Von den stark im Trend liegenden deutschen Eventmovies des Kalibers "Dresden" oder "Die Luftbrücke" erwarte ich ja schon lange nichts Gescheites mehr. Wolfgang Panzers (whoever?) Remake des großartigen Bernhard Wicki-Klassikers "Die Brücke" aus dem Jahre 1959 schlägt dem viel zitierten Faß geradezu den Boden aus und darf sich konsequent als mit Abstand miesestes Stück Film seiner Art präsentieren. Allein schon die widersinnige Konzeption, einen nüchtern inszenierten Antikriegsfilm als (vermeintlich) aufwändiges Eventmovie neu aufzulegen, verurteilt das Projekt geradezu zum scheitern.
Man weiss garnicht, wo man mit dem Kritisieren anfangen soll. Zunächst einmal wäre da die völlig übergewichtete Liebesgeschichte zwischen einer Lehrerin und ihrem Schüler, die nicht nur austauschbar und langweilig daherkommt, sondern darüber hinaus auch penetrant vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Ein sinnvoller Bezug lässt sich zu keinem Zeitpunkt erkennen und überhaupt erreicht die Charakterzeichnung zu keinem Zeitpunkt die Intensität des Originals. Vielmehr lässt sich die Intention vermuten, durch eine solch breitgetretene Nebenhandlung vom Reißbrett den Film massenkompatibler erscheinen zu lassen.
Vielleicht ist genau dies aber auch reines Mittel zum Zweck, denn der im Sinne eines Eventmovies natürlich betont auf Krawall setzende Einsatz der verblendeten jugendlichen Soldaten ist so dermaßen schlecht in Szene gesetzt, dass man fast schon wieder dankbar ist, wenn der Handlungsschauplatz wieder einmal zum Nebenstrang der Liebesgeschichte wechselt. Glaubhaft ist hier jedenfalls nichts geraten. Die Requisiten muten an, als kämen sie direkt frisch vom Ebay-Powerseller für Militaria, gleiches gilt für die armselige Handvoll Fahrzeuge. Tatsächlich hats ja sogar für die unglaubliche Menge von einem Sherman-Panzer und einer US-Halbkette gelangt! Wow! Doof nur, wenn direkt hinten dran ein nicht-zeitgenössischer Tank herzuckelt - schlaue Filmemacher wären hier mit dem idealerweise leicht umgestalteten) Sherman noch einmal vor die Kamera gefahren, anstatt sich so einen Fauxpas zu erlauben...
Einen historischen Berater hatte der Film wohl ohnehin nicht. Ein solcher hätte auch wohl aufgemuckt, wenn das MG34 der einen Szene in der nächsten zum MG42 mutiert. Fällt allerdings letztlich kaum ins Gewicht, denn der Rest vom traurigen Fest gestaltet sich ebenso unglaubwürdig und unbeholfen. Talent zur auch nur im Ansatz realitätsnahen Inszenierung eines Gefechts lässt sich zu keinem Zeitpunkt erkennen. Stattdessen wird realitätsfern in der Gegend rumgeballert, wobei mitunter sogar ungewollte Schiessbuden-Atmosphäre aufkommt.
Diese bietet dann den perfekten Rahmen für die teils gerade zu unerträglich kitschige Zelebrierung diverser Todesszenen. Diletantische Kameraspielchen wie etwa beim Sturz des Scharfschützen aus seinem Baumversteck durften hierbei ebenso wenig fehlen wie die völlig unpassende Untermalung besagter Momente mit sakral angehauchten, epischen Klängen. Entsetzte Gesichter dazu in den Reihen der jugendlichen Soldaten zwar vorschriftsmäßig allerorten, für den Zuschauer jedoch in diesem Kontext bestenfalls unfreiwillig komisch. Sicher, auch im s/w-Original wurde schon mal etwas theatralisch gestorben, dort stimmte aber im Gegenzug der völlig unheroische Grundton der in der Summe stets glaubwürdigen Handlung.
2008 ist man von diesem Ideal meilenweit entfernt. Nicht nur wirkt das gesamte Setting (gedreht wurde in Lettland!) mit Maus, Karabiner und Mann absolut künstlich, unadäquat und steril, auch erscheinen viele Verhaltensweisen massiv von heutigen Vorstellungen und unzeitgemäßem Vokabular geprägt.
Den recht engagierten Jungdarstellern kann man kaum einen Vorwurf machen, und selbst Franka Potente kann letztlich nichts für diesen rundum misratenen Versuch, einen Klassiker des Antikriegsfilms unter dem Heiligenschein eines pädagogisch wertvollen Remakes quotenwirksam auszuschlachten. Die Darsteller sind sicherlich noch mit das Beste am Film, auch wenn der ein oder andere Akteur schon mal zum Overacting neigt. Hier hat vor allem die Regie auf voller Linie versagt, aber wen wundert das schon bei einem Regisseur, der bisher eher durch "Tatorte" und andere belanglose TV-Kisten aufgefallen ist.
Fazit: Ein technischer wie inhaltlicher Totalausfall, wie er schlimmer kaum hätte eintreten können. Umso trauriger, wenn man bedenkt, dass ein professionell realisiertes 1:1 Remake durchaus an das bravoröse Original hätte anknüpfen können. So bleibt leider nur ein ziellos wie halbherzig umherirrender Torso von Bernhard Wickis zeitlosem Meisterstück, der dem Anspruch eines filmischen Mahnmals gegen den Krieg nur bedingt gerecht wird. Wenigstens hat man dankenswerterweise auf ein Happy End verzichtet...