Review

So sieht es also aus, das Filmhiglight des Jahres auf RTL. Ich hätte es mir denken können: Keine Idee, die nicht aus Dutzenden anderer Filme schlecht geklaut wurde, stereotype Charaktere (ebenfalls schlecht geklaut), eine hanebüchene Story, die es immerhin schafft, das Hollywood-Unwerk "Der Schatz der Tempelritter" noch zu unterbieten, und nicht zuletzt Logiklücken ohne Ende.

Doch gehen wir der Reihe nach vor:
Der Schatzsucher Eik Meiers (Benjamin Sadler) und seine Frau erforschen eine Höhle auf Rügen, als ein plötzliches Beben die Decke einstürzen lässt. Nur Eik überlebt wie durch ein Wunder. Die einzige Hinterlassenschaft seiner Frau stellt ein Medaillon dar, das sie kurz vor dem Einsturz gefunden hat und das (ebenfalls wie durch ein Wunder) zusammen mit Eik aus der Höhle gespült wurde.
Dieses Amulett freilich stellt nichts Geringeres dar, als einen der vier Schlüssel zum Schatz der Nibelungen, den Karl der Große versteckt hat, nicht ohne dieses Versteck mit besagten Schlüsseln zu sichern, die gleich einem großen Puzzle den Standort des Schatzes verraten.

Als Jahre später ganz in der Nähe der Höhle eine Basilika aus der Zeit Karls des Großen ausgegraben wird, trifft Eik auf die Archäologin Katharina Bertholdi (Bettina Zimmermann). Zusammen mit seinem alten Freund Justus (Fabian Busch) begeben sich die Drei fortan auf die Suche nach den übrigen Schlüsseln, während der zwielichtige Millionär Roland Brenner (Hark Bohm) ihnen kräftig in die Suppe spuckt. Brenner ist auf das Drachenblut aus, das ein Bestandteil des Schatzes sein soll, und von dem er sich Unsterblichkeit erhofft.
Soweit zur Story.

Nun hätte man dieses an sich bereits recht haarsträubende Thema mit einer Prise Humor und Selbstironie aufpeppen können, wie es auch schon Indiana Jones vormacht. Oder man hätte neue Ideen oder neue Perspektiven einarbeiten können, so dass der Zuschauer den Film als Bereicherung erfahren kann.

Stattdessen hat Regisseur Ralf Huettner die wohl schlechtesten Hollywood-Ableger aus dem Genre zum Vorbild erkoren. Eine ähnlich dümmliche Geschichte ist uns zuletzt im unsäglichen "Das Vermächtnis der Tempelritter" begegnet, ähnlich einfallslose und stereotype Charaktere kennen wir sonst nur aus den schlechtesten Dolph Lundgren-Filmen.

Als Schauplätze müssen der Kölner Dom, die Externsteine und Schloss Neuschwanstein herhalten. Allesamt natürlich archäologisch bisher völlig unerschlossene Gebiete, in denen man schon mal eben nach 5 minütigem Suchen einen Geheimgang, einen von außen weithin sichtbaren Höhlenraum oder eine Grotte finden kann, die noch niemand zuvor bemerkt hat. Wohlgemerkt: Keiner der Funde liegt weiter als zehn Meter vom nächsten touristischen Aussichtspunkt entfernt.

Nebenbei wird im Vorbeigehen allerlei karolingisches Schriftgut an Wänden entziffert, und die aus einem Museum kurzerhand entwendete Metallbüste Karls des Großen offenbart einen aufklappbaren Schädel, für dessen Öffnung ein simples Bremsen beim Autofahren genügt. Warum niemals vorher bei Restaurationsarbeiten oder anderweitigen Untersuchungen dieses bedeutenden Fundstücks eine derartig leicht zu öffnende Klappe im Kopf entdeckt wurde, weiß wohl nur der Regisseur..

Wer sich an all diesen Ungereimtheiten nicht stört, könnte sich noch immer an einer spannenden und temporeichen Strory erfreuen, wenn es diese denn gäbe. Oder an gut gespielten und interessanten Charakteren. Aber auch diese gibt es nicht. Die schaupielerischen Leistungen sind durch die Bank weg ebenso hölzern und monoton wie die verkörperten Charaktere.

Einige "unerwartete" Wendungen bietet der Film dennoch: So verliebt sich der Hauptdarsteller am Ende etwa in die attraktive Archäologin, der fiese Bösewicht (der übrigens - weil todkrank - im Rollstuhl sitzt) wird mit der Drachenblutphiole an seinen Lippen von seinem durchgeknallten Handlanger erschossen, und am Ende versinkt der ganze Schatz durch ein Beben im Berg. Dolle Sache! Noch nie gesehen und daher völlig überraschend.

Ähnlich ausgefeilt sind die Hintergründe der Figuren im Film: So ist die Schlüsselrolle am Ende dem psychopathischen Ex-Kollegen und Ex-Freund von Eik zugedacht, dessen niederträchtige Motive neben Geldgier übrigens von der Tatsache geleitet werden, dass er früher auf Eik neidisch war, weil der immer alle Frauen abbekommen hat und ihn daher öfters dumm aussehen ließ. Ach ja, natürlich erfahren wir dann ebenfalls am Ende noch, dass das Beben, das am Filmanfang Eiks Frau das Leben kostete, durch eine Sprengung von Eiks fiesem Ex-Freund verursacht wurde.
Aber das bekommen wir hoffentlich schon gar nicht mehr mit, weil wir vorher bereits ausgeschaltet haben.

Fazit:
RTL hat es wieder einmal Allen gezeigt: Im Bereich Film gibt es nichts, was man nicht noch schlechter machen könnte. Schlecht geklaut, schlecht gespielt, schlechtes Drehbuch...

Angesichts solcher Machwerke frage ich mich, wozu es eigentlich Berufsbilder wie Drehbuchautoren, oder Institutionen wie Filmhochschulen gibt. Wir kommen anscheinend auch ohne talentierte Fachleute bestens zurecht.

Danke RTL, für einen weiteren misslungenen Filmabend. Den nächsten lasse ich mir dann wieder von einer Pro7- oder einer Sat1-Eigenproduktion vermiesen.


P.S. Ein kleines Highlight zum Thema Logik zum Schluss, das mir doch einen heftigen Schenkelklopfer abwürdigte: Am Ende müssen die vier Schlüssel in die Vertiefungen auf einer Steinplatte eingepasst werden. Der Schatz wurde wohlgemerkt zu Lebzeiten Karls des Großen versteckt, dennoch stellt die Schädeldecke Karls einen der Schlüssel dar. Wäre schon interessant zu wissen, wie dessen skelettierter Kopf seinerzeit als Muster für den Schlüssel benutzt wurde.

3/10

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