Frank Zito ist ein kaltblütiger Serienmörder, der eine Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Nachts zieht er los und geht auf die Jagd nach jungen Frauen, die er brutal umbringt und anschließend skalpiert. In seiner kleinen Wohnung beherbergt er ein Horrorkabinett verschiedener Schaufensterpuppen, denen er die Sklaps aufsetzt und Zwiegespräche mit seiner verstorbenen Mutter führt. Als er eines Tages der Fotografin Anni begegnet ändert sich plötzlich sein Verhalten, da er sehr viel für sie empfindet. Doch auch sie kann seinen mörderischen Trieb nicht bändigen.
So viel zur Story von William Lustigs harten Slasher "Maniac" von 1980, der mittlerweile ein Remake erhalten hat und noch heute zu den absoluten Klassikern des Genres zählt.
Nicht zuletzt die blutrünstigen Special Effects von Tom Savini brachten "Maniac" eine bundesweite Beschlagnahmung ein und gehören mit zum besten, was Savinis Oevre als FX-Künstler zu bieten hat.
"Maniac" ist ein ziemlich ungewöhnlicher Film für seine Entstehungszeit - er ist zwar ganz klar an Hitchcocks 20 Jahre zuvor entstandenen "Psycho" orientiert, stellt aber hier vielmehr das Psychogramm und das Innenleben eines geisteskranken Serienkillers in den Vordergrund.
Während bei "Psycho" lange Zeit ungewiss war ob der unscheinbare Norman Bates ein Killer ist, so wird in "Maniac" auf das klassische "Whodunnit?" verzichtet und die Fronten von Beginn an ganz klar abgesteckt.
Hier geht es um die innerliche Zerrissenheit eines Menschen, traumatisiert durch eine von körperliche Zucht und Strafen durch die Mutter geprägte Kindheit, die ihre Liebschaften vor dem Wohl des Sohnes stellte und ihn nach Belieben mit Schlägen traktierte oder mit brennenden Zigaretten quälte.
Und dennoch verband den Jungen zur dominanten Mutter vor und nach ihrem Tod eine krankhafte Hassliebe, die zur Besessenheit und letzten Endes zu seinen abscheulichen Taten führte.
Dieses Psychogramm wird lediglich durch die graphisch dargestellten Gewalttaten des Killers unterbrochen, der genial von Joe Spinell dargestellt wird. Er liefert eine beachtliche One-Man-Show ab, die mit zu den besten Darbietungen gezählt werden darf, die man in einem Film dieses Genre jemals zu sehen bekommen hat.
Seine innerliche Unruhe, seine brutalen Übergriffe und seine anschließende Verzweiflung über das, was er getan hat, nimmt man ihm in jeder Szene ab und verleiht "Maniac" sogar einen gewissen Anspruch - auch wenn gewisse Handlungsmuster und die Opferwahl teilweise im Widerspruch zum Motiv des Killers stehen und nicht immer schlüssig erscheinen.
Leider verwirft Regisseur Lustig diesen Anspruch viel zu oft, in dem er die Greueltaten so realistisch wie möglich darstellt und sie dadurch einen selbstzweckhaften Stempel aufgedrückt bekommen, was letzten Endes diverse Zensurmaßnahmen oder Verbote zur Folge hatte.
Regisseur Lustig inszenierte seinen kruden Schocker auf hohem Niveau - auch wenn seine Filmographie mit Genre-Perlen wie "Maniac Cop 1 - 3", "I Want You Dead, Uncle Sam" oder die Selbstjustizorgie "Vigilante" aka "Street Fighters" keine anspruchsvollen Werke aufweisen kann.
William Lustig bewegt sich routiniert auf dem Sektor des preisgünstigen B-Movies und weiß, wie er das Publikum zum Zittern bringt.
Die Kamera überzeugt mit einigen ungewöhnlichen und einfallsreichen Perspektiven genauso wie der vielffältige Score. Komponist Jay Chattaway schafft es in den ruhigen Minuten des Films den Kampf Franks mit seinen inneren Dämonen mit einer entsprechend ruhigen, nahezu melancholischen Melodie kongenial umzusetzen.
In den harten Sequenzen überzeugt Chattaways Score mit Kraft und Dynamik, die den Nervenkitzel in den Slasher-Momenten perfekt zum Ausdruck bringt.
Spinells darstellerische Leistung, Savinis realistische Effekte und Lustigs Gespür für Atmosphäre - alles ist trotz des knappen Budgets über jeden Zweifel erhaben.
Zu den spannendsten und auch nervenaufreibendsten Szenen des gesamten Films gehört sicherlich Franks nächtliche Jagd nach seinem neuen Opfer in den menschenleeren Fluren einer U-Bahnstation.
Leider - und das ist das größte Manko des Films - verliert sich "Maniac" zu oft in der selbstzweckhaften Darstellung der Morde, anstatt die Spannungsschraube wie in solchen dramatischen Szenen unaufhörlich anzuziehen.
So verschenkt "Maniac", der als Schocker beworben wird, viel an Spannungspotential und lässt Frank viel zu leichtes Spiel mit seiner Beute. Dass die Bordsteinschwalbe ebenso ihr Leben verliert wie das Fotomodell Rita ist mehr als offensichtlich und zugunsten eines spektakulären Mordes wird auf Suspense leider viel zu oft verzichtet.
Vor allem im Finale, das viel zu überraschend und in einer theatralisch anmutenden Friedhofssequenz eingeleitet wird, wird mehr als deutlich, dass das Portait des Killers nur Mittel zum Zweck war, um möglichst viele blutige Schockmomente in "Maniac" einbauen zu können.
Der finale Höhepunkt ist trotz derbster Maskeneffekte und einer Enthauptung als Teil einer Halluzination, unspektakulär, unspannend und wirft zu viele Fragen auf.
Insgesamt steht die selbstzweckhafte Inszenierung dem "anspruchsvollen" Portrait eines Psychopathen befremdlich gegenüber und kann letzten Endes leider nicht voll und ganz überzeugen.
6/10