Wie schnell man doch tief sinken kann, das musste auch Gary Busey (Alarmstufe: Rot, Surviving the Game) am eigenen Leib erfahren. Da brillierte er gerade noch als Fiesling in "Lethal Weapon" und schon steht er für den unterdurchschnittlichen "Act of Piracy" vor der Kamera. Überhaupt weist Buseys Filmographie sehr drastische Qualitätsschwankungen auf, auch kein Wunder, denn Busey füllte bereits weit über hundert Rollen aus. Hier setzte er aufs falsche Pferd, denn Hal Reed ist als Drehbuchautor ein Taugenichts und John "Bud" Cardos (Mörderspinnen, Mutant II) gelingt es in keinster Weise dieses schnarchige Drehbuch ansprechend in Szene zu setzen.
Ted (Gary Busey) und Sandy Andrews (Belinda Bauer) leben getrennt. Nun will Ted seine beiden Kinder auf eine Bootstour mitnehmen. Schweren Herzens verkauft er seine Yacht "Barracuda" und er will sie mit den Kindern und seiner neuen Flamme Laura (Nancy Mulford) beim Käufer abliefern. Doch auf hoher See werden sie plötzlich von einem Schnellboot verfolgt. Ted wird angeschossen und fällt ins Meer, kann sich aber ans naheliegende Ufer retten. Teds gesamte Crew wurde hingerichtet und seine Kinder befinden sich nun in der Hand des Schmugglers Jack Wilcox (Ray Sharkey). Der braucht das Boot, um ungestört seine Waffen schmuggeln zu können. Doch er hat die Rechnung ohne Ted und Sandy gemacht, die ihre Kinder um jeden Preis retten wollen.
Der Plot kocht schon auf Sparflamme und hätten die Schmuggler beide Gehirnhälften benutzt, dann hätten sie die beiden Kinder lieber irgendwo ausgesetzt, anstatt so die gesamte Aufmerksamkeit aller Behörden auf sich zu lenken. Aber bis es soweit ist, muss sich der Zuschauer erst ein wenig gedulden. Zuerst konzentriert sich Cardos auf die zwei Streithähne Ted und Sandy und weitere unnötige Dialoge, bevor der Angriff auf hoher See stattfindet. Laura entpuppt sich als Mitglied der skrupellosen Piraten und schießt die gesamte Crew über den Haufen. Nur Ted kann entkommen, wird aber verletzt. Doch mit Teds Genesung beginnt das Elend für den Zuschauer. Bis zum Finale ist "Act of Piracy" sterbenslangweilig. Akkuter Actionmangel und fehlende Spannung machen dem zu lang geratenen B-Film schwer zu schaffen.
Die Schmuggler schippern derweil vor der Küste Griechenlands herum, Ted und Sandy setzen alle Hebel in Bewegung, um ihre Kinder zu finden. Sie setzen ein Kopfgeld aus, kooperieren mit den Behörden und tatsächlich erhalten sie bald Anrufe von einigen Zeugen. Schließlich landen sie in Griechenland und können die "Barracuda" ausfindig machen. Die liegt nämlich nicht weit vor der Küste entfernt wie auf dem Präsentierteller. Sandy bendelt mit einem der Piraten (Arnold Vosloo) an, um auf die Yacht zu kommen und Ted schnappt sich den Geschäftspartner von Wilcox. Leider ist und bleibt das alles dermaßen unspektakulär, erst in den letzten zwanzig Minuten kommt der mittlerweile gebeutelte Zuschauer auf seine Kosten. Das Finale ist nämlich gelungen. Es wird geschossen, man verfolgt sich mit dem Boot und es gibt einen langen und brutalen Endkampf zwischen Ted und Wilcox. Aber realistisch gesehen, ist dies die einzige Actionszene im Film. Bei der Übernahme des Bootes zu Beginn werden nur ein paar Leute hingerichtet, von einer Actionszene ist diese Sequenz weit entfernt. Zwischendurch darf Wilcox einige Leute kaltblütig hinrichten, Ted fährt mit einem 1er Golf einen Schmuggler zu Klump, doch ansonsten herrscht gähnende Langeweile. Diese versucht Cardos mit einigen Brutalitäten zu übertünchen. Die Einschüsse sind blutig und Wilcox ist dermaßen kompromisslos, jegliche Hinrichtung lässt ihn nicht mal mit der Wimper zucken.
Doch im Endeffekt ist "Act of Piracy" mit seinen 100 Minuten Laufzeit viel zu lang geraten. Selbst wenn er eine halbe Stunde kürzer wäre, würde sich der Zuschauer immer noch langweilen. Immerhin ist Cardos das Einfangen der Kulissen geglückt. Seine Sets präsentieren sich sehr exotisch und man sieht deutlich, dass ein passables Budget zur Verfügung gestanden hat. Auch wenn im Finale zwei Boote geschrottet werden, sieht das echt aus.
Gary Busey ist als Einzelkämpfer eine recht sichere Bank, darf aber hier kaum in Aktion treten. Belinda Bauer (RoboCop 2, Airwolf) agiert ein wenig lustlos, auch den jungen Arnold Vosloo (Die Mumie, Darkman 2) hat man schon fieser gesehen. Ray Sharkey (Ein Cop und ein Halber, Bandenkrieg) als Oberfiesling ist immerhin kompromisslos, trotzdem nur durchschnittlich.
Mit mehr Action und einer packenden Inszenierung hätte "Act of Piracy" durchaus etwas werden können. Doch so hilft er höchstens beim Einschlafen, dermaßen schnarchig hat Cardos das Ganze in Szene gesetzt. Ein guter Showdown, brauchbare Kulissen und Gary Busey sind eben nicht ausreichend.