Herr Hoff und Herr Siebert sind Nachbarn, alleinstehend und befreundet. Sie pflegen ihre gemeinsamen Rituale, gehen regelmäßig im Cafe um die Ecke frühstücken, spielen Billard und flirten mit der Kellnerin. Der Umgangston ist stets gediegen und höflich. Man siezt sich. Siebert ist Polizeikommissar, Hoff arbeitet als Maskenbildner beim Theater. Was der Kommissar nicht ahnt, ist, daß er dem misteriösen Bankräuber gegenübersitzt, der nach einem raffiniert ausgeführten Coup polizeilich gesucht wird und bereits einen weiteren Überfall vorbereitet.
Diese kleine TV-Produktion aus den 70er Jahren erzählt ihre sympathische Geschichte unaufgeregt und mit leisem Humor. Nichts wirkt überzogen oder unnötig dramatisiert. Wie Hoff seine Überfälle plant und ausführt ist verblüffend gut durchdacht. Minutenlang sehen wir ihm in völlig dialoglosen Sequenzen zu, wie er Tätigkeiten verrichtet, deren Zweck uns erst später aufgeht.
Doch auch Hoff ist nicht gänzlich vor den Unberechenbarkeiten des Alltags immun, und so beschleicht seinen Freund Siebert allmählich ein verwegener Verdacht...
Das alles ist von einer überaus versierten Regie in einer Art umgesetzt, die, aus meiner Sicht, den Werken Truffauts nicht unähnlich ist. Doch übertrifft "Räuber und Gendarm", was den reinen Unterhaltungswert angeht, die Filme des französischen Regie-Kollegen um Längen. Zum gelungenen Gesamteindruck trägt auch das Darsteller-Duo Arent / Putz bei, die beide ihre Rollen vollkommen glaubwürdig aber auch mit der nötigen Zurückhaltung ausfüllen. Gerade Eddie Arent zeigt, daß er viel mehr kann, als immer bloß den Spaßvogel zu geben.
Toll ist auch die Musik: Der Österreicher Hans Hammerschmid begleitet Arents Raubzüge mit treibenden Wah-Wah-Gitarrenläufen, schlägt aber auch melancholischere Töne an. Sein Score erinnert zeitweise an den italienischen Kollegen Stelvio Cipriani.
Ein wunderbares, fast vergessenes Kleinod, was uns da auf DVD präsentiert wird. Ein Film vieler kleiner Gesten, der es überhaupt nicht nötig hat, sich mit Reißer-Effekten, exzentrischen Auswüchsen oder Ähnlichem aufzuplustern. Die Inspiration mag möglicherweise von französischen Regisseuren wie eben Truffaut gekommen sein. Dies ist eine reine Mutmaßung meinerseits, aber sollte das tatsächlich der Fall gewesen sein, so würde ich "Räuber und Gendarm" jederzeit den oft etwas trockenen Vorbildern vorziehen. Unverzichtbar.