Ein Serienkiller treibt in Manhattan sein Unwesen. Um ihn zu fassen, nimmt die Polizei den ehemaligen Detektiv Lincoln Rhyme (Denzel Washington) zur Hilfe, der seit einem schweren Unfall bewegungsunfähig an sein Bett gefesselt ist. Durch sein Zusammenspiel mit der attraktiven Polizistin Amelia (Angelina Jolie) wird die wahre Identität des Mörders Stück für Stück aufgeklärt. Doch der verfolgt in Wahrheit ein ganz anderes Ziel...
Erneut einer der düsteren Serienkiller-Filme made in Hollywood und ein zunächst sehr langweiliger. In der ersten halben Stunde passiert echt gar nix, die wird nämlich zur Einführung der Charaktere vergeudet. Da ist zum Beispiel eine scheinbar völlig sinnlose Passage aus Amelies Privatleben zu sehen, wie sie sich eines Morgens mit ihrem One-Night-Lover unterhält und gesteht, dass ihre Männer ständig wechseln (und die männlichen Zuschauer grinsen schelmisch). Fraglich, ob es überhaupt eine nähere Charakterbestimmung gebraucht hätte, denn alle Figuren in "Der Knochenjäger" sind total durchschaubar und so schon in Dutzenden Hollywood-Movies zu sehen gewesen. Denzel Washington ist Sympathieträger, das süße Häschen Angelina Jolie dient als Blickfang, wenn grad storymäßig nix los ist, Michael Rooker ist die Hassfigur in den eigenen Reihen etc.
Immerhin ist die Besetzung größtenteils prominent und mischt in der oberen Hollywood-Liga mit. Dennoch wirken auf mich die meisten falsch gecastet, am extremsten fällt das bei Ed’ O Neill auf, den man hier mal nicht als Al Bundy, sondern als ernsten Polizisten sieht. Das nimmt man ihm jedoch nicht ganz ab, typischer Fall von "An einer Paraderolle festgefressen". Angelina Jolie hat unter ihrer nervenden, schrillen Synchronstimme zu leiden, spielt ansonsten recht ordentlich. Für Fans von ihr sei gesagt, dass dieser Film ihre erotische Ausstrahlung nicht zelebriert, bloß am Ende darf man sie im schönen schwarzen Abendkleid bewundern.
Jetzt bin ich etwas abgeschweift, zurück zur Handlung: Die entwickelt sich entgegen erster Vermutung prächtig und besitzt nach etwa einer Stunde genug Drive, um gut zu unterhalten. Die Hatz nach dem Serienkiller reißt auch den Zuschauer mit, obwohl das Drehbuch vor Logiklöchern nur so klafft. Denzel Washingtons Gedankengänge sind total abstrus und überhaupt nicht nachzuvollziehen. Daneben ist die Motivation des Killers in etwa "Hä?" und außerordentlich dumm scheint er auch noch zu sein, denn sein Ziel hätte er auch tausendmal leichter erreichen können. Sei’s drum, für Spannung ist trotzdem gesorgt, auch dank der stimmigen, dunklen Schauplätze. Darüber hinaus gibt es einige recht schockierende "Igitt"-Effekte zu bewundern, die manchmal scheinbar unnötig eingestreut werden. Die Handlung bringen diese zwar kaum voran, verfehlen ihre Wirkung aber nicht.
Die Auflösung selber ist dann etwas enttäuschend. Auf den Mörder kann der Zuschauer kaum von selbst kommen, aber seine krankhafte Art, mit Denzel Washington umzugehen, hat mich schockiert wie selten zuvor etwas. Der Befriedigung halber darf Michael Rooker auch noch seinen Abgang machen, neben der eigentlich sympathischen Pflegerin Washingtons. Die hätte man ruhig am Leben lassen können, denn so wirkt das anschließende Happy End total unpassend und aufgesetzt.
Also eines steht fest, "Der Knochenjäger" schafft es in keinster Weise, dem Genrekönig "Sieben" nahe zu kommen. Dazu bräuchte es eine viel logischere Handlung und eine bessere Besetzung. Die ist zwar hier von den Namen her gut, passt aber nicht zu den ihr gegeben Figuren im Film. Wer allerdings nicht viel nach Fehlern in der Story sucht, wird nach einer gewissen Zeit gut unterhalten und kann mit Denzel Washington und Angelina Jolie mitzittern. Somit für einen Samstagabend empfehlenswert, mehr aber auch nicht.