Das Interessanteste neben dem offensichtlichen, der Paarung von Gere und Basinger vor der Kamera, der Eine relativ etabliert, aber auch schon mit einem, eigentlich zwei teuren Flop gesegnet, Die Andere frisch am Durchstarten, ist sicherlich die Wahl des Regisseurs der ganzen Angelegenheit, die Nennung von Richard Pearce. Pearce hat weder zuvor noch danach mit einem derartigen Szenario zu tun gehabt oder auch dem Budget (von immerhin 14 Mio. USD, das ist in etwa das von den zeitgleich veröffentlichten Heartbreak Ridge oder Heat), er kommt nicht vom Actionthriller oder dem Polizeifilm und auch nicht hauptsächlich vom Kino, er hat für Dokumentationen gearbeitet und einige strikte Dramen gedreht; mit der hauptsächlichen Aufmerksamkeit auf die Umgebung, die Natur, die Einflüsse, die Schwierigkeiten und auf darstellerisch angepasstes, niveauvolles Spiel:
Der in Chicago residierende Polizist Eddie Jillette [ Richard Gere ] kundschaft mit seinem Freund und Partner Joe Collins [ Gary Basaraba ] ohne die vorherige Erlaubnis ihres Vorgesetzten Captain Stemkowski [ George Dzundza ] den Tipp eines frisch 'einkassierten' Kleinkriminellen aus, der sie über das aus New Orleans stammende 'Gangsterliebchen' Michel Duval [ Kim Basinger ] direkt in die Schußlinie des nicht mit sich Spaßen lassenden Losado [ Jeroen Krabbé ] führt. Jillette, der die 'Herausforderung' annimmt, reist eigenständig in die Gefahrenzone.
Von einigen guten Nebendarstellern (zusätzlich zu Krabbé & Dzundza u.a. William Atherton, Terry Kinney, Bruce McGill, Ray Sharkey, Charles S. Dutton, Leon Rippy, Ely Pouget usw.) unterstützt, ist der Fokus schon von Beginn an nahezu auf Gere und seine Polizistenrolle, als Rächer, als Bekämpfer der Verbrecher, als Mann, der sich mit dem Gesetz auskennt und dieses auch anwendet, den Gefahren zum Trotz, des Berufsethos wegen, der persönlichen Kränkung und Verletzung. Gere spielt hier quasi die jüngere Ausgabe von Internal Affairs – Trau’ ihm, er ist ein Cop (1990), oder Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest (2009), wenn man das so sagen will, noch mit dem Glauben an Recht und Ordnung, aber schon auf die Probe gestellt; "Verzieh Dich, Du Arsch." der erste Satz, kein Blatt vor dem Mund. Die Gegend ist zu Beginn eher ärmlich und farblos, die Ölfässer brennen, sie wird später noch schillernd, sie bekommt später noch Flair, ein ganz spezielles Umfeld, von Chicago, Illinois (und Wilmington, North Carolina) und dem Asphalt nach New Orleans und Baton Rouge, Louisiana.
"Du hast noch immer nicht die richtige Einstellung zu diesem Job, Eddie.", es wird der raue Actionkrimi vorspielt und angetäuscht, No Mercy. Der erste Einsatz eine Hauruckaktion, auf Krawall gebürstet, das Verhalten vorher schon aufsässig und unruhig, die Dialoge angriffslustig. Ein kleinerer Autostunt, eine doppelte Verhaftung, nichts Aufwändiges, "Schöne Scheiße.", eine Drohung beim Verhör, eine Art Geständnis, die Prämisse wird eröffnet. Eine Tarnung zu Beginn und eine Tarnung hinterher, der erst eine Beschattung, dann eine falsche Identität, ohne Erlaubnis natürlich, "Sind wir ein harter Mann?", mit dem Kopf durch die Wand hier, ohne Erlaubnis vom Chef, ohne Rückhalt vom Revier.
