Mal wieder basiert eine taiwanesische Jugendserie auf einem japanischen Manga. Diesmal stand das Shoujo-Manga Hanazakari no Kimitachi e (?????????), kurz Hana Kimi, Pate. Obwohl die taiwanesische Serie den chinesischen Titel ?????? / Hua Yang Shao Nian Shao Nu trägt, wird auch sie der Einfachheit halber gern als Hana Kimi betitelt, was andererseits auf internationaler Ebene dann doch wieder für Verwirrung sorgen kann.
Inhaltlich geht es um Lu Rui Xi (Ella) aus Amerika, die ihrem Schwarm, dem jugendlichen Hochsprung-Star Zuo Yi Quan (Wu Chun) aus Taiwan, endlich näher kommen will. Sie beschließt deshalb, nach Taiwan zurückzukehren und die selbe Schule wie Quan zu besuchen. Dumm nur, dass das ein Internat nur für Jungs ist! Rui Xi zögert nicht lange, schneidet sich die Haare, ändert ihr Outfit und gibt sich fortan als Junge aus. Das klappt wunderbar. Der introvertierte Quan findet zwar gleich zu Beginn heraus, dass Rui Xi eigentlich ein Mädchen ist und verliebt sich schließilch in sie, verschweigt ihr dies aber aus Feigheit und bringt sie so immer wieder in blöde Situationen. Die restlichen Schüler des Internats, von denen die wenigsten (des Humorgehalts wegen) mit Grips gesegnet sind, halten Rui Xi natürlich für einen waschechten Jungen, was vor allem Fußball-As Jin Xiu Yi (Jiro Wang) schwer zu schaffen macht, da er sich sehr zu Rui Xi hingezogen fühlt, seine vermeintlich homoerotischen Neigungen aber gern unterdrücken würde.
Die Grundidee könnte einem bekannt vorkommen, sofern man den deutschen Film Seventeen – Mädchen sind die besseren Jungs kennt. So scheint sich denn in jedem Land einmal ein Mädchen als Junge getarnt in ein Jungeninternat zu schleichen, womit die Idee allein sicherlich schon einmal nicht neu ist. Was man in Taiwan aus Hana Kimi gemacht hat, ist das Jonglieren mit Klischees, die sich vom typischen Verhalten von Jungs und Mädchen bis zu dem von Schwulen erstrecken, was mitunter nervt, aber auch mal überaus amüsant sein kann. Das Verkleiden, Tarnen und Geheimhalten der wahren Identität sorgt für viel Verwirrungen und Situationskomik, die jede Person in der Serie irgendwie ein wenig homoerotisch erscheinen lässt.
Mädchenschwarm Wu Chun von der Boyband Fahrenheit verkörpert mit seiner Rolle als wortkarger, in sich gekehrter Quan, der seiner Leidenschaft—dem wenig aufregenden Hochsprung—den Rücken gekehrt hat, sicherlich noch den normalsten Charakter der Serie. Er bleibt stets als ruhender Pool, unergründlich und ein bisschen unnahbar, und macht dabei auch noch eine gute Figur. Trotzdem wirkt seine Vergangenheit arg konstruiert, um ins berühmte Schema F zu passen. Ella, Mitglied des Sängerinnen-Trios S.H.E, die Schauspielern leider mit Grimassenschneiden verwechselt, sieht schon allein mit ihren dichten Augenbrauen irgendwie männlich aus, weshalb sie für ihre Rolle als Mädchen in Jungengestalt mehr als passend ausgewählt ist. Trotzdem mimikt sie sich als überdrehtes Mannweib meistens eher nervtötend durch die gesamte Serie, zumal ihr Charakter Rui Xi auch nur bedingt sympathisch wirkt. Wenn man Ella bzw. ihren Charakter also nicht ausstehen kann, wird man dank ihrer Überpräsenz notgedrungen auch an Hana Kimi nur mäßig Freude haben. Einzig der liebenswerte Jiro Wang (ebenfalls Mitglied von Fahrenheit) weiß mit seinem gewohnt herrlich überzogenen Spiel wirklich zu gefallen, obwohl er auch in Hana Kimi mal wieder, wie auch schon in KO One oder It Started With A Kiss, die Rolle des eher dümmlichen Aufschneiders inne hat. Trotzdem schafft er es mit Leichtigkeit, seinem doofen, selbstverliebten Charakter Xiu Yi sympathisches Leben einzuhauchen (übertreibt es mit dem Overacting nach Xiu Yis "Outing" dann aber leider für einige Folgen gnadenlos).
