Buffalo Bill und der Indianerhäutpling (1952, s/w) von Bernard B. Ray
...William Frederick Cody - besser bekannt als "Buffalo Bill" (Clayton Moore) und sein Freund "Cactus" (Slim Andrews) werden Zeuge, wie Indianer im Begriff sind einen Siedlertreck zu überfallen. Sofort eilen sie zu Hilfe und können im Schutz der gerade noch rechtzeitig gebildeten Wagenburg das Unheil abwenden. Doch irgendwas schmeckt Cody an diesem Überfall nicht! Für ihn verhalten sich die Indianer untypisch. Aber auch mit den Siedlern stimmt etwas nicht! Cody, der von der Regierung beauftragt wurde für Häuptling "White Cloud" (Chief Yowlachie) und seinen Stamm eine Rinderherde zu überbringen, versucht dabei Licht ins Dunkel zu bringen. Der fiese Schurke Blake (Edward Phillips) will mit seinen Männern jedoch die Rinderherde vertreiben und somit das Unterfangen von Cody sabotieren, da er Gold im "Tomahawk Territorium" vermutet und an keinem guten Verhältnis zwischen Weißen und Indianern interessiert ist. Der ausgehandelte Frieden zwischen "White Cloud" und der Armee sollte jedoch nicht unnötig belastet werden und so sind Cody und Cactus doppelt gefordert. Doch Blake ist gerissen und die Lage droht zu eskalieren...
Uiuiui - gleich drei große Überraschungen in nur einem Film, der im Grunde gar nicht so schlecht ist!
Zuerst die beiden Negativen - dies ist jedoch keine Kritik an der Veröffentlichung der DVD und ihrer technischen Beschaffenheit!
Von 1952 oder von 1932??? Ich konnte es einfach nicht glauben und so habe ich mehrfach recherchiert:
- Kaum noch lesbares Copyright im Vorspann "MCMLII" - Also ja!
- Div. Seiten im Internetz bzgl. Produktionsangaben - Ja, korrekt!
- Jahrgang und somit Alter von Clayton Moore im Film - Stimmig? Ja!
- Im Film auftretende Band "The Broome Brothers" - Aktiv in den 1950ern, also auch ja!
Okay, überzeugt bin ich zwar immer noch nicht, aber ich finde auch keine Bestätigung für meine Zweifel!
Puuuh - was für ein Bild! Der Film, der kameratechnisch rüberkommt wie ein "Western von (vor)gestern", passt aufgrund seiner schwachen Konturen, Bildunschärfe usw. in die Stummfilmära von "Dick & Doof" - kein Witz! Auch hört man im Originalton, wie auch in der Synchronfassung Filmmusik, die an die längst vergangene Grammophonberieselung, ebenfalls aus der Stummfilmzeit erinnert. Welches arme Studio dreht denn Anfang der 50iger Jahre noch mit so veralteter Technik? Zumal ab 1951 schon viele (Kavallerie-) Westernproduktionen in Farbe gedreht wurden!
Auauauauau - und was für eine dt. Synchro!!! Man weiß nicht recht, ob man darüber lachen oder weinen soll! Wie kann man nur solche Dilettanten für diese Arbeit beauftragen? Sie sind keinen Cent wert! Es ist nicht nur die Langeweile, die diese Stimmen versprühen, es kommen auch noch handwerkliche Fehler dazu:
- Einer alten Indianerin verleiht man einen scheinbar osteuropäischen Akzent!
- "wagon train" wird nicht mit "Wagenzug" oder "Treck" übersetzt - nein mit "Trail"! Im Zuge dieser Verwirrung oder halbherziger Übersetzung ist vielleicht auch deshalb bei manchen Inhaltsangaben von "Güterzügen" die Rede, die im Film aber gar nicht vorkommen. Tststs...
- Naja und dann wäre noch das offen stehende Fenster dieses Hinterhof-"Tonstudios". Meistens hört man im Hintergrund Vögel munter zwitschern, was ja noch einigermaßen zur Atmosphäre passen würde, aber in freier Prärie hört man dann plötzlich noch ausgiebiges Kirchglockenläuten, wie an einem Sonntagvormittag. Und ja - auch ein Auto fährt vorbei!
Wer hier gerade ins Schmunzeln kommt, kann sich anschließend ja noch die Rezensionen bei AMAZON und die teils fassungslose Empörung und Verwunderung einiger Kunden durchlesen!
So, nun zum Inhalt des Films und damit zur positiven Überraschung. Wie gesagt wäre dieser Western mit einer besseren Bildqualität und vor allem einer professionellen dt. Synchro gar nicht so schlecht - vorausgesetzt man kann Planwagen- und Kavallerie-Western etwas abgewinnen, denn dieser Film streift beide Subgenres.
Ich kenne knapp 40 sog. "Planwagen-Western", also Western, in denen zu Beginn typischerweise ein Siedlertreck aufbricht und gegen Ende sein Ziel erreicht (oder auch nicht). Auf dem Weg dorthin sind die Siedler und ihre Planwagen vielen Gefahren ausgesetzt, was auch den eigentlichen Reiz darstellt. In den meisten Filmen dieses Subgenres läuft aber noch eine andere, teils dominantere Handlung parallel (wie in diesem Fall). Okay und in etwa jedem zweiten von diesen rund 40 Vertretern sieht man im Verlauf des Films auch eine Wagenburg - wenn sich also die Wagen aufgrund eines Indianer- oder Banditenüberfalls zu einem Verteidigungsring zusammenschließen. Einen der schönsten und detailliertesten Wagenburgkämpfe sieht man übrigens in der Karl May Verfilmung "Unter Geiern" (1964). In "Buffalo Bill und der Indianerhäuptling" kommt es im Verlauf des Films gleich zu 2(!) Wagenburgkämpfen - eine absolute Ausnahme! Und diese sind recht intensiv und ebenfalls detailliert!
Ja, zwei Wagenburgkämpfe hätte wohl keiner in diesem B- oder sogar C-Western vermutet - aber damit noch nicht genug! Es gibt auch noch eine Schlägerei, den Angriff auf ein US-Fort, sowie eine Bison-/Büffelherde zu sehen. Und das alles in nur kurzweilige 66 Minuten reingequetscht! Genauer gesagt 62 - die ersten 4 Minuten kommt eine Art Aufklärung und Einstimmung für die Zuschauer in Erzählform.
Tja, wirklich schade, dass der Film nicht nur Schwächen aufgrund des Alters, insbesondere der veralteten Technik, sondern auch wegen dieser minderwertigen Synchronisation und der lausigen Filmmusik hat. Von der Handlung wird einem viel geboten und bis auf wenige Minuten, wo gesungen wird, gibt es keine Längen. Unter anderen Umständen wäre er mir somit mindestens 7 Punkte, anstatt nur 5 wert!
Ich habe ihn übrigens als Zugabe auf der kürzlich erschienenen DVD Box "Attacke!" vorgefunden. Diese beinhaltet insgesamt 8 Kavallerie-Western, u.a. mit Top-Titeln wie "Ein Tag zum Kämpfen", "Pfeile in der Dämmerung", "Die schwarzen Reiter von Dakota" und "Aufstand in Arizona".