Mit einem Kumpelfilm startet man, das sieht etwas aus wie die Neuausgabe von Brennpunkt Brooklyn, die Klamotten ähnlich, das Gebaren, die rüden Auftritte, das fehlende Privatleben. Schnell wird eingestiegen in die Misere, vom gleichen Leid geklagt, mit Unflätigkeit um sich geworfen, den Macker markiert, die eigene Unsicherheiten mit Offensivität und Obszönität ("Die ist fürs Bett geboren. Das steht auf ihrer Stirn.") und Bitterkeit verborgen. Ein grober Gesprächsbeginn, ein erstes Abtasten, die Blicke entscheidend, Basinger und ihre Art spezieller als Gere sein Verhalten, sie sorgt für Schwüle und Erotik, sie sorgt für das Aufgeheizte, es gibt gegenseitig Ohrfeigen, ausgehend von ihr, bei ihm bloß Reaktion. Fröstelnd ist man an der Ostküste, dick die Kleidung, Handschuhe an, die Mütze über die Ohren. Die Straße dampfend, die Lichter trüb, in die Gewalt verliebt, der urbane Reißer, ein lichterloh explodierender Wagen, eine kleinere Verfolgungsjagd, ein brutales Agieren. Angesichts der Gefahr ist der Cop plötzlich hilf- und wehrlos, chancenlos quasi, er nutzt diese trotzdem; auch da die Reaktion nur, die Schuldgefühle, das eigene Eingeständnis dessen, der gemachten Fehler, die Verarbeitung, das spätere Vorgehen, "Die sagen, das ist unser Problem."
"Da unten ist alles anders." wird mit auf den Weg gegeben, Neuland betreten, die Sonne scheint plötzlich, die Häuser werden edler, prächtige Bauten, mit Pool, und Tennisplatz und riesigen Grundstück. Befragungen ohne richtige Erlaubnis, ein Stochern im Hornissennest, bei den Reichen und den Schönen, im Mississippi Delta. Im Nachhinein wirkend wie ein größerer Fernsehfilm, wie ein Pilot, reichlich mit Alkohol unterspült, reichlich hitzig und mit dem Puls auf 180, Gere hier als Aggro-Cop, mit etwas Detektivarbeit. New Orleans selber sorgt für eine andere Stimmung, es ist voll und pulsierend, es ist auf seine Art mysteriös, es wird bisweilen gespenstisch in Szene gesetzt, es gibt Kompetenzgerangel und Behinderung statt Amtshilfe, mit einem kleinen Tipp aber, Algiers der nächste Besucherort, ein Näherrücken zur narrativen Dichte.
Die Silhouetten sieht man hier noch im Rückspiegel, später geht es ganz ins Dickicht, in das Sumpfland und zurück, in die wilde Natur, in der man vom Jäger zum Gejagten wird und dann das Spiel auf seine Art und Weise ändert und beendet. Die Stecknadel in Heuhaufen wird gesucht und gefunden, es werden sich Kugeln eingefangen, in Handschellen gefesselt, eine Flucht in Ketten, ein Ruf nach Vergeltung. Mit Suchscheinwerfern wird hier oft gearbeitet, die Regie schwelgt sich im Dunkeln aus, im Privaten und Intimen, als Actiondrama, als Thriller, als Art Neo Noir, sie erhellt nur spärlich, eine Unterwelt wird gezeichnet, ein Gangsterboss und ganz viele Schergen. Eine Dreiecksbeziehung, eine Frau und zwei Männer, eine ganz schlechte Paarung, die letzten Amerikaner. Flora und Fauna wird dann entscheidend, ist man abgetrieben in die Fremde, in die Unberührtheit, ein Ausflug in die Ferne, fast in die Vergangenheit auch, "Schöne Scheiße" kommt erneut zum Vorschein, der Polizist labil und getrieben, keine Versicherung mehr, nichts zu verlieren.
"Ich bin sein Eigentum. (...) Ich gehöre ihm.", die Frau ist durch die Hölle gewandert, und sie wird dies wieder, ein Schreiten durch das Fegefeuer, sie bräuchte einen Beschützer, ein Fürsorger, sie bekommt die gleiche Ausgabe Mann noch einmal, einen Gewalttätigen, nur diesmal ein Fürsprecher des Gesetzes, kein Widerstreiter. Die Beziehung zueinander wächst, je länger sie zusammen sind, bis zum Indoor-Shootout in einem präparierten Hotel, einem bleireichen und flambierten Showdown, "Du wirst brennen, mein Freund!", eine kugelsichere Liebe quasi, das gleiche Ziel im Sinn. Der Mann aus der Großstadt und das Mädchen vom Lande, darstellerisch wird das zunehmend präziser, Basinger spielt das sehr empfindsam und verletzlich, den Dialogen zum Trotz, dem löblichen Hinauszögern der üblichen Liebesszene; auf die man nicht verzichten will, dies aber spielend könnte. Ein Zugeständnis an den Markt, ansonsten eher spärlich, ein spröder düsterer Film, im Spektakel wenig.