Review

Story (Spoiler!):
Hildur (gespielt von Miss Island 2003) ist die Freundin von Jolli, einem Autohausbesitzer. Ihr Leben dreht sich um Kitschromane, Mode und fragwürdige Freundinnen. Als sie eines Tages im Autohaus von Jolli bei einer Werbeveranstaltung als Hostess arbeiten muss, kommt es zum Skandal. Jolli wird verhaftet (weswegen genau wird nicht erklärt, irgendwas mit Betrug) und Hildur gerät ins Interesse der Boulevardpresse.
Da die Polizei ihre und Jollis Wohnung abgesperrt hat, muss sie bei einer Freundin unterkommen. Doch Hildur kommt nur schwer damit zurecht, dass sie hier nun auf einmal aufräumen, putzen und waschen soll.
Als der Sohn ihrer Freundin sie in einen Fantasyladen mitnimmt, nimmt sie die dort angebotene Stelle als Verkäuferin an, da sie Geld benötigt, ihre Fähigkeiten für einen richtigen Beruf aber eher beschränkt sind.
Doch sie muss schnell feststellen, dass sie von Tabletop-Spielen, Fantasyromanen, Comics, Filmen und vor allem von Rollenspielen (für die sie zuständig ist) keine Ahnung hat. Außerdem findet sie die meisten Leute, die sie im Laden trifft, äußerst merkwürdig – was allerdings auch umgekehrt der Fall ist: Die meisten Ladenbesucher halten sie für eine hirn- und charakterlose Modetussi. Um den Job nicht zu verlieren, will sie nun selber auch einmal in einer Rollenspielrunde mitmachen. Mit ihrem Chef und einigen der "Nerds" aus dem Laden begibt sie sich in ihr erstes Abenteuer in der Welt der Pen&Paper-Rollenspiele und sie ist sofort begeistert. Auch die Leute, die ihr anfangs aufgrund ihres spleenigen Äußeren und teils merkwürdigem Verhalten komisch vorkamen, beginnt sie zu mögen, da sie feststellt, dass auch das ganz normale Menschen sind. Vor allem Dagur, einen Mitspieler aus ihrer Runde, findet sie sympathisch, so dass sie schließlich sogar in seinem Haus ein kleines Appartement bezieht, da sie ihrer Freundin, bei der sie immer noch wohnt, nicht mehr länger auf die Nerven gehen will.
Jolli, den Hildur regelmäßig im Knast besucht, hat es allerdings in der Zwischenzeit geschafft, zusammen mit einigen Freunden aus dem Gefängnis auszubrechen. Er bestellt Hildur zu einem Treffen, da sie ohne es zu wissen, einen Anhänger besitzt, in dem Jolli einige wichtige Informationen versteckt hat. Dagur fährt sie zu dem Treffen hin, aber als er sie abgesetzt hat, hört er im Radio von dem Ausbruch und versucht Hildur zu warnen. Jolli und seine Freunde schnappen sich daraufhin Hildur und wollen zum Hafen fliehen, um dort mit einem Schiff Island zu verlassen.
Dagur folgt ihnen und ruft auch den Rest der Rollenspielrunde zusammen, um Hildur zu befreien...

Kritik:
Vor allem auf diversen Rollenspiel-Internetseiten wurde der Film im Vorfeld hoch gelobt und auch die Tatsache, dass der Film in seinem Heimatland Island einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ist, hat mich nicht nur neugierig gemacht, sondern auch die Erwartungen hoch angesetzt.
Nach der ersten Hälfte des Films war ich jedoch skeptisch, ob diese Erwartungen erfüllt werden können. Hildurs Wandel zum Rollenspielfan kommt sehr plötzlich, zumal sie vorher als absolut blasser, übertriebener, klischeehafter Charakter erscheint. Auch die Rollenspieler und Fantasyfans werden übertrieben und zu stereotyp dargestellt. Und der Gefängnisausbruch von Jolli wirkt auch eher unglaubwürdig. Hinzukommen die Szenen, während denen Hildur zusammen mit den anderen spielt. Der Film zeigt hier nämlich genau das, was sie spielen: Sprich, wir sehen Hildur und die anderen, wie sie Monster verkloppen. Nicht nur das Rollenspiel hier auf reines Hack&Slay reduziert wird, nein diese Szenen sind für den Film im Grunde genommen vollkommen unnötig.
Aber bald schon musste ich feststellen, dass die ganzen Klischees, die der Film einem auftischt - egal ob es um Rollenspieler geht, oder um den Typ Mensch den Hildur hier vertritt - auch wieder demontiert werden. Auf sehr intelligente Weise schafft es der Film, den Zuschauer dasselbe erfahren zu lassen, wie seine Charaktere: Nämlich dass keine der dargestellten Personen eindimensional und klischeehaft ist.
Auch Hildurs Wandel zum Rollenspielfan ist weniger unglaubwürdig, als ich zuerst dache, denn Rollenspiel ist etwas, dass einen in der Tat entweder direkt begeistert, oder völlig kalt lässt.
Mit fortschreitender Dauer des Films erscheinen einem die Charaktere dann auch immer glaubhafter, und wenn der Film auf sein Ende zusteuert, versteht man auch die vorher gezeigten "Ingame"-Szenen. Denn wie Dagur und seine Freunde Hildur aus den Klauen der Gangster befreien, wird ebenfalls so dargestellt, als wäre es eine Rollenspielszene. Man sieht lediglich den Beginn und das Ende in der "realen" Welt. Ein in meinen Augen wirklich gelungenes stilistisches Element.
Alles in allem kann man also sagen, dass die Story - trotz anfänglicher Zweifel - gelungen ist.

Aber auch der Rest des Films überzeugt. Die Schauspieler leisten ausnahmslos gute Arbeit. Und die Gagdichte ist gerade anfangs äußerst hoch, was im Wesntlichen den "Nerds" zu verdanken ist. Außerdem gibt es jede Menge Anspielungen auf bekannte Filme. Die obligatorischen Star-Wars-Zitate wird wohl jeder verstehen, der kein Fantasy- oder Sci-Fi Fan ist. Aber auch Filme aus anderen Genres werden aufs Korn genommen. So persifliert Jollis Gefängnisausbruch nicht nur "Die Verurteilten" sondern auch den Klassiker "Gesprengte Ketten". Und wenn der Film in einem immer kleiner werdenden Kreis, der die beiden Hauptdarsteller fokussiert, ausblendet, dann fühlt der Zuschauer sich doch ganz klar an James Bond erinnert. Um letztlich alle versteckten Zitate und Andeutungen zu finden müsste man den Film aber vermutlich mehrmals schauen.

Die wenigen Spezialeffekte und die Kämpfe sind alle sehr ordentlich inszeniert. Hollywoodmaßstäbe darf man zwar nicht ansetzen, aber es muss ja auch nicht immer gleich wie in "Transformers" zugehen. Erwähnenswert sind zudem die Rollenspielszenen, in denen wir - wenn auch nur kurz - immer wieder Teile von Islands wundervoller Natur zu sehen bekommen.

Im Übrigen muss niemand Angst haben, dass die Gags nur für eingefleischte Film- und Fantasyfreunde verständlich wären. Die meisten Witze sind auch für Nicht-Cineasten leicht verständlich. So etwa wenn Flick, der Filmexperte im Laden, dem 6-jährigen Sohn von Hildurs Freundin, einen Haufen Horror- und Splatterfilme andreht, mit der Begründung, er sei genau im richtigen Alter für diese Filme, da sie ja im Grunde genommen auch reine Bildungsfilme ("educational movies") sind. Die Reaktion der Mutter ist dann auch dementsprechend unterhaltsam... Wer sich natürlich im Fantasy- und Rollenspiel-Genre auskennt, wird doppelt Spaß haben!

Fazit:
Eine Story, die erfreulich intelligent inszeniert wurde, eine Liebesgeschichte, die dankenswerterweise nicht dem gängigem Hollywood-Schema folgt, sympathische Charaktere, und eine ordentliche Portion Witz gepaart mit ironischen Seitenhieben auf die Rollenspiel-Szene und die Szene, die Hildur vertritt (wie auch immer man die nennen will); dazu ein Haufen witziger Anspielungen auf Klassiker des Filmgenres - klingt fast nach Tarantino, ist es aber nicht.
Astropia ist leichte aber intelligente Unterhaltung, die Rollenspieler wie Nicht-Rollenspieler gleichermaßen ansprechen kann. Für Rollenspieler ein Muss, für alle anderen eine ganz klare Empfehlung, die auch für Videoabende mit Freunden oder der Familie perfekt geeignet ist.
Hoffentlich erfährt der Film in Deutschland die ihm zustehende Aufmerksamkeit. Eine in wenigen Tagen ausverkaufte erste DVD-Auflage lassen aber darauf hoffen, dass der Film auch hierzulande in seinem Rahmen ein Erfolg wird. Verdient hat er es auf jeden Fall!!!
7+1 Extrapunkt für die gelungenen Gags und Filmzitate!

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