In Rückblicken sehen wir den jungen Ivan, in dessen Familie sich Tragödien, ausgelöst durch den Vater (Jim van Bebber), abspielen. Der Junge misshandelt, die Mutter gar getötet, wird er zum "Mutilation Man". Kompensation des Schmerzes durch Schmerz am eigenen Körper, Reinigung durch blutige Rituale wie bei Modern Primitives. Damit zieht er sogar eine Fanschar an, die seinen Selbstverstümmelungsshows beiwohnen, sensationslüstern, doch wenig spirituell. Immer wieder plagen ihn Zweifel, bis die Erlösung durch einen Engel naht. Äußerst eigensinnig drehte Andrew Coop diesen experimentellen Splatter ab, der allein schon durch die ungewöhnlichen Schnitte und verfremdeten Bilder einige verstören wird. Was gezeigt wird ist dazu noch ausgesprochen explizit, "The Mutilation Man" vollbringt das Kunststück, selbst mit einfachen Goreeffekten noch eine eindringliche Wirkung zu erzielen. Der Soundtrack ist ebenso eine Soundcollage, wie die Bilder in unterschiedlichster Videoästhetik umgesetzt sind. Zum größten Teil ist das Bildmaterial in flächige, harte Kontraste verwandelt, was den vielen, vielen blutigen Szenen der Freaks eine gewisse Authentizität verleiht. Sicher bleibt einiges im Dunkel, bzw. der Fantasie des Betrachters überlassen, denn formal ist dieser ungewöhnliche Film experimentell angelegt und nimmt sich die künstlerische Freiheit, den zerrütteten Wahnsinn mit Bildern zu zeigen, die eher Hartgesottene ansprechen dürften. Zur Glaubwürdigkeit tragen die guten Schauspieler bei, vor allem Terek Puckett in der Hauptrolle ist intensiv fühlbar. Leute, die sich für Scarifikationen an der Schwelle zum S/M-Bereich interessieren, sollten diesen Schocker nicht auslassen. Andererseits werden verschiedene Stationen des Lebens eines Mannes aufgezeigt, der Jesus gleich aufersteht und die Sünden mit seinen Qualen kompensiert. Parallelen zu biblischen Themen finden sich zuhauf, vorrausgesetzt, dass man die bizarren Kulissen und die Metaphern der Handlung wahrnimmt, was stellenweise sperrig und ungewöhnlich strukturiert dargestellt ist. Weder inhaltlich noch bildlich ist "The Mutilation Man" leicht verdaulich. Letztlich zitiert Coop im Abspann nicht umsonst den Drogenguru William S. Burroughs mit den Worten: "Exterminate All Rational Thoughts".
Fazit: Experimenteller Splatterstreifen, der viel Offenheit und einen gesunden Magen erfordert. 8/10 Punkten