Review

Dass es auch unter den Billig-DVDs von Zeit zu Zeit mal nette Überraschungen gibt, belegt der Film „Wahl der Waffen“. Hinter der etwas schäbigen Aufmachung verbirgt sich ein durchaus stimmungsvoller Historienfilm. Er bringt uns in das Jahr 1526, mitten in den Italienischen Krieg zwischen den Habsburgern (Karl V.) und der kirchlichen Liga. Diese Liga soll die Macht des Papstes sichern und wird militärisch von De Medici angeführt. Sein Gegenspieler ist der Landsknechtsführer von Frundsberg. Gut, wir wissen wie es ausgeht. Frundsberg gewinnt, was ein Jahr später zur Plünderung Roms und der Gefangennahme des Papstes führen wird. Aber da ist der Film schon lange aus. Er konzentriert sich auf das Schicksal von De Medici, der in einem Scharmützel mit dem Heer von Frundberg eine Kanonenkugel am Bein abbekommt und trotz Amputation an Wundbrand stirbt. Die ganze Geschichte ist mit einer nebensächlichen Liebesgeschichte verwoben, die man aber getrost vergessen kann.

Im klassischen Sinne spannend ist dieser Film nicht. Er hat eine träge Erzählstruktur, die aber irgendwie zu dem Film passt. Er kann (wohl aus wirtschaftlichen Gründen) auch nicht mit großen Schlachten aufwarten. Das kompensiert er durch eine hohe Detailverliebtheit bei der Ausstattung, die historisch sehr stimmig wirkt. Er ist mit ordentlichen Schauspielern bestückt, auch wenn von Frundsberg ein wenig zu gebrechlich wirkt, De Medici dagegen zu sehr ein Bübchen ist. Ich denke, das ist dem italienischen Geschmack geschuldet. Handwerklich ist dieser Film sehr ordentlich gemacht.

Der große Reiz dieses Filmes liegt in den Gegensätzen, die aus der Zeitenwende entstehen. De Medici vertritt trotz seiner Jugend das aussterbende Ritterwesen, liebt Turniere, achtet den Mut und sucht den Kampf hoch zu Ross. Dass dies sein Ende bedeutet wird schnell klar. Wir erleben den Guss der Kanone mit, die final sein Leben beenden wird. Von Frundsberg ist trotz seines Alters die anbrechende Neuzeit, die mit neuen, aus de Sicht De Medicis schmutzigen Methoden der Kriegsführung das Rittertum beseitigt. Dieser Wechsel spiegelt sich auch in der oben schon gelobten Ausstattung wieder. Die Ritter sind mit ihren herrlich martialischen Rüstungen schon fast Landsknechte, die Landsknechte sind in Ansätzen noch Ritter. Man erlebt den Anbruch der Neuzeit, zumindest was die Kriegsführung betrifft, hautnah mit. Selbiges gilt für das Aufkeimen einer moderneren, intriganteren Diplomatie und den Verlust christlicher Werte.

Der Film ist sehr stimmungsvoll. Es spielt sich viel im Nebel, des Nachts und im Schnee ab. Alles wirkt irgendwie dreckig und kalt, was nicht so ganz zum klassischen Bild der italienischen Renaissance passen will. Die langsame Erzählart passt sehr gut zu den tristen Farben.

Wer sich für historische Filme ohne reißerische Einlagen erwärmen kann, sollte sich „Wahl der Waffen“ unbedingt ansehen. Zumal hier eine Epoche gewählt wurde, die nicht sehr oft Stoff von Verfilmungen war. Für mich ein Film, der gute 7 Punkte verdient hat.

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