Seit "The Last Horror Movie" hat Julian Richards (Darklands, Alptraum ohne Ende) lange nichts mehr von sich hören lassen. Mit "Summer Scars" (Sommer-Narben) kehrt er eindrucksvoll zurück, nebst Kevin Horwarth (Razor Blade Smile, Don´t Look Back!) in seiner Paraderolle als Psychopat. Man wird hier unweigerlich an "Stand by me" erinnert, aber auch ein wenig an den Schocker "Eden Lake". Gerade die Gewalt gegen Kinder, oder auch von Kinder ausgehend, wird immer ein hochbrisantes Thema bleiben.
Bingo (Ciaran Joyce), Leanne (Amy Harvey), Mugsy (Ryan Conway), Paul (Jonathan Jones), Jonesy (Darren Evans) und der im Rollstuhl sitzende Ben (Chris Conway) lassen die Schule sausen, um sich im naheliegenden Wald einen schönen Tag zu machen. Leanne hat zuvor einer alten Dame den Roller geklaut, mit dem Paul sogleich eine Spritztour macht. Doch dabei fährt er ausversehen einen Mann (Kevin Horwarth) über den Haufen. Der ist jedoch unverletzt, stellt sich als Peter vor und scheint auf den ersten Blick ein netter Typ zu sein. Doch weit gefehlt, denn Peter zeigt bald sein wahres Gesicht. Für die Kinder wird es ein Tag, den sie nie wieder vergessen werden.
Hauptsächlich funktioniert "Summer Scars" wegen der brillant agierenden Kinderdarsteller, die einem ausser vielleicht Jonathan Jones (American Crime, Silent Vengeance), völlig unbekannt sind. Vor allem haben wir es hier wirklich mit Kinder zu tun, auch vom Verhalten her. Sie sind naiv, verspielt und halten nicht unbedingt zusammen. Jede kleine Beleidigung artet fast in einen Streit aus und auch ihre Ausdrucksweise allgemein erinnert daran. So trifft man sich im angrenzenden Wald, um ein paar Hamburger zu grillen. Doch bei einer kleinen Tour mit dem gestohlenen Motorroller kommt es zum Zusammenstoß mit Peter. Der Zuschauer weiss im Vorhinein, dass Peter einen Dachschaden hat, doch die leichtsinnigen Kinder sind noch nicht soweit. Sie sollen Peter nach dem Unfall helfen, seinen angeblich verschwundenen Hund zu suchen. Mit seiner lustigen Art macht sich Peter bei den Kindern schnell beliebt, doch die Situation beginnt zu eskalieren, als zwei Jugendliche auftauchen. Peter ist auf einmal ein völlig anderer Mensch und will den Kindern eine wichtige Lektion erteilen. Er bedroht die Kinder mit einer Waffe und verbietet ihnen sich zu entfernen.
Über Peter erfahren wir leider nicht viel. Er hat Asthma und scheint von der Zeit beim Militär ein Trauma davongetragen zu haben. Auf jeden Fall ist er unberechenbar. Die Kinder sind dermaßen eingeschüchtert, dass sie sich fast nicht rühren können. Worauf Peter eigentlich hinaus will, wusste Richards offensichtlich selbst nicht. Das verrät vor allem das unpassende Finale, in dem Peter Leanne sogar an die Wäsche will. Aber Richards macht hier aus wenig verdammt viel und steigert die Spannung kontinuirlich bis zur Unbehaglichkeit. Gewaltszenen sollte man nicht erwarten, "Summer Scars" funktioniert auf psychischer Ebene. Peter treibt die noch naiven Kinder an ihre Belastungsgrenzen und den Zuschauer gleich mit. "Summer Scars" spielt dabei fast immer am selben Ort und kommt fast ohne Score aus. Ein richtiges Happy End ist hier nicht in Sicht, auch lässt Richards das Ende ein wenig offen.
Ein hervorragend funktionierendes Psychodrama mit tollen Darstellern. Mit seinen gerade mal 70 Minuten Laufzeit ist für Kurzweil gesorgt, spannend ist "Summer Scars" dabei allemal. Nur bei Peters Motiv muss man Abstriche hinnehmen und gerade die sexuelle Schiene zum Schluss will nicht so recht passen. Trotzdem allemal einen Blick wert.