Laura Smet ist gleichsam betörend wie verstörend, und irgendwann einfach nur gespenstisch scary. Ansonsten hat Philippe Garrel einen expressionistischen Artsy Fartsy Film über Liebe und Obsession gemacht, den man entweder ganz toll oder ganz mies finden kann (und das ist jetzt als Warnung zu verstehen). Manche sprechen von surreal; ich würde eher sagen, das Werk entzieht sich durch Konzeption und Produktionsgestaltung jeglichem zeitlichen Kontext, es abstrahiert Ort und Zeit und es versucht eine Aura der Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit zu erzeugen. Er spielt in einem nahezu menschenleeren, ruhigen Paris mit auffallend leeren Straßen und Bürgersteigen, und durch seine Schwarzweiß-Bilder sowie durch die Abstinenz jeglicher digitalen Technologien und aller Kommunikationskanäle (abgesehen vom klassischen Briefverkehr -- und wenn in diesem Film jemand auf einen sehnsüchtig flehenden Liebesbrief nicht antwortet, hat die Adressantin scheinbar keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme) suggeriert er eine vergangene Zeit. Doch andererseits parken da irgendwo am Bürgersteig moderne Fahrzeuge.
Losgelöst von unserer Zeit, aber doch in ihr verankert, schafft Philippe Garrel sich rigoros seinen filmischen Kosmos, der nach eigenen Gesetzmäßigkeiten so funktioniert, dass er in ihm das erzählen kann, was er zu sagen hat über Facetten und Aspekte und Definition der Liebe (um die psychologisch nicht unkomplexe Geschichte mal simplifiziert runterzubrechen).
Sehr einnehmend an diesem toll photographierten und blendend gespielten Film ist seine traumhafte Atmosphäre (das ist ein gemächlicher, fast meditativer Flow), bevor die Geschichte irgendwann in einen schuldgefühligen und wahnhaften Albtraum mutiert (vielleicht sogar ins Metaphysische transzendiert, was der Film geschickt offen lässt).
Das Beste und Packenste ist aber natürlich die aufgewühlte, meist von innerer Unruhe geprägte Liebesbeziehung der beiden Protagonisten, die stellenweise fast zu einer Einheit verschmelzen, dann wieder auseinander driften wie eine gerissene Eisplatte. Was der Film an Momenten zwischen diesen beiden Menschen schafft, ist phantastisch:
Ohne hier jetzt ins Detail zu gehen: Das ist oft sehr intensiv, menschlich nachvollziehbar und psychologisch wahrhaftig, emotional packend, und teils schmerzlich traurig oder auch wütend machend, was dieser Film über Liebe, Eifersucht, gekränkte Eitelkeiten und Obsession aufzeigt.