Religulous (2008)

Der in einem jüdisch-katholischen Elternhaus aufgewachsene Komiker Bill Maher macht sich in dieser Dokumentation auf eine weltweite Reise zu Christen, Juden und Muslims, um herauszufinden, warum und wie diese glauben. Dort trifft er ausgetretene Mormonen, die nun sozial isoliert sind, Christus-Laienschauspieler aus Orlando, Florida, einen sarkastischen Priester im Vatikan, selbsternannte Heilige und Religionsführer, niederländische Muslims usw.
Der Regisseur des Films, Larry Charles, hat auch bei „Borat“ Regie geführt, ebenso bei Seinfeld- und Curb-your-enthusiasm-Folgen, d.h. Film geht in eine durchaus entlarvend-polemische Richtung. Wobei ich finde, dies ist z.T. auch durchaus erlaubt.
Bei einigen Begegnungen, v.a. im Vatikan, ist man als Zuschauer erstaunt, wie viel Skepsis und Realitätssinn bei den Befragten vorherrscht und man ist nahezu verstört, mit welcher Unverfrorenheit ein muslimischer Hip-Hop-Musiker aus London Gewalt in seinen Songs verherrlicht, dies aber im Interview mit Interpretationsunterschieden abtut und den schlechten Informationen, die Maher vorlägen.
Maher kann man sicher den Vorwurf machen, dass er sich oft besonders bizarre und abseitige Formen von Religiosität vornähme und dadurch denunziere, aber diese Formen des Glaubens gibt es eben auch, besonders in den USA, wo Religion eh einen ganz anderen Stellenwert als bei uns hat.
Somit bleibt einem oft das Lachen im sprichwörtlichen Halse stecken, aber es zeigt eben auch, wie missverstandener Glauben Gewalt hervorrufen kann (z.B. in den Niederlanden beim Mord an dem Regisseur Theo van Gogh), aber dies sollte Maher jedoch davon abhalten, einen schmierigen Populistn wie Geert Wilders als Kronzeugen zu interviewen. Zudem ist Mahers flammender Aufruf zum Atheismus und permanenten Zweifel am Ende etwas dick aufgetragen und selbstzweckhaft. Effektiver wäre es gewesen, die Beobachtungen im Film auf den Zuschauer wirken zu lassen.
Maher kann man jedoch nicht vorwerfen, dass sein Film nicht zur Auseinandersetzung aufriefe, wohl eher ist bei diesem Film das Problem offensichtlich, dass ihn sich wohl eh nur Leute angucken, die sowieso eine gesunde Skepsis mit sich herumtragen.
Dennoch sehenswert, bizarr und z.T. sehr witzig.