Wieder so ein US-Melodram vom Reißbrett, das uns kaum eine Gefühlsduselei erspart. Sicher: Besonders fröhlich kann die Angelegenheit ja nicht ablaufen, wenn ein Mann mittleren Alters von seinem bevorstehenden sicheren Tod durch Krebs erfährt. Aber muss das unbedingt in so gängige Hollywood-Schemata gezwängt werden?
Dabei beginnt alles noch recht angenehm. Kevin Kline spielt seinen George Monroe souverän runter und ist auf keinen Fall ein Architekt, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt. Er haust in einer erbärmlichen Bruchbude an den Klippen – immerhin mit schöner Aussicht aufs Meer – und wird dann zu allem Überfluss auch noch entlassen. Die Diagnose ‚Krebs’ gibt ihm im Anschluss aber keinesfalls den Rest, vielmehr fasst George neuen Lebensmut und nimmt sich ein letztes Ziel vor: Ein neues „Haus am Meer“ zu bauen.
Das Haus wird im übertragenen Sinne nicht die einzige Baustelle bleiben, die aufgemacht wird: Da gibt es die, mit ihrer neuen Ehe ebenfalls unzufriedene, Ex-Frau Robin, dazu den bei ihr lebenden Sohn Sam, der anschaffen gehen muss, um seine Drogensucht zu finanzieren, eine Nachbarstochter, die es trotz ihres Alters schon faustdick hinter den Ohren hat, darüber hinaus Vater-Sohn-Konflikte in der Gegenwart und Vergangenheit, Eifersucht, Identitätskrisen, usw.
Zusammengeführt werden alle Figuren und ihre Konflikte beim Hausbau, wo wieder einmal ein Filmcharakter im Angesicht seines bevorstehenden Todes groß Reine machen will. Regisseur Irwin Winkler drückt mit fortschreitender Dauer immer weiter auf die Tränendrüse, wobei ihm echt kein Trick zu billig ist: Beispielsweise eine Zeitlupen-Rückblende aus besseren Tagen, in welcher Vater und Sohn beim Plantschen im Meer zugange sind. Dazu immer wieder tränenschwangere Dialoge und Klaviergeklimper im Hintergrund.
Die Kalkuliertheit, mit der Winkler hier inszeniert, beraubt den Film jeglicher Glaubwürdigkeit, sodass sich das Mitgefühl mit den Figuren auch in Grenzen hält. Bezeichnend ist zudem die Entwicklung von Sohnemann Sam, der anfangs als psychotischer Freak im Teenageralter (inkl. gefärbter Haare, Schminke und Blech im Gesicht) gezeigt wird, um ihn abschließend als „geheilt“ darzustellen. Am Ende wird er „normal“ und glücklich sein – als extravaganter Heranwachsender wird man in so einem Film anscheinend nicht froh. Darüber hinaus muss auch wirklich jeder Konflikt noch irgendwie gelöst werden. Sogar Robin scheint mit ihrer Ehe wieder glücklich zu werden und ein Mädchen, das wegen eines von Georges Vater verursachten Unfalls im Rollstuhl sitzt, muss kurz vor Schluss auch noch besucht werden.
Schade eigentlich um die wirklich guten Darsteller und die durchweg routinierte Inszenierung. Aber vielleicht liegt ja genau dort das Problem: Vor lauter Routine vergisst Winkler völlig, dass sich Gefühlsregungen beim Zuschauer in den seltensten Fällen kalkulieren lassen. Und bei der Überdosis Kitsch vor allem in der letzten halben Stunde fühlt man sich unweigerlich an den kürzlich erschienen „The Bucket List“ erinnert, der auf ähnlich hohem Niveau scheiterte.
Wer also eine Kombi-Wette darauf abschließt, dass die letzte Szene aus einer Einstellung auf das fertige Haus, einem Sonnenuntergang und einem Off-Kommentar der Hauptfigur aus dem Jenseits besteht, hat prima Gewinnchancen. Garantiert!