Nach "The Departed" nimmt sich Drehbuchautor William Monahan (Königreich der Himmel) die Novelle "Body of Lies" von David Ignatius vor. Diese ist deswegen so interessant, weil man sich mit einem brandaktuellen Thema befasst, welches manchmal sogar täglich für Schlagzeilen sorgt. Es geht um die Bekämpfung des Terrorismus, hier speziell in Jordanien oder dem Irak.
Workaholic Ridley Scott (Alien, Gladiator) drehte nach "Ein Gutes Jahr" und "American Gangster" ein drittes Mal mit Russell Crowe zusammen. Mit satten 70 Millionen Dollar Budget schuf er einen spannenden, aber zu actionarmen Spionagethriller, der sich nicht richtig entscheiden kann.
CIA-Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) operiert direkt an der Front in der Abteilung Terrorbekämpfung. Sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russell Crowe) dagegen, leitet die Einsätze von zu Hause aus. Es gilt den Terroristenführer Al-Saleem (Alon Abutbul) aufzuspüren, dessen Organisation im Moment Bombenanschläge in der ganzen Welt begeht. Doch zuerst muss Ferris sich das Vertrauen des Geheimdienstchefs Hani Salaam (Mark Strong) verdienen und verliebt sich nebenbei in die Krankenschwester Aisha (Golshifteh Farahani). Doch Aisha wird plötzlich entführt und so muss sich Ferris in die Gewalt von Al-Saleem begeben.
Ich bin absolut kein DiCaprio-Fan, doch sein hartes und kompromissloses Auftreten in "Blood Diamond" hat ihm wirklich gut gestanden und genau das wiederholt er in "Der Mann, der niemals lebte" noch einmal. Hier sogar noch ein Stück abgebrühter, aber es gilt trotzdem harte Schale, weicher Kern. Als Agent Ferris schickt ihn sein Vorgesetzter Ed Hofman von daheim aus durch die ganze Welt. Von Jordanien, Irak, Amerika, bis nach Dubai. Man kann Scott hier wahrlich keine monotone Kulisse vorwerfen, besonders bei den Krisengebieten war man um authentische Sets bemüht. Die Bedrohung ist hier deutlich spürbar, jede Sekunde könnte hier eine Bombe hochgehen und oft gerät Ferris ins brenzlige Situationen.
Die Story verläuft gradlinig und wird einfach gehalten. Ferris ist hinter Al-Saleem her, dessen Aufenthaltsort natürlich unbekannt ist. Jedoch hat nicht nur Saleem Dreck am Stecken, auch die Vorgehensweise der CIA schmeckt dem Zuschauer nicht. Ed Hoffman bringt seine Kinder zur Schule, oder unternimmt etwas mit ihnen, währenddessen kommuniziert er mit Ferris und gibt Befehle, bei denen es meist viele Tote gibt. Auch das leben von ferris setzt er ohne zu zögern auf Spiel. Mit Hilfe von Satelliten weiss die Zentrale stets, wo Ferris sich befindet, doch im Endeffekt ist er komplett auf sich alleine gestellt. Daher versucht er Geheimdienstchef Hani mit ins Boot zu ziehen. Ferris ist auf gutem Wege, doch ständig pfuscht ihm Hoffman oder Firma ins Handwerk. Mit der Beziehung zwischen Ferris und Hani vergeudet Scott zuviel Screentime, doch der dickste Brocken ist die sich anbahnende Lovestory.
Ferris bendelt mit der Krankenschwester Aisha an und das will nicht so recht zum Geschehen passen. Immer mehr driftet der Film von seiner klaren Linie ab und wird kurz vor Aishas Entführung sogar ein wenig langweilig. Auch zwischendurch hat "Der Mann, der niemals lebte" immer wieder kleine Durchhänger. Scott lässt es nur selten krachen, aber die blutigen Shootouts und die großen Explosionen haben es wirklich in sich. Ein wenig zu kurz geraten ist das Finale mit kleiner Folterung. Immerhin bleibt Scott der Realität größtenteils treu, so kommt auch die CIA keineswegs gut weg.
Neben DiCaprio und Crowe in den Hauptrollen, dürfte nur Mark Strong (Syriana, Babylon A.D.) als Hani Salaam recht bekannt sein, aber auch die mir unbekannten Mimen machen einen überzeugenden Job.
Scotts neuestes Werk hat mich nicht so richtig überzeugt. Der Film wirkt ein wenig unentschlossen, ist zu geschwätzig und die Lovestory will nicht passen. Sein hohes Tempo kann der Film oft nicht halten, trotzdem fesselt der Kampf gegen den Terrorismus und an der Inszenierung gibt es nichts zu bemängeln. Die wenigen Actionszenen sind krachig, die Darsteller top.