Review

Gesamtbesprechung

Richtig kurzweilig kommt "Dr. Terrible's House of Horrible" daher. Sujet und Format der bislang sechsteiligen TV-Miniserie erinnern  spontan an die berüchtigten "Geschichten aus der Gruft", wozu auch die An- und Abmoderation jeder Episode durch Steve Coogan in der Rolle des Dr. Terrible beiträgt, der so quasi die Rolle des Cryptkeepers ausfüllt. Jedoch deutlich feinsinniger, pointierter und mit typisch britischem Understatement erfüllt Coogan diesen Job und erinnert somit eher an Roald Dahl in "Tales of the Unexpected" als an die klamaukhaften Nonsens-Statements des Cryptkeepers.

Auch unterscheidet sich die Attitüde der Serie deutlich von "Geschichten aus der Gruft", da "Dr. Terrible's House of Horror" stilistisch und inhaltlich einem einheitlichen Konzept folgt. Denn wie der Titel der Serie andeutet, lehnt sich die Umsetzung der einzelnen Episoden an Inhalte der großen Gruselklassiker der britischen Hammer Studios an. Dabei bietet die Serie aber keinen biernernsten Neuaufguss der Originale, sondern stellt vielmehr eine ironisierte, aber dennoch respektvolle Huldigung dar. In diesem Zusammenhang verdienen gerade auch die pointierten Dialoge Erwähnung, welche mit Wortspielereien und hintersinnigen Formulierungen gespickt sind und so den englischen Originalton einmal mehr zur Pflicht machen. 

Episodentitel wie "Curse of the Blood of the Lizard of Doom", "Lesbian Vampire Lovers of Lust", "Voodoo Feet of Death" oder "Scream, Satan, Scream" sprechen wohl für sich, was die stets humorvolle Herangehensweise bei der Adaption der Inhalte angeht. Darüberhinaus finden sich in den einzelnen Folgen stets eine Anzahl von Zitaten, die auch noch anderen großen Genrefilmen, etwa Polanskis "Tanz der Vampire", den Fu Manchu Filmen  oder James Whales "Frankenstein" Respekt erweisen. Der makabre Humor ist natürlich oft völlig over the top und wird vermutlich nicht jedermanns Geschmack sein. Neben den Inhalten ist auch die Optik bewusst trashig gehalten, was wiederum an die oft reisserischen Themen und übertriebenen Darstellungsweisen in den Pulps der 30er Jahre erinnert: laut, bunt, schräg und deutlich abseits des sogenannten guten Geschmacks.

Bei der Darstellung exploitativer Elemente und des käsig-sleazigen Faktors der Vorbilder wird dabei lobenswerterweise nicht über die Stränge geschlagen, obwohl der moderne Zeitgeist  und gegenwärtige Konventionen dies durchaus gestattet hätten. Der Verlockung, durch überzogen explizite Darstellungen den Gewohnheiten und Erwartungen eines modernen Horrorfilmpublikums nachzukommen und so um dessen Gunst zu buhlen, ist man dankenswerterweise nicht erlegen. Damit wäre man ohnehin nur über das Ziel hinausgeschossen und hätte vielleicht Grenzen innerhalb des TV-Formats ausgelotet, aber nicht dem Geist einer parodistischen Nachahmung Rechnung getragen.

Fazit: Höchst amüsanter, subjektiv betrachtet äußerst geschmackvoller Schund, der geneigte Zuschauer wehmütig auf eine Fortsetzung der Reihe hoffen lässt. Das Ausbleiben einer zweiten Staffel bislang spricht jedoch für das Qualitätsbewusstsein bei der Umsetzung des inhaltlichen Konzepts von "Dr. Terrible's House of Horror", da die quantitative Beschränkung den Respekt vor den Originalen unterstreicht und somit verhindert, dass sich der Pastiche selbst der Lächerlichkeit preisgibt. (8,5 / 10 barbusigen Jungfrauen auf der Streckbank des Blutsaugers im Folterkerker des Satanstempels auf der Todesinsel des grausamen Hexenjägers)

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