Duck Children zählt zu den bizarrsten und verstörendsten Filmen, die mir je untergekommen sind. Ein irrwitziger, kaum in Worte zu fassender Alptraum aus der What-the-Fuck?-Abteilung der Filmgeschichte. Dabei beginnt alles ganz harmlos.
Der schwere, grüne Vorhang eines Theaters wird manuell per Handkurbel geöffnet, die noch leere Bühne kommt langsam zum Vorschein. Das Bühnenbild vermittelt eine unspektakuläre Naturlandschaft. Ein großer Fluß schlängelt sich durch Wiesen und Hügel, im Vordergrund Bäume und Büsche, im Hintergrund ein beigefarbener Himmel. Und dann beginnt die Aufführung, die man wohl nie mehr vergißt. Acht Kinder betreten die Bühne und stellen sich in Formation auf. Sie tragen einfach gestaltete Entenkostüme, auf ihren Köpfen sitzen Masken, und über ihre nackten Füße sind gelbe Gummihandschuhe gestreift. Kaum haben sie mit ihrem befremdlichen Gruppentanz begonnen, fällt auf, daß eines der Entlein (Emily Gostlin) Schwierigkeiten hat, sich in die Tanzchoreographie einzufügen. Sie scheint etwas planlos zu sein, versucht sich an den anderen zu orientieren, die eine hübsch synchrone Performance abliefern. Vergebens... das junge Mädchen hinkt ihren Tanzpartnern stets etwas hinterher.
Plötzlich schwebt ein weißgekleideter Engel (Bethen Jennings) von der Bühnendecke. Der freundlich lächelnde Himmelsbote präsentiert einen Teller mit zwölf Keksen. Gierig greifen die kleinen Hände zu, und die Kinder verschlingen die leckeren Kekse im Handumdrehen. Lediglich das eine Entlein, das schon unangenehm aufgefallen ist und in dessen Gesichtszügen man ein verwirrtes "Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?" zu lesen glaubt, ist zu langsam und geht leer aus. Auf der linken Seite erscheint auf einmal eine große, primitive Maske, die Züge grob geformt, das linke Auge lustig an einer Springfeder baumelnd, und beobachtet kurz die Szene. Die maskierte Gestalt zieht sich wieder zurück, und der Engel entschwindet nach oben. Der Tanz geht weiter, aber recht hektisch, fast panisch. Da schiebt sich hinter dem Vorhang ein Gewehrlauf hervor, der Mann mit der Maske betritt die Bühne, streichelt seine Waffe, tanzt unbeholfen herum, zielt, und erlegt die erste Ente per Kopfschuß. Während noch die Federn der getroffenen Ente durch die Luft wirbeln, hat der Maskenmann schon das nächste Kind im Visier.
Acht Minuten dauert Duck Children, welcher fast zur Gänze mit einem lauten, disharmonischen, enervierenden Soundtrack unterlegt ist, der aus einer kurzen, sich kontinuierlich wiederholenden Passage besteht, so als ob eine Schallplatte steckengeblieben wäre. Wenn dann der Abspann läuft, herrscht Totenstille. Selbst die Musik hält den Atem an, geschockt ob der dargebotenen Absonderlichkeit. Duck Children hinterläßt Eindruck. Enorm viel Eindruck. Die starke Wirkung entsteht vor allem im kongenialen Zusammenspiel von Bild und Ton, wodurch eine heftige Sogwirkung entfacht wird, der man sich kaum entziehen kann. Das krasse, groteske Geschehen hat absolute Alptraumqualitäten und hallt im Kopf des Zuschauers noch lange nach, nicht zuletzt, da man auf eine etwaige Erklärung vergeblich wartet.
Walker und Blundon konfrontieren den Zuseher mit einer so drastischen wie unerklärlichen Theateraufführung, die wie eine zischende, fauchende Dampfwalze über sein verdattertes Publikum hinwegrattert. Interpretationsspielraum ist vorhanden, so man denn die Muse hat, sich mit dem eben Gesehenen auseinander zu setzen. Die harmlose erste Hälfte steht in völligem Kontrast zur schonungslosen Zweiten, was die düstere, nihilistische Stimmung nur noch verstärkt. Ein wenig haftet dem bizarren Geschehen eine unwirkliche, märchenhafte Stimmung an, doch selbst das tut der Effektivität keinen Abbruch. Sogar das hysterische Lachen, das anfangs noch im Hals kitzelte, ist am Ende spurlos verschwunden. