Kurzweilige, satirische Dokumentation über religiösen Eifer, deren viel zu offensichtlich manipulative Machart nicht den Eindruck zerstören kann, den sie erzeugen will: Mit übersteigertem religiösen Geltungsdrang ergießt sich ein mächtiger Kübel Scheiße bis in die letzten Ritzen dieses Planeten.
Der amerikanische Comedian, Satiriker und Moderator Bill Maher will abbilden, wie ausgeprägte Religiosität zu Verblendung und Fanatismus führt und dass die Folgen des Glaubens im religiösen Sinne, sei es unter dem Banner einer der monotheistischen Religionen oder irgendeiner Hutzel-Sekte mit zwei Mitgliedern, nicht von Segen für diese Welt und im harmlosesten Falle (Kiffer-Sekte) einfach nur blödsinnig sind. Maher und sein Team nähern sich Gläubigen aus aller Welt konfrontativ mit provokativen Fragen und zynischem Humor, führen die mitunter kuriosen (wenn es nicht so traurig wäre) Widersprüche im Denksystem der Befragten vor - und schneiden kommentierend lächerlich machende Sequenzen aus Film und TV dazwischen.
Christen und feiste kommerzielle Prediger bekommen es ganz dicke und frontal, bei Moslems wagt sich Maher nicht über eine bestimmte Grenze hinaus (er hat fraglos Angst um die Folgen - die hätte ich auch), Juden behandelt er eher schonend, wenngleich er auch ihren Glauben verwirft.
Die Beschränktheit einiger Interviewten ist fraglos beträchtlich. Maher kommentiert süffisant und sarkastisch - und bleibt dabei lange Zeit beinahe so unsympathisch wie viele seine Interviewpartner, da er den Kontext mancher Äußerung doch zu dreist übergeht und in seinem Auftrumpfen über mitunter auch recht harmlose Gesellen arrogant wirkt. Er geht dabei ähnlich selektiv vor wie Michael Moore: Je obskurer, unlogischer, haltloser, selbstentlarvender die Aussagen eines Befragten, desto länger wird dieser vorgeführt. Blitzt doch Intelligenz und eine gewisse Unverkrampftheit auf, wie bei einem Astronomen des Vatikans, räumt die Dokumentation dem Mann nur wenige Sekunden ein. - Wo es doch gerade interessant wäre zu sehen, wie sich Maher (gesunder Menschenverstand, schlagfertig, aber nicht gerade ein intellektuelles Schwergewicht) gegenüber einem wirklich geistvollem Religiösen schlägt, der Mahers allzu offensichtlichen Versuchen, sein Gegenüber lächerlich zu machen, gewachsen sein dürfte.
Bei aller Kritik: Die Pointen in dieser Doku werden zunehmend stärker und Maher allmählich sympathischer. Bei einigen Interviewpartnern – auch bei einigen Christen - ist es nur allzu offensichtlich, dass sie furchtbar gerne mit Mahers Kopf Fußball spielen würden und nur unter Krämpfen die Fassade aufrechterhalten können. An diesen Stellen ist der Film am stärksten und lässt einen das destruktive Potential „wahrhaften“ Glaubens erahnen (dass Glaube auch Güte und altruistisches Handeln nach sich ziehen kann steht ja außer Frage).
Mit etwas mehr als nur der Ahnung dessen wird man aber seit Jahren medial bombardiert (auch „Religulous“ verzichtet auf Bilder religiös motivierter Verheerungen nicht), die Abschlachtorgien und Vergewaltigungsexzesse im Namen des Glaubens erreichen immer neue Qualitäten und Quantitäten, auch der Hinterletzte sieht, was auf uns zukommen wird.
Diese Doku bringt überhaupt nichts Neues, aber das doch immerhin mit Witz.