Die restlichen Nebenfiguren wie etwa der schwule Arzt, der für Rui Xi als Seelenklempner herhalten muss, die rosa Klischee-Schwuchtel Yang Yang, der seltsame spirituelle Da Shu oder Danson Tang als schmieriger Frauenverführer Liang Si Nan sind alle mehr als unwichtig und verhalten sich entweder extrem beschränkt oder bleiben mehr als blass, haben aber alle ihre überaus amüsanten Momente. Wer einem hingegen wirklich auf die Nerven geht, ist Rui Xis Freundin aus Amerika, die für einige Folgen zu Besuch kommt, nur Ärger ins Internatsleben bringt und sich vornehmlich mit Xiu Yi in den Haaren liegt.
Zwar wartet Hana Kimi durchaus mit einigen netten Einfällen und vielen wirklich lustigen Szenen auf, doch ist die Handlung insgesamt zu dünn, um über die 15 Folgen getragen werden zu können und verschenkt auch noch einiges an Potential. Folglich gibt es einige Episoden mit Leerlauf, was teilweise nur langweilt. Wenn eine Episode dann rund 70 Minuten lang ist, ist das am Stück schon fast zu viel, vor allem, wenn ein neuer Handlungsfaden dann auch noch arg an den Haaren herbeigezogen wird, wie etwa das Verlorengehen im Wald, ein Typ, der Rui Xi sexuell belästigt, eine Miss-Wahl auf einer Jungenschule (bei der die Teilnehmer eine Folge lang als Transen herumlaufen müssen), diverse Ausflüge oder ein Wettstreit zwischen den verschiedenen Wohnheimen.
Vorhersehbar und vor allem harmlos bleibt es trotz Saufgelagen und Knutschattacken, dem ewigen "Gender Bending" und unterschwelliger Homoerotik. Letztendlich bleibt Hana Kimi also doch wieder nur eine taiwanesische Jugendserie, die sich auf die Handlung "Mädchen liebt Jungen und kämpft für die Liebe" beschränkt, allerdings vielleicht doch einen Tick verrücktere Rahmenbedingungen schafft als viele andere Serien. Einige wird es wohl freuen, dass der Kitsch dabei fast gänzlich außen vorgelassen wird. Vor allem das Ende fällt dann auch (zum Glück bzw. leider - je nach Geschmack) überraschend nebensächlich aus, so als wäre die Serie nur ein überlanger Prolog für die eigentliche Handlung (eine Fortsetzung wird es jedoch angeblich nicht geben).
Ob man die Serie mag oder nicht, wird sich gleich bei der ersten Folge feststellen lassen. Wer dann eher abgeneigt ist, sollte sich den Rest lieber ganz sparen, denn—trotz vielerlei Hoffen—wird die Serie nicht unbedingt besser, obwohl der Auftakt tatsächlich langatmiger und banaler inszeniert ist als die folgenden Episoden. Wer Wu Chun, Ella oder Jiro Wang mag, der darf ruhig einen Blick riskieren, ist er vor Vorfreude wahrscheinlich ohnehin schon vorher ganz versessen darauf. Wer nach Unterhaltung ohne Hirn sucht, darf sich das taiwanesische Hana Kimi mit Highschool-Knuddelfaktor ebenfalls zu Gemüte führen. Mitunter wird es nämlich doch mal ganz schön unterhaltsam.