Patrick Melton (Saw IV, The Collector) und Marcus Dunstan (Feast, Saw IV) spinnen die Geschichte um den Jigsaw-Killer weiter, obwohl der schon einen Zettel am Zeh hat. Für manche ist es eine gute, für andere eine schlechte Nachricht, aber für "Saw VI" liegt schon ein fertiges Drehbuch vor, damit man das jährliche Intervall einhalten kann. Trotz vieler Kritiken ist "Saw" die bisher erfolgreichste Horrorserie überhaupt. Das liegt daran, dass man bei jedem Teil sehr wirtschaftlich arbeitet. Für "Saw V" benötigte man gerademal 11 Millionen Dollar und egal wie schlecht ein Sequel sein mag, dieses geringe Budget spielt man immer wieder ein. Begrüßt habe ich den Wechsel des Regisseurs. Darren Lynn Bousman setzte "Saw II-IV" in Szene, nun ist Neuling David Hackl an der Reihe. Er ist zwar ein Zögling von Bousman, aber er verzichtet auf diese hektischen Kamerafahrten und schnellen Schnitte. Es ist nie zu dunkel und man kann alles, ohne seine Augen überanstrengen zu müssen, erkennen. An der kargen Optik hat sich natürlich nichts geändert. Größtenteils hält man sich in einem alten Fabrikkomplex auf, der auch schon für die Vorgänger herhalten musste und schon dementsprechend umgebaut war. Das Selbe gilt für den Score. Im Grunde genommen hören wir in jedem Teil die selben Melodien, natürlich geringfügig überarbeitet und mit ein bis zwei neuen Sounds dabei. Den Erfindern James Wan und Leigh Whannell dürfte es egal, sie verdienen an jedem Film ordentlich Kohle, hier fungierten sie als Produzenten.
Agent Peter Strahm (Scott Patterson) überlebt durch Glück eine heimtückische Falle von Jigsaw (Tobin Bell). Nun ist er auf eigene Faust hinter Detective Mark Hoffman (Costas Mandylor) her, denn Strahm vermutet, dass er ein Schüler von Jigsaw ist. Leider kommen die Ermittlungen für fünf Menschen zu spät. Alle haben Dreck am Stecken und müssen nun ihr Zusammenspiel in einem grausamen Pacours beweisen.
Normalerweise hat jeder Teil immer gegen Ende eine handfeste Überraschung zu bieten, nebenbei diverser Plottwists. Doch "Saw V" enttäuscht da ein wenig, da man das komplette Geschehen vorrausahnen kann. Mit Hoffman als Jigsaws Schüler gelingt zwar ein plausibler Schritt, aber es ist schon merkwürdig wie der Jigsaw seine neuen Zöglinge immer wieder für dieses grausame Werk motivieren kann. Und ganz besonders wie er menschliches Handeln voraussehen kann. Auch benötigt man für diese Fallen bestmögliche technische Kenntnisse, auf solche Einfälle muss man erstmal kommen. Wie lange würde ein normaler Mensch brauchen, um so etwas zu bauen, vor allem wenn er noch schwer krank ist.
In Rückblenden bekommen wir gezeigt, wie der Jigsaw Hoffman zu seinem Schüler umfunktioniert. Dabei springen wir in der Zeit herum, sogar ganz zurück bis zum Original. Ein paar Fragen werden beantwortet, aber neue Erkenntnisse lassen sich kaum daraus ziehen. So liegt wieder mal das Hauptaugenmerk auf den grausamen Fallen. Doch selbst hier schaltet man einen Gang zurück in Punkto Brutalität, aber der Gorefan wird immer noch bestens bedient. Wirklich fies ist das Pendel zu Beginn, welches an Edgar Allan Poe erinnert. Doch das ist schon der Höhepunkt des Geschehens, in Erinnerung bleiben vielleicht noch die Sägeblätter und die Presse. Doch man hält sich im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, sehr zurück. Zwischendurch taucht noch Jigsaws Frau auf und Hoffman lenkt den gesamten Verdacht sehr geschickt auf den armen Strahm. Am Ende weiss der Zuschauer genau, es wird einen sechsten Teil geben.
Tobin Bell hat wieder einige Kurzauftritte und wirkt als Jigsaw immer noch sehr überzeugend. Costas Mandylor und Scott Patterson agieren ein wenig zu blass, da wäre deutlich mehr drin gewesen, genauso auch Julie Benz. Höchstens Mark Rolston kann wirklich überzeugen.
Es ist eigentlich die Geldgier, welche "Saw" am Leben hält. Es bleibt unterhaltsam, aber diesmal erschreckend überraschungsarm. Auch in Punkto Brutalität, schaltet man sogar zwei Gänge zu zurück, natürlich sind immer noch einige Härten gegeben. Die Kamera ist diesmal wesentlich ruhiger und Hackl steht Bousman in nichts nach. Trotzdem hätte man nach Teil drei die Reißleine ziehen müssen.