Also gleich mal vorneweg: Ich habe das Buch mehrfach gelesen und konnte somit nicht unvoreingenommen in diesen Film hineingehen. Die Mühle in meinem Kopf ratterte - besonders nach der der Premiere vorweggegangenen Ankündigung der Produzentin/des Regisseurs, möglichst werktreu zu arbeiten - somit unbarmherzig, um Vergleiche zwischen Buch und Film anzustellen. Mag sein, dass jemand, der das Buch nicht kennt, den Film großartig findet (was bei einigen meiner Begleiter auch so war). Als Fan des Buches muss ich da allerdings deutliche Abstriche machen.
Ganz deutlich wird der Unterschied zwischen Film und Buch - der sicher mit der allgemeinen Problematik einer solchen Umsetzung zusammenhängt, aber nichtsdestotrotz schwer wiegt - bei einer Figur: Juro. Im Buch bleibt er lange Zeit der dumme Küchenjunge, der sich später Krabat annimmt, zunächst noch ohne dass dieser ihn durchschaut (Stichwort Bannkreis: "Das wehrt die Fliegen ab."). Der Film verzichtet aber völlig darauf, zu erzählen, warum Juro sich dumm stellt. Nämlich weil es immer der magisch mächtigste unter den Gesellen ist, der am Ende des Jahres sterben muss.
Meiner Meinung nach das größte Manko des Films ist jedoch die Darstellung und daraus folgende Wirkung der Mühle und seines Meisters. Während Krabat sich in der Buchvorlage einer finsteren und übermächtigen Einheit aus Mühle und Meister gegenübersieht, ist diese mir im Film zu brav geraten. Der Meister wirkt zu menschlich, die Mühle zu wohnlich. Am Meisten kommt das in der Szene zur Geltung, als Krabat versucht, aus dem Koselbruch zu fliehen: Der Buch-Krabat versucht immer wieder, die Mühle zu verlassen. Aber irgendetwas - und weder Krabat noch der Leser kann sich erklären, was es ist - sorgt immer wieder dafür, dass Krabat zu seiner eigenen Verzweiflung nach einer Nacht wieder vor der Mühle steht. In der filmischen Umsetzung bleibt es (verständlicherweise) bei einem einzigen Versuch, bei dem aber nicht darauf verzichtet wird, den Meister zu zeigen, wie er Krabats Schritte auf einer Karte lenkt. Dadurch geht allerdings sowohl die unheimliche Wirkung der Mühle, die in der Vorlage ihre eigene Magie zu besitzen scheint, als auch die Unantastbarkeit des Meisters verloren, indem er sozusagen "bei der Arbeit" gezeigt wird.
Vor diesem Hintergrund erschließt sich auch nicht wirklich, warum Juro mit Krabat das "Widerstehen" übt. Im Buch ist die Situation die, dass Krabat sich bei der Probe am Sylvesterabend seinem Mädchen dadurch zu erkennen geben soll, dass er sich eben anders verhält als die anderen Raben, indem er dem Meister und seiner unterschwelligen Macht widersteht. Diese Situation kommt im Film gar nicht erst zustande. In der Umsetzung des "Showdowns" fehlt somit komplett der dramaturgische Clou Preußlers, der das Buch für mich zu etwas so Besonderem macht. Man stelle sich die Geschichte des Buches einmal vor: Krabat kommt im Laufe seiner drei Lehrjahre (im Film übrigens nur zwei) langsam hinter die Geheimnisse der Mühle und seines Meisters, die eine unüberwindbare Gegenmacht darstellen, er schmiedet zusammen mit Juro einen Plan, wie der Meister dennoch zu überwinden ist, der aber total in die Hose geht ... und dann kommt dieses Mädchen hereinspaziert und nimmt "ihren Burschen" einfach trotzdem mit. Sie erkennt ihn durch ihre Liebe, gegen die alle bösen Mächte einfach machtlos sind. Wow!
Somit bleibt für mich nur zu sagen: Fans des Buches (und alle anderen eigentlich auch) sollten lieber nochmal selbiges zur Hand nehmen und dem Film in ihrem eigenen Kopf genießen. Wer dennoch nicht darauf verzichten will, sich den Film anzusehen, dem wünsche ich viel Vergnügen mit den zugegebenermaßen für deutsche Verhältnisse wirklich passablen Special Effects, einem rundum sehr gut aufspielenden Daniel Brühl, einer sonst eher durchwachsenen Schauspielerleistung (allen voran Hauptdarsteller David Kross) und einer Filmmusik, die für mich doch ein wenig zu sehr nach "Herr der Ringe" klingt.