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Eric Stanze´s Film "Scrapbook" ist deshalb so authentisch, so berührend weil er so direkt ist.
Nicht´s wird ausgelassen - nicht´s verdeckt oder verschwiegen. Die Geschichte vom Serienkiller der, in seiner Kindheit misbraucht und verachtet, sich später mit einem Buch, in dem er mit Fotos und niedergeschriebenen Details der Folter und Vergewaltigung seine Taten dokumentiert, zu dem grossen Mann machen will der er in seinen Träumen ist und in der Realität nie war oder sein wird, könnte klischeehafter und schablonenhafter kaum sein. Dennoch gelingt es Stanze etwas Besonderes und Faszinierendes daraus zu ziehen.
Das ist in erster Linie der Kamera, die einem Privatfilm gleich, stetig um ihr Opfer schleicht und jeglichen Glanz oder Raffinesse vermissen lässt, zu verdanken. Alles wirkt schmuddelig, zufällig, ungestellt und wie durch die Augen eines Dritten beobachtet. Das ist es was den Film so intensiv, so bedrückend und erdrückend macht.
Aber auch die intensive und leidenschaftliche Schauspielleistung der beiden Hauptdarsteller Emily Haack und Tommy Biondo trägt zu dieser Authentizität bei. Wenn Biondo zwischen Aggressivität, Wut und Verletzlichkeit hin und her schwankt wird die Unfassbarkeit seines Handelns ebenso deutlich wie der fortschreitende Irrsinn in seiner Handlungsweise. Emily Haack wandelt sich während des Films vom verschreckten Opfer das mit schreckensgeweiteten Augen und zunehmender Agonie alle Folterungen, Torturen und Erniedrigungen über sich ergehen lässt zum gandenlosen Racheengel der so scheint´s am Ende kaum mehr weit vom Irrsinn ihres Peinigers entfernt scheint.
Die Authentizität ist nicht zuletzt auch den zahllosen Details der Erniedrigung und Folter geschuldet. Wenn der Peiniger auf sein am Boden liegendes Opfer uriniert oder sie zwingt ihn oral zu befriedigen dann schwenkt die Kamera nicht ab sondern bleibt frontal drauf und erspart dem Zuseher, wie auch den Darstellern, nichts.
All das wird durch das billige, athmosphärische und einer Schutthalde nicht unähnliche Haus des Serienkillers, das unter seinen Bergen von Müll unzählige Opfer verbirgt, sowie durch die düstere, bedrückende Musik noch verstärkt.
"Scrapbook" ist ein Höllentrip der seinem Zuschauer nichts erspart und zeigt wie der moderne Sicko- und Horrorfilm, abseits von Hollywood und Mainstream, sich neu über Inhalte und Form definieren könnte.

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