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Der „Reeker" ist eine Art Geist, der zwischen unserer Welt und dem Totenreich umherwandelt. Einst war er ein sadistischer Psychopath, der offenbar im Auftrag einer höheren, nicht genannten Macht Dutzende Menschen zu Tode quälte. Jetzt aber erst erfährt der interessierte Zuschauer, wie es anfing mit dem nach Tod und Verwesung riechenden „Reeker" (auf deutsch etwa „Stinker"), dem wir ja bereits vor drei Jahren beim Morden zuschauen durften.
 
Die Einführung des in den 70er Jahren noch lebenden, Stimmen hörenden Killers genügt durchaus routiniertem horrorfilmischem Standard und ist innovativ in Szene gesetzt. Nachdem er auf dem elektrischen Stuhl gleichgültig seinen letzten Lebenshauch ausgepustet hat, kehrt der Psychopath 30 Jahre später unverhofft zurück, um den jungen Leuten erneut zu zeigen, wie man richtig stirbt. Die Morde sind durchaus brutal in Szene gesetzt, wenn auch nicht in einem Maße, in dem  etwa ein Alexandre Aja zuschlägt. Auch ist die ein- oder andere Szene in einer Weise sadistisch, dass die Schere an einem schlechten Tag der bundesdeutschen Zensoren und Volksverbesserer durchaus zu schnibbeln hätte beginnen können. Dem war glücklicherweise nicht so.
 
Die Szenerie beschert dem routinierten Horrorfan nichts Neues: Der US-amerikanische Südwesten - Wüste, Einöde, Sheriffs, Einsiedler und Horror. Und ein bisschen Humor! Allerdings dauert es eine ganze Weile bis das Monster nach dem ersten Mord wieder in Aktion tritt, was bei Horrorfilmen dieser Güteklasse keine Seltenheit ist. Die 84 Minuten Zelluloid müssen ja rumgebracht werden und gute Effekte sind teuer. Also lässt sich unser sadistischer, misanthroper Geist Zeit mit dem Nacheinanderausmerzen der kleinen, von ihm in seiner Zwischenwelt gefangenen Schar.
 
Über die leider vorhandenen Längen hilft überraschender Weise eine passable deutsche Synchronisation hinweg, die dem Film tatsächlich eine vorgebliche Qualität verleiht, welche die englische Sprachspur verweigert. Selten genug kommt es vor, dass die Synchronisation dem Original vorzuziehen ist. Letzteres ist etwa manchmal dann der Fall, wenn der Streifen zu sehr B-Film ist und durch hinzugefügte Professionalität aufgewertet wird. Die englische Sprachspur verrät in amüsanter Deutlichkeit, dass die Darsteller besseres vorgehabt hätten, als mitten in der Wüste einen Stinkergeist zu bekämpfen. Doch die deutsche Synchronisationskultur, die weltweit mit Abstand die qualitativ hochwertigste ist, hilft hier aus. Danke dafür!

„No Man's Land - The Rise of the Reeker" ist ein passables, bisweilen blutiges B-Horrorfilmchen, das dem geneigten Fan problemlos über einen Abend ohne Freundin hinweghelfen sollte. Der neue Reeker ist immerhin brutaler und abwechslungsreicher als gewohnt. Wer allerdings nach Höherem strebt, dem sei gesagt, dass ein „The Hills have Eyes" (2006), der ja einen ähnlichen Schauplatz nutzt, in einer ganz anderen Liga spielt. Geschmacks- und Zeitsache!

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