Ed Harris (The Rock, Abyss) schien ein Fan des gleichnamigen Romans von Robert B. Parker zu sein, schließlich sicherte er sich Rechte an dem Stoff, führte Regie, schrieb das Screenplay und produzierte diesen neuzeitlichen Western auch noch. Obendrein konnte er Dean Semler für die Kamerarbeit gewinnen. Optisch macht "Appaloosa" auch einiges her, auch wenn die sonnigen Landschaftsaufnahmen teilweise zu freundlich für einen rauen Western wirken. Als Kulisse etwas mäßig wirkt das kleine Wüstennest "Appaloosa", da es den typischen Westernklischees entspricht und im Gegensatz zur restlichen Optik null Schauwerte zu bieten hat. Überhaupt nicht gefallen hat mir der Score von Jeff Beal, der meist hintergründig aber auch genauso unpassend wirkt. Er klingt nicht nur zu modern, sondern man hat die Melodien auch gleich wieder vergessen, ganz peinlich ist der Song während des Abspanns. Und überhaupt will mir nicht so ganz einleuchten, was Harris an "Appaloosa" so besonders fand. Storytechnisch hält sich Parker an den ursprünglichen Western, schließlich darf mal wieder ein Örtchen von einer Bande terrorisiert werden und kann sich nicht wehren. Klingt simpel und ist es auch, aber immer wieder ein guter und beliebter Aufhänger, doch was zum Teufel hat diese Frauengeschichte hier zu suchen?
Sheriff Virgil Cole (Ed Harris) und sein Deputy Everett Hitch (Viggo Mortensen) landen im Wüstenkaff "Appaloosa", welches sie vor dem Ganoven Randall Bragg (Jeremy Irons) und dessen Bande schützen sollen. Auch taucht plötzlich die mysteriöse Schönheit Allison French (Renée Zellweger) auf und beginnt nicht nur Virgil den Kopf zu verdrehen. Schließlich gelingt es Virgil und Everett tatsächlich Randall zu verhaften, doch der kann wieder fliehen mit Allison als Geisel. Virgil und Everett nehmen die Verfolgung auf.
Schon bei den beiden Hauptfiguren wird es etwas problematisch, denn sie harmonieren nur bedingt miteinander. Eine echte Freundschaft ist das nicht, eher wie Schüler und Lehrer. Aber gerade deswegen ist "Appaloosa" wenigstens in Bezug auf die Charaktere etwas unkonventionell, besonders was die undurchsichtige Allison betrifft. Sie verknallt sich über Nacht in Virgil, doch liebt sie ihn wirklich? Und hiermit kommen wir auch gleich zum dicksten Problem von Harris zweiter Regiearbeit. Man meint der Film würde auf der Stelle treten durch seinen hohen Dialoggehalt. Auch sitzen Virgil und Everett meist nur herum beim Essen, oder unterhalten sich über Allison. Erstaunlich viel Emotionen für einen Western und leider auch erstaunlich viele Durststrecken, die man zu überwinden hat.
Enttäuschend ist auch Jeremy Irons (Gangs of New York, The Time Machine) Darbietung des Gauners Bragg, dessen Vorhaben man nicht so recht versteht. Einmal plündert er mit seiner Bande, dann will er plötzlich eine Rinderzucht. Irons kurbelt diese Rolle dermaßen lustlos runter, dass man den Schurken gar nicht ernst nehmen kann. Und so liegt es an ein paar kleinen Schusswechseln, den Zuschauer bei Laune zu halten. Doch die sind vorbei, bevor sie überhaupt angefangen haben, dafür aber gut choreographiert. Enttäuschend ist das Finale, welches nur aus einem Duell besteht und überhaupt will man nicht so recht verstehen wie wortkarg und emotionslos Virgil und Everett hier auseinander gehen.
Ed Harris als verbissener Sheriff hinterlässt einen guten Eindruck, seine Figur pendelt geschickt zwischen Gut und Böse, doch die Sympathien der Zuschauer hat eindeutig Viggo Mortensen (Hidalgo, Herr der Ringe) auf seiner Seite. Renée Zellweger (Fall 39, Chicago) will hier einfach nicht reinpassen und ihrer Figur ist es größtenteils zu verdanken, dass "Appaloosa" oft auf der Stelle tritt. Lance Henriksen (Harte Ziele, Aliens - Die Rückkehr) ist in einer Nebenrolle als Ring Shelton zu sehen.
Ein lahmer Western, der leider nicht mal mit guten Dialogen punktet. Jegliche Ironie fehlt und Harris verrennt sich zu sehr in eine unnötige Liebesgeschichte. Irons gibt sich kaum Mühe, Zellweger ist unpassend besetzt, aber die restliche Riege macht einen guten Job. Die rar gesähten und extrem kurzen Schusswechsel sind gut gemacht, doch man bräuchte mehr als das Doppelte, um "Appaloosa" einigermaßen flüssig erzählen zu können. Es fehlen die Schauwerte, auch auf visueller Ebene, dennoch einigermaßen unterhaltsam.