Leonard ist ein manischer Serienkiller, besessen von der Idee, durch sein Scrapbook, eine Art bebildertes Tagebuch, eines Tages berühmt zu werden. Um sein Werk zu vollenden, entführt er die junge Clara (Emily Haack) und hält sie in seinem abgelegenen Haus gefangen. Dort wird sie von dem Wahnsinnigen gepeinigt und erniedrigt, schonungslos spult Eric Stanze ein heftiges Repertoire an Folter und Demütigung ab. Was Clara in der verwahrlosten Bude ertragen muss, ist ungewöhnlich ausgebreitet und besonders in den Vergewaltigungsszenen detaillierter gezeigt, als es das Genre sonst erlaubt. Wer allerdings einen sleazigen Folterfilm erwartet, ist hier total falsch, denn Stanze lässt das ganze düster und beklemmend wirken, die guten Schauspieler tragen zur Glaubhaftigkeit viel bei, allen voran die Hauptprotagonistin, deren Leidensweg zunehmend erdrückender wird. Die semiprofessionelle Produktion nutzt die Notwendigkeiten von Low-Budget als Stilmittel und bringt ein dokumentarisches Flair hinein, über allem schwebt immer wieder der schräge, mit Feedbacks versehene Score, der an die Atmosphäre alter Klassiker wie „Blutgericht In Texas“ erinnert. Die wenigen Sets im und vor dem Haus sind dreckig und blutig, der Verlauf dieser Charakterstudie eines Killers mit seinem Opfer ist sowohl von Dialogen zur Bestimmung von Machtverteilung geprägt, als auch von der absurden, kranken Szenerie, die der Zuschauer über die gesamte Laufzeit erfährt. Keine Atempause gibt Undergroundfilmer Stanze dem Betrachter seines deprimierenden Filmes, der ohne übermäßig viel Gesplatter auskommt und doch zweifelsohne in die Sickoecke gehört. Was allerdings an Gewalt gezeigt wird, ist oftmals derbe in der Wirkung, der komplexbeladene Leo tobt sich immer wieder egozentrisch an seinem Opfer Clara aus, bis die wiederum versucht, ihrem Schicksal zu entkommen. Denn für Leo ist sein Werk, also das Scrapbook, das Wichtigste und er lässt dort seine Opfer Texte verewigen, die mit den Fotos der Misshandlungen ergänzt werden. So scheint schließlich Clara wie ein Pawlovscher Hund konditioniert zu sein, bis der seelische Abgrund auf der Leinwand so tief wird, dass ein Happy End gar nicht mehr drin ist, egal, wie ihr Schicksal ausgeht. Mit „Scrapbook“ drehte Stanze einen Ausnahmefilm, der an alte Terrorstreifen wie „Blutgericht In Texas“ oder „Last House On The Left“ anknüpft, allerdings völlig humorlos und mit dem finsteren Abbild einer kranken Psyche. Selbstzweckhafte Gewaltorgien wiederum, wie in manch anderen Rape & Revenge Filmen gibt es hier nicht, denn ungeschönt und jenseits jeder „Partytauglichkeit“ wird die scheinbar ausweglose Situation einer Frau gezeigt, die als Ziel für kranke Auswüchse dient. Dazu braucht es nicht ständig Gore zu sein, sieht man Clara mit Milch übergossen und in der Sonne in eine Mülltonne gesperrt oder nach einer Vergewaltigung angepinkelt, dann ahnt der Zuschauer die fiesen Abgründe, die sich hier auftun. Filmisch hält sich die gute Kamera oft zurück um die einfache snuffähnliche Realitätsnähe zu vermitteln, obwohl Stanze zeigt, dass er mehr kann. So verfolgt man eingangs eine fünfminütige Kamerafahrt (ohne Schnitt), wo Leo als Kind von seiner großen Schwester verführt wird, wow. Trotzdem bleibt "Scrapbook" ein großartiger Film für Freunde des fiesen Terrorkinos, Mainstreamverwöhnte werden sich das mit Sicherheit nicht bis zum Ende anschauen.
Fazit: Verstörender, harter Schocker, der mit asiatischen Sickos locker mithalten kann. Zarten Gemütern sei davon dringend abgeraten. 9/10 Punkten