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Deutlich erkennbar versucht "Der Knochenjäger" auf der gleichen Schiene wie etwa des hervorragenden Thrillers "Sieben" zu fahren, entwickelt dabei aber immer noch seinen eigenen Stil.

Der Zug kommt erst allmählich ins Rollen: Man nimmt sich viel Zeit mit dem Aufbau der Story und stellt zunächst die Charaktere vor, die sich zu Beginn noch nicht riechen können, später aber zusammen arbeiten, um den Serienkiller zu fassen. Es gibt wenig Höhepunkte, vielmehr nimmt die Spurensuche einen großen Part ein, denn der Zuschauer begleitet Amelia bei ihrer sehr zeitaufwendigen Arbeit. Von dem Mörder erfahren wir außer seinen bewusst hinterlassenen Spuren lange nichts, weil er im Hintergrund bleibt und nur maskiert in Erscheinung tritt. Wie so oft kommen die Ermittler immer einen Tick zu spät und können für die Opfer nichts mehr tun. Zutaten, die bekannt sind und hier nicht zu ersten Mal verwendet werden, denn die Leichen sind meistens schon verstümmelt (obwohl sich die Anzahl in Grenzen hält) und sollen schockieren, wobei die Wirkung hier nicht so stark ist wie bei "Sieben" oder "Resurrection". Das Ende hat seine positiven wie auch negativen Seiten. Für den Zuschauer ist es fast unmöglich vorauszusagen, wer der Serienkiller ist. Das Motiv hingegen scheint willkürlich aus der Luft gegriffen zu sein und ist irgendwie typisch für Hollywood.

Die Atmosphäre macht mittels eher ruhig gehaltenen Klängen und gut gewählten Tatorten, die aufgrund ihrer Dunkelheit immer unheimlich wirken, einen düsteren Eindruck, ist aber nicht so pessimistisch und depressiv wie in Finchers "Sieben", obwohl das Sonnenlicht hier auch kaum zu sehen ist. Manhattan wird zwischendurch immer wieder einmal aus der Vogelperspektive gezeigt, was den Großstadtdschungel noch verdeutlicht; wie ein riesiges Labyrinth, in dem der Killer optimalen Unterschlupf findet und kaum zu fassen ist. Durchweg leistete man eigentlich gute Kameraarbeit, denn hierbei hat man sich nach dem Vorsatz im Film, bei dem in Sachen Spurensuche Liebe zum Detail gefragt ist, gehalten. Gerade wenn bei den erwähnten Vogelperspektiven der Regen fällt, sieht das sehr schön aus.

Ein großes Augenmerk wurde ebenfalls auf die Charaktere gelegt, auf welche man sehr intensiv eingeht. Die Menschlichkeit Angelina Jolies Figur Amelia steht während der Spurensuche mehrmals im Vordergrund. Endlich einmal eine Rolle, in der Jolie es trotz unnatürlich aufgepumpten Lippen schafft, zu überzeugen.
Denzel Washington spielt den nach einen Unfall ans Bett gefesselten Detective Lincoln Rhyme, der in seinem Leben kaum noch einen Sinn sieht. Washington liefert in der Rolle des körperlich Schwerbehinderten das bestmögliche ab, allerdings ist ein völliges Aufblühen seiner Fähigkeiten aufgrund der Bewegungsunfähigkeit und den resultierend daraus fehlenden Gesten nicht ganz möglich. Über seine Filmfigur erfahren wir in diesem Fall sehr viel. Sogar die Ursache, die zu seinem Schicksal führte, wird gezeigt, was doch eher erstaunlich ist, aber anderseits auch eine langsam voranschreitende Story zur Folge hat. Selbst zum Ende geht man noch mehr auf den Menschen Lincoln Rhyme und sein zukünftiges Leben ein, sodass sich auch noch eine Botschaft zeigt. Wie hat man es hier schön formuliert: "Schicksal ist das, was man daraus macht."

Fazit: Die zäh voranschreitende Handlung weist wenig Höhepunkte auf, weil sie sich auch intensiv mit den Charakteren befasst. Auf den Spuren des schon öfter erwähnten, genialen Thrillers "Sieben" von David Fincher, den man als Maßstab nehmen muss, schafft es "Der Knochenjäger" nicht auf den Thron, kann sich aber trotzdem vom Mittelmaß absetzen.

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