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„Jerry Maguire – Spiel des Lebens“ ist eine warmherzige, wenn auch nicht allzu innovative Feel-Good-Story aus Hollywood.
Jerry Maguire (Tom Cruise) ist Sportagent und gut in seinem Job. Er vertritt einflussreiche Klienten wie den aufstrebenden Footballstar Frank Cushman (Jerry O’Connell), ist mit Avery Bishop (Kelly Preston) verlobt, hat kurz gesagt alles was man sich wünschen kann. Doch eines Nachts merkt er, wie herzlos und skrupellos sein Geschäft worden ist. Der Mythos vom geläuterten Unsympathen ist nicht neu in Hollywood, wird hier aber recht fix aufbereitet.
Jerry schreibt aufgrund seiner Gewissensbisse einen Leitfaden, in dem er mehr persönliche Betreuung für die Klienten fordert – was aber auch weniger Klienten und weniger Geld bedeuten würde. Er wird kurz darauf von seinem Rivalen Bob Sugar (Jay Mohr) gefeuert. Jerry muss die Agentur verlassen und lediglich die Assistentin Dorothy Boyd (Renee Zellweger), die ihn heimlich bewundert, folgt ihm. Im Nachhinein betrachtet wirkt Zellwegers Rolle in „Jerry Maguire“ geradezu so, als habe sie hiermit für ihren Auftritt in „Bridget Jones“ trainiert.

Nach seinem Weggang bleiben Jerry nur noch zwei Klienten: Cushman und der vorlaute Footballer Rod Tidwells (Cuba Gooding Jr.). Jerry besitzt mit Cushman noch eine letzte Trumpfkarte, doch auch diese wird ihm von Sugar abgeworben. Mit seinem deutlich weniger geliebten Klienten versucht Jerry seine Agentur durchzuziehen...
„Jerry Maguire“ ist ein wirklich warmherziges Plädoyer für mehr Mitgefühl und Freundschaft untereinander, wobei nicht allein der geschäftliche Aspekt gemeint ist. So trennt sich Jerry auch von seiner Verlobten, weil ihre Beziehung lieblos und oberflächlich geworden ist usw. Vor allem in den persönlichen Szenen (z.B. Krisen zwischen Jerry und Dorothy) schafft es Regisseur Cameron Crowe schön kitschfrei echte Dramatik und wirkliches Mitgefühl für die Charaktere aufkommen zu lassen.
Dabei ist die Story nicht unbedingt innovativ oder temporeich. In langsamen Tempo, aber ohne größere Längen, wird die Geschichte der sympathischen Hauptcharaktere erzählt, die ihren eigenen Weg gehen und so in einer gefühllosen Welt ihr persönliches Glück finden. Doch zum Glück setzt Cameron die rosa Brille ab und zeigt uns auch die Schattenseiten dieses Daseins – auch wenn sich das Happy End nicht vermeiden lässt. Wenige Wendungen sind wirklich überraschend, aber das stört nicht so sehr. Nur bei den Zeitraffungen an vielen Stellen macht das Drehbuch dies nicht deutlich genug (so hat man z.B. das Gefühl, dass sich Jerry und Dorothy sofort ineinander verlieben und erfährt es aus dem Kontext heraus, dass wohl doch schon etwas mehr Zeit vergangen ist).

Die Gags von „Jerry Maguire“ sind immer ziemlich witzig, wenn auch keine Brüller, bei denen man vor Lachen vom Sofa fällt. Doch vor allem Cuba Gooding Jr. mit seiner großen Klappe und Bonnie Hunt als kaltschnäuzige Schwester Dorothys können immer wieder klasse Sprüche ablassen, wobei die „Führ mich zum Schotter“- bzw. „Show me the money“-Szene inzwischen Kultcharakter hat. So gehen die besten Gags zwar meistens auf die Nebencharaktere, während die Hauptfiguren eher fürs Gefühlvolle da sind, aber das stört nicht.
Tom Cruise spielt überraschend gut, auch wenn er seinen Sunnyboy-Charme nicht immer komplett unterordnen kann. Renee Zellweger ist noch überzeugender, während Bonnie Hunt und Cuba Gooding Jr. absolute Glanzleistungen vom Stapel lassen. Als bekannte Gesichter findet man noch Jay Mohr als arrogantes Arschloch, Jerry O’Connell als herrlich beschränkten Footballer sowie Regina King und Aries Spears als Rods Frau und Bruder. Die Nebendarsteller agieren allesamt ziemlich gut; selbst Dreikäsehoch Jonathan Lipnicki nervt im Gegensatz zu vielen anderen Filmkindern nicht.

Ein Comedyhighlight ist „Jerry Maguire“ vielleicht nicht, aber dafür eine gefühlvolle und warmherzige Komödie mit netten Gags und sympathischen Darstellern.

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