Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie es D.W. Griffith zu Beginn des 20 Jahrhunderts geschafft hat, komplette Geschichten und Handlungsabläufe in einen "One-Reeler" (also in Rund 10-15 Minuten) zu kompremieren, ohne dass es dabei gekürzt wirkt.
Dies geschieht auch in "As it is in life" , bei dem der Titel schon Programm ist. Es geht um eine alltägliche Geschichte, etwas was halt so im Leben passieren kann.
Ein Taubenzüchter (gespielt von George Nichols) verliert seine Frau und lebt von nun an alleine mit seiner Tochter. Als er eine frühere Geliebte wiedertrifft, wird er vor die Wahl gestellt, entweder diese als Frau zu nehmen oder mit seiner Tochter alleine weiterzuleben, da er nur eine weitere Person in seinem Haushalt ernähren kann. Er entscheidet sich für seine Tochter. Im Film heißt es hier: "He sacrifices his hapiness to raise his daughter". Seine Tochter (im zweiten Teil des Film gespielt von Mary Pickford) wächst heran und nach Abschluss ihrer Schullaufbahn möchte sie bei ihrem Vater leben und sich um ihn kümmern. Dann aber begegnet sie einem jungen Mann, verliebt sich und muss sich nun entscheiden zwischen ihrem Geliebten und ihrem Vater. Es kommt zum Bruch mit dem Vater. Als sie ein Kind bekommt und ihre Umwelt nur mäßiges Interesse daran zeigt, kehrt sie zu ihrem Vater zurück, der die beiden glücklich in die Arme schließt.
Griffitth muss sich bei der Realisation dieses Stoffes (der heutzutage sicherlich gut und gerne in 100-120 min. inszeniert werden würde) nicht nur aufgrund der Filmrollenlänge beschränken, auch die Kameratechnik ist noch nicht soweit ausgereift (es fehlen zum Beispiel Kamerabewegungen oder ein Zoom...). Um so wichtiger werden die Bildausschnitte, die Griffith wählt und geschickt miteinander verknüpft.
So gibt es wiederkehrende Handlungsorte, wie zum Beispiel der Eingang zum Haus des Taubenzüchters (der Ort des Familienidylls - der Gemeinsamkeit), der Weg durchs Dickicht mit einer Bank (hier kommt es zu den Liebesgeständnissen sowohl des Vaters als auch später der Tochter - außerdem treffen beide an diesen Stellen ihre Entscheidung für oder gegen die Familie), die Brücke (wo jeweils Tochter und Vater über ihr weiteres Leben nachdenken) sowie der Taubenhof (wo zweimal Vater und Tochter [als Kind und als junge Frau] gemeinsam der Arbeit nachgehen, während um sie herum die Tauben aufsteigen). Durch die wiederkehrenden Orte wird auch der Titel des Films noch einmal unterstrichen. Ja, so etwas passiert im Leben - das kommt immer wieder so vor. Unterstützt wird die Darstellung der Handlung auch durch die Verwendung starker Symbolik (z.B. die Tauben oder die Brücke).
Alles in allem ein sehenswerter Stummfilmschatz, der trotz technischer Beschränkungen zu überzeugen versteht. Dies gilt auch für die schauspielerische Leistung. Die eine oder andere übertriebene Geste ist hier sicherlich dem Medium Stummfilm geschuldet.