Review

Ich habe bereits viele Backwood Slasher Filme gesehen und es gibt wirklich gute Vertreter in diesem Genre (ich denke da an "Eden Lake", "Wrong Turn", die TCM Reihe natürlich, einige andere und meinem ALL-TIME Fave "Severance"), aber was uns in "Scarce" geboten wird ist eine absolute Frechheit.

In nahezu jeder Beziehung, unter der man einen Film betrachten und bewerten kann, ist "Scarce" grottenschlecht.

Unterirdische Charakterzeichnung, zu denen die schlechten Darsteller voll und ganz passen, dümmlichste infantile Dialoge, eine Dramaturgie gibt es nicht.

Die Einleitung ist so klischeebeladen billig, stellt kurz die Protagonisten und spätere Opfer vor, zeigt natürlich dazu noch ein bisschen urtypisches Saufgelage und weibliches Fleisch zur Schau und schon gehts weiter auf die eigentliche Reise und ins Verderben (sowohl für die Heroen als auch für den Zuschauer). Es folgen blödsinige Neben-Dialoge, die einfach nur langweilen und an einen Kindergarten erinnern.

Angekommen in der tiefsten kanadischen Winterlandschaft kommt das nächste Klischee: Man legt sich natürlich an mit den Einheimischen, in dem für diese Filme fast schon üblichen Hinterwäldler Truck Stop, in dem jeder jeden kennt, nur die Hauptdarsteller natürlich niemanden. Die Hillbillies werden so übel dargestellt und verkörpert, dass jeder sofort und direkt weiss: "Die haben alle einen an der Waffel, stecken alle unter eine Decke und wir werden sie wiedersehen, wenn das Geschlachte losgeht."

Ein paar Minuten später folgt der obligatorische Unfall auf einer noch weiter entlegenen Strasse und die Wanderung zweier Protagonisten auf der Suche nach Hilfe für den dritten, die selbstverständlich in einer einsamen Berghütte zum Erfolg führt. Dort treffen unsere Helden auf einen merkwürdigen "Einsiedler", der dort als Jäger haust und sein Essen noch durch "ehrliche und harte Arbeit" verdient. Die Eindringlinge in das verschneite Heim wachsen dem Herrn des Hauses bereits nach 3 Sätzen und gegenseitigen Entschuldigungsbekundungen ans Herz und sie werden mit "liebevoll angerichteter Hausmannskost" bestens bewirtet (der erfahrene Film-Kenner weiß bereits dort, dass dieser Schmaus später wieder den Rückwärtsgang einlegt). Der Jäger ist ebenfalls völlig schlecht gespielt, die gesamte Körpersprache erinnert an einen Laiendarsteller aus der Knoppers Werbung.

Nach dem Zusammentreffen mit dem Jäger bei Spielzeit ca. 22:00 Minuten dauert es unendliche Dialoge, dramaturgische Tiefen und meist sinnlosem Plot und Sage und Schreibe 20 Minunten bis zur nächsten Entwicklung im Sinne der Story. Und dann finden sich die beiden verbliebenen Protagonisten innerhalb einer Minute in der Gewalt der Hillbillies wieder, gefesselt-geknebelt-ausgeliefert. So kanns scheinbar gehen, wenn man einen Augenblick nicht aufpasst. Komisch nur, dass der Jäger sich dafür so lange Zeit gelassen hat ob der Übermächtigkeit seiner selbst und der seines Kumpans, wie es uns später der Verlauf des Films vermitteln will.

Ein Wiedersehen mit ihrem Freund gibt es, als sie sich gefesselt und geknebelt an einem Deckenbalken wiederfinden, an dem schön unnötig und sinnlos, schreiend herumgerüttelt wird, und sie das weitere "grauenhafte Geschehen" beobachten müssen.

Die folgenden Sequenzen sind so stümperhaft dargestellt (zB die Vorführung im Schnee, das Graben im Schnee), dass man nichts aber auch gar nichts der Situation abkauft. Ein verlorenes Taschenmesser ermöglich später den beiden Überlebenden die Befreiuung, mit diesem bekommt einer der beiden mit unglaublicher Fingerfertigkeit die eigenen Fesseln in sekundenschnelle auf, nur bei seinem Kumpanen trotz nun freien Händen, klappt das nach etlichen Versuchen nicht, und so muss er ihn im Keller hängen lassen. Was folgt ist eine so dermaßen unglaubwürdige Handlungsweise des Befreiten, dass man nur von einer Beleidigung der Intelligenz eines zuschauenden Homo Sapiens sprechen kann. Der Fluchtversuch, der wohl ein wenig Spannung und Hoffnung erzeugen sollte, ist dann auch schon nach 2 Minuten (!!!) weiterer Spielzeit vorbei und alles ist wieder beim alten.

Wer jetzt noch nicht abgeschreckt ist, dem sei gesagt wir sind bei Spielzeit ca. 58:00 und unsere Helden müssen noch weitere 30 Minuten überleben bzw. wir uns noch weitere 30 Minuten quälen.

Es folgen Kau- und Fleischzerteil-Sequenzen, dem Zuschauer bleibt es überlassen ober er das mit zunehmender Verstümmelung unserer Helden in Zusammenhang bringt, oder ob es nicht doch eher Schnitzel vom hiesigen Fleischer sind. Ich persönlich bekam mehr Hunger auf leckeres Filet aus der Pfanne, als dass mir der Appetit auf n saftiges Stück Fleisch vergangen ist.

Die Hillbillies lassen die zwei nochmal frei, um ganz nach alter Manier den Jagdtrieb zu befriedigen. Auch dieses Stück Plot wird in keinster Weise interessant ausgenutzt, schlussletzendlich finden wir alle wieder einmal in besagtem Folterkeller wieder, tiefgekühlt, denn bekanntlich lässt sich Halbgefrorenes besser portionieren als Aufgetautes.

Zum Schluss gibt es nochmal klischeehaft weibliche Brüste zu sehen, scheinbar ein Folterkeller für Skihasen (aus Kannibalen Sicht hat man hier männlichem Speisefleisch den Vorzug gegeben), dann eine angedeutete Zerlegung eines Menschen, bei der man im Ansatz bereits erkennt, dass der Darsteller nicht richtig zuschlägt und dann die Off-Blende mit Soundeffekten alles weitere im Kopf des Zuschauers richten soll (es fehlen manchmal echt die Worte um das stümperhafte Machwerk zu beschreiben). Das Ende stellt dann ein schreiendes Mädel im Schlachterkeller dar, wobei die Kamera ganz im Stile des 70er Jahre Kinos ein Still-Picture heranzoomt, gepaart mit einem Queen-Scream, und uns so noch den letzten Glauben an modernes Kino raubt.

Ein vernichtendes Urteil gibt es auch für die Special Effects: Es wird nur angedeutet, nichts gezeigt, man fragt sich wirklich wie niedrig das Budget des Films gewesen sein muss. Es gibt keine Einschlusslöcher, weder aus Gewehren, noch aus Bogen oder Armbrüsten, es wird geschossen und ein Körper ergibt sich des Laminats. Ein Zehennagel wird entrissen, man sieht den Ansatz der Zange, direkt danach einen blutenden Zeh, mehr nicht. Aus der Ferne gibt es angedeutetes, offen liegendes Fleisch, eine offen liegende Wirbelsäule. Derjenige fällt mit dem Rücken in den tiefen Schnee, steht wieder auf...und der Schnee ist weiterhin WEISS. Soso! Blut war wohl schon für die Suppe aufgebraucht!

Der Score ist über den Film verteilt recht ok....zu Beginn und zum Schluss gibts leider auch wieder nur klischeehafte Metal-Musik.

Man sollte sich, wenn man sich dieses absolut miese Stück Filmgeschichte überhaupt anschauen will, zur englischen Orginal Version greifen, denn die deutsche Synchro ist das ABSOLUT SCHLECHTESTE am gesamten Film. Die ersten 3 Minuten des Films reichen aus um einen Eindruck zu gewinnen.

Ein Gnadenpunkt für die ab und zu teilweise gut eingefangene Winterlandschaft Kanadas (Orginal-Schauplätze) und einen kleinen Witz eines Kannibalen ("Du wirst bald durch meinen Körper reisen, und danach bist Du nichts als meine Scheisse")

Fazit: Eine filmische Unverschämtheit und verschwendete Zeit, auch wenn man Fan ist.
1 / 10

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