An alle, die gedacht haben, dass der Begriff "Pumpe-Düse-Technik" ausschließlich Kfz-Motoren vorbehalten sei: dieser Film belehrt Euch eines Besseren.
Zunächst muss ich gestehen, dass ich in der asiatischen Filmwelt nicht allzusehr zuhause bin. Da ich jedoch ein unbändiges Verlangen nach Filmen habe, in denen das Wort "Gore" bereits im Titel vorkommt (man denke nur an "Goblet of Gore" von Andreas Schnaas), landete dieser Silberling gestern Abend in meinem DVD-Player. Und hey, was ich da in den ersten zehn Minuten gesehen habe, war beeindruckend: da wird ein wilder Zausel von einem halben Dutzend hochgerüsteter Special-Squad-Bullen so was von durchlöchert, aber anstatt seinen letzten Atemzug zu röcheln, wächst eine neue Kettensäge aus seinem Armstumpf, die zielsicher ihren Weg in die Köpfe seiner Bedränger findet. Währenddessen sitzt die Polizistin Ruka in ihrem Polizeiauto und ritzt sich den Unterarm mit einer Rasierklinge, bis sie schließlich mit einer Mischung aus Rakete und Rohrbombe zu dem Ungeheuer düst, um ihm mit Nachdruck den Garaus zu machen. Dies gelingt ihr auf eine Art und Weise, die sich wie ein roter Faden (hihi) durch den Film zieht: aus jeder abgetrennten Gliedmaße spratzt das Blut mit einem solchen Druck heraus, dass die entstehenden Fontänen sämtliche Stadtbrunnen zwischen Hammerfest und Gibraltar aussehen lassen, als wären sie sudanesische Wadis. Und an abgetrennten Gliedmaßen mangelt es im monsterverseuchten Tokyo am allerwenigsten.
Während wir uns noch verdutzt die Augen reiben und uns fragen, ob wir nicht in eine Transformers-Parodie geraten sind, erhalten wir in einem grünen Autopsieraum die Erklärung: bei den so genannten Maschinen handelt es sich um Kriminelle, die zum Zwecke des Verbrechens ihre Körper in Waffen umgewandelt haben. Wenn sie verwundet werden, verwandelt sich ihre Wunde in eine noch grausamere und brutalere Waffe. Na, das klingt doch nach einem wahren Schlaraffenland für Effektexperten...
...und das ist es auch. Zusammen mit unserer ebenso hübschen wie unglücklichen Begleitung Ruka begegnen wir u.a. Schlauchauge, Schneckenfrau, Säurenippel und Killerklöte, schauen Werbespots für die Tokyoter Polizei und für die neuesten Ritzinstrumente, erfahren dass Harakiri auch Selbstmord ist und erleben eine neue Dimension des Schlüssel-Schloss-Prinzips, immer wieder garniert durch Ansagen einer exaltierten Polizeisprecherin. Sehr beeindruckt war ich auch vom Haustier Marke Eigenbau des Endfieslings, woraus sich aber keinesfalls meine sexuellen Präferenzen ableiten lassen.
Dieses Werk hat einfach ne Menge Humor, der mich über die kleineren Längen und Lücken hinwegsehen lässt. Er ist dergestalt schräg, schrill und abgedreht, dass ich erst am Ende gemerkt hab, dass ich ne ganze Tüte Habanerochips gefuttert habe. Wahrscheinlich, um meinen Magen zu beruhigen. Denn vor allem ist der Film eines nicht: unblutig.
Wie gesagt, so richtig warm oder gar heiß werd ich mit asiatischen Produktionen einfach nicht so... und verleihe hiermit "Tokyo Gore Police" respektvolle 7 von 10 Wasabinüssen.