Ein eigentlich mit einer Gruppe Soldaten besetzter südkoreanischer Grenzposten mitten im Urwald antwortet nicht mehr auf den Funk. So trifft in der Folge der Ersatz in Form eines kleinen Zuges Soldaten sowie eine Untersuchungskommission ein, die aufklären soll, was vorfiel. Haben die Nordkoreaner etwa ihre Finger im Spiel? Sehr bald erkennt der die Untersuchung leitende Arzt, dass es wohl nicht die Nordkoreaner waren, die die gesamte Besatzung des Stützpunkts massakrierten und das Fort in ein Schlachthaus verwandelt haben. Die Zeugenaussagen des einzigen Überlebenden sind widersprüchlich, widerwillig, substanzlos und bringen - vorerst - kein Licht ins Dunkel. Was ist in den Tagen zuvor geschehen im Guard Post 506? Diese Frage wird natürlich ungleich akuter, als die ersten sonderbaren Vorfälle auch die neue Besatzung verstören und auch bald die ersten Toten zu beklagen sind.
Ein Horrorfilm aus Südkorea: Da denkt der sachkundige Zuschauer ohne Umwege an an der Decke krabbelnde, bleiche Kinder oder vor Angst zur Salzsäule erstarrte Babysitterinnen. Doch so einfach - und ausgelutscht - ist die Sache diesmal nicht. Nicht nur, dass der Blutfaktor selbstbewusst nach oben geschraubt wird, auch die Inszenierung und Dialoge selbst hangeln sich nicht wie gewöhnlich an Massen- und Teenytauglichem entlang, sondern bieten deftigen Horror, der hier seinem Namen gerecht wird. Die Opfer der bis zum Ende des Films nicht nennbaren Gefahr werden also nicht im Bett versteckt zu Tode erschreckt, sondern voll bewaffnet zu Hackfleisch verarbeitet. Es scheint ganz so, als sei der Predator vom Himmel gefallen.
Die Auflösung des Rätsels um die zerfetzten Toten und die nun erneut um sich greifende Gewalt und Angst wird gekonnt bis zum Ende des Films von der durchdachten Inszenierung vor sich hergeschoben. Dabei wird zweigleisig erzählt, was so manchen Zuschauer durchaus dem Film entfremden könnte. Es wird hier per Rückblenden, die nur bei aufmerksamem Verfolgen der Handlung als solche erkennbar sind, die Geschichte der ursprünglichen Fortbesatzung erzählt, die sukzessive in die aktuellen Geschehnisse überzeugend eingeflochten wird. Dabei werden die eigenartigen Vorfälle wie das Töten und Verzehren eines Wachhundes durch einen offenbar - so die Deutung an jenem Punkt des Films - durchgedrehten Unteroffizier oder der merkwürdige Ausschlag, der sich im Gesicht und auf der Brust einiger der Soldaten breit macht, auf eine Weise mit inszenatorischem Gespür und Sinn für Timing in die Handlung gestreut, dass der Film zu jeder Minute zu unterhalten weiß.
„Guard Post 506" ist überzeugender, etwas anderer und durchaus innovativer Horror aus Fernost, der eigentlich Lust auf mehr machte, wären nicht die Charaktere wie so oft - landestypisch - wenig ausgefeilt und bis auf die Hauptdarsteller austauschbar. Die am Abzug sitzenden Soldaten verhalten sich so, wie man sich asiatische Filmsoldaten als Europäer - und womöglich auch als Asiate? - vorstellt. Sie sind gesichtslos und agieren vorhersehbar - ein Manko, das viele asiatische Filme uns Europäern etwas versalzt. Das Ganze wird allerdings dadurch aufgewertet, dass den eingefangenen Bildern in ihrer Ästhetik und Farbgebung anzumerken ist, dass sich offenbar an europäischen Genrebeiträgen der Marke „28 Weeks Later" der ausdrucksstarken Optik zuliebe orientiert wurde. Ziehen wir den britischen Film als Vergleich heran, so wird dessen hochwertige Inszenierung und gekonnte Charakterzeichnung allerdings nicht erreicht - eher weit verfehlt. Vermutlich sind solche Feststellungen zwar letztendlich persönlich und damit Ansichtssache, doch bleibt das asiatische Kino trotz qualitativ hochwertiger Produktionen wie „Guard Post 506" vielen westlichen Filmfreunden fremd, gar weiterhin verschlossen und eine zwar unterhaltsame, aber letztlich zu einförmige Sache. Dennoch sollten Horrorfreunde, nicht nur der blutigen Metzeleien wegen, ruhig mal ein Auge riskieren.