nicht gerecht, sondern kann eher als kleine Katastrophe angesehen werden. So waren die Dreharbeiten von allerlei Komplikationen gekennzeichnet. Belushi und Aykroyd kamen sich ständig mit Regisseur John G. Avildsen ("Rocky", "Karate Kid") in die Haare. Dies ging so weit, dass Belushi während der Dreharbeiten "Blues Brothers" Regisseur John Landis anrief, damit dieser Avildsen vom Regiestuhl schubsen würde. Auch Aykroyd engagierte sich, um Avildsen zu stürzen. Gebracht hat der Wunsch nichts.  Zusätzlich erschwerten Belushis Drogenprobleme, die nur ein Jahr später zu seinem viel zu frühen Tod führen sollten, die Dreharbeiten. Damit stand die Produktion unter keinem guten Stern.

Dabei ist die Grundidee erstmal wunderbar. Zwei beliebte Komiker, die ihre Wurzeln in der Comedyshow "Saturday Night Live" haben, dürfen sich als ungleiche Nachbarn die Köpfe einschlagen. Noch interessanter wird es, weil die Rollenverteilung zunächst umgekehrt war. Aykroyd sollte den spießigen Nachbarn Earl spielen, während der bereits für seine Anarchoauftritte bekannte Belushi den Vorzeigeproleten Vic geben sollte. Am Ende wollten aber beide Darsteller lieber gegen den Strich spielen und tauschten kurz vor Drehbeginn die Rollen. Genau das hätte das Fundament für einige großartige Komödienroutinen werden können. Geliefert wird dabei aber herzlich wenig.

Dass "Neighbors" über weite Strecken eher trocken und merkwürdig unkomisch wirkt, liegt an verschiedenen Faktoren. So wirken sowohl Aykroyd, als auch Belushi oftmals eher unzufrieden und bieten wenig Spielfreude. Hier zeigen sich wohl eindeutig die Probleme, die es bei der Produktion gegeben hat. Zwei SNL-Legenden brauchen Luft zum Atmen und Improvisieren. So wurde das Screenplay immer mal wieder umgeschrieben, was wiederum die Produzenten verärgerte. Am Ende ist dieser Ärger allgegenwärtig. Die Performance der beiden Hauptdarsteller wirkt forciert und somit verkrampft. Von der starken Chemie, welche die beiden als Blues Brothers auf der Bühne und in den Kinosälen bewiesen, ist kaum etwas zu spüren.

Wenn die Geschichte nach 30 Minuten etwas Fahrt aufnimmt und das Chaos beginnt, gibt es hier und da ein paar witzige Momente: so z. B. die ständigen Avancen die Ramona (heiß: Cathy Moriarty) dem biederen Earl macht. Aykroyds Psychofigur mit Nazieinschlag Vic, den er blondgefärbt und mit blauen Kontaktlinsen gibt, hält auch amüsant gegen Belushis Spießereinlagen. Ein vertrauter Komödienkontrast also. Dennoch: so wenig Humor bei einem solchen Hauptdarsteller-Duo ist fast schon kriminell. Wer richtig gute Gags oder Gespür für Timing sucht, der wird hier nicht fündig.

Ärgerlich ist auch der Musikeinsatz. Ursrpünglich sollte Tom Scott den Film musikalisch untermalen, letztendlich entschied man sich aber für Bill Conti, der mit Avildsen bereits bei "Rocky" zusammengearbeitet hatte. Was auch immer Conti vorhatte, es hilft dem Film zunächst wenig, untermalt sogar nur zusätzlich die Schwächen. Sind die ersten 30 Minuten Film schon eigenartig trocken und wenig heiter, so liefert Conti dafür merkwürdig bedrohliche und dick aufgetragene Klänge. Dass der Film in der ersten Stunde sogar komplett nachts spielt, verleiht dem ganzen in der Kombination eine ungeheure Trostlosigkeit, da, wo man sich eine heitere Komödie gewünscht hätte. Dies wird durch die spärliche Ausleuchtung noch verstärkt. Dass Tom Scotts ursprünglicher Score noch düsterer sein sollte, kann man kaum glauben. Erst in den letzten Minuten wird auch die Musikuntermalung amüsanter, wenn auch extrem comichaft. Das ist dann aber eine willkommene Abwechslung. Ansonsten sorgen "The Doors", "Dead Kennedys" und die "Bee Gees" für Stimmung.


Am Ende wird klar, dass die vielen Probleme am Set und die Stimmung unter den Beteiligten hier etwas verhindert haben, das wirklich witzig hätte sein können. Regisseur John G. Avildsen fehlte in jedem Fall das Händchen, das John Landis oder Ivan Reitman zur damaligen Zeit hatten. Drama? Kann er. Komödie? Hier auf keinen Fall. Wo andere Filmemacher Humor auch durch Schnitt und Kameraarbeit liefern, wird sich hier nur auf die Darsteller verlassen. Aykroyd und Belushi hätten am Ende vielleicht mehr überzeugt, wären sie bei ihren vertrauten Rollentypen geblieben, denn beide wirken alles andere als selbstsicher im Umgang mit ihren Figuren. Die massiven Drehbuchänderungen sprechen auch eine eindeutige Sprache und am Ende macht der Film prinzipiell wenig Sinn. Man könnte fast weinen, denkt man an die "Blues Brothers" zurück und an das, was mit Belushi noch hätte kommen können. Mit halbwegs trockenen Augen ist "Neighbors" knapp unterdurchschnittlich. Dann lieber zum x-ten Mal "The Burbs" - "Meine teuflischen Nachbarn", der ist ähnlich gelagert und hat alles, was "Neighbors" fehlt.

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