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Die dritte große Verfilmung von Victor Hugos berühmtem Paris-Roman ist zwar kein weitreichendes Meisterwerk, sondern hadert gerade mit seinen manchmal etwas zu offensichtlichen Studiobauten, ist dafür aber werkgetreuer, härter und pessimistischer als die 39'er Version von Dieterle mit Charles Laughton, der zwar einen besseren Glöckner, dafür aber ein kitschigeres Drehbuch sein Eigen nannte.

Anthony Quinn spielt in dieser italienisch-französischen Fassung über zwei Drittel eine bessere Nebenrolle, während der Fokus auf Gina Lollobrigida liegt, auf Alain Cunys wunderbar abgründigen Frollo und, leider, auf Robert Hirschs Gringoire.
Bisweilen etwas unentschlossen taumelt der Film zwischen den handelnden Personen hin und her, wobei Gringoire nach attraktivem Beginn mit Fasthinrichtung im Bettlerreich nach der Heirat mit Esmeralda zunehmend alberner und überzogener wird. Dafür tun sich ungeahnt dunkle Tiefen beim studierten Frollo auf, der die schwarze Kunst so einnehmend studiert hat, daß allein dafür die Inquisition (hätte es sie da gerade gegeben) ein Faß aufgemacht hätte. Seine Mischung aus religiöser Ergebenheit, finsteren Gedanken, unerfülltem Gefühlsleben und unterdrückter Sexualität fixiert den Film, wo er zwischen zu vielen Hauptrollen aus den Fugen zu geraten droht.

Die Lollo ist wunderbar passend als ägyptische Tänzerin, während Quinn noch relativ reizvoll aussieht, mit diversen Gesichtsentstellungen, aber nur wenig Buckel.

Inhaltlich schlägt er erst eine Mischung aus lustigen und ernsten Tönen an, ehe er nach der Halbzeit (ab dem Mordversuch an dem widerlich eitlen Phoebus) zunehmend düsterer wird. Tatsächlich gerät das Finale zu einer finsteren Abfolge verhängnisvoller Irrtümer, in deren Verlauf fast alle Per-Se-Sympathieträger dran glauben müssen. Auf ein Happy End wird dankbar verzichtet, selbst Quasimodo entkommt seinem rudimentären Verlangen nach Liebe nicht, da sie über den Tod hinaus noch wirkt.

Glanzpunkte sind sicherlich die Szenen im Bettlerstaat, die Auspeitschung Quasimodos und der finale Angriff der Bettler auf Notre Dame, doch in der Totalen enthüllen sich oftmals mäßige Hintergrundpaintings oder reale Parisaufnahmen wirken überraschend bieder. Insgesamt sind die Studiobauten aber oftmals sehr stimmig für das 15.Jahrhundert und am authentischsten gegenüber der Hollywood-Fassung. Wenn jetzt noch jemand die Chaney-Fassung von anno 1923 auftreiben könnte, wäre die Dreierwertung perfekt. Diesen hier sollte man als Filmfan aber gesehen haben, besser als jegliche spätere Fernsehfassung (etwa mit Anthony Hopkins). (7/10)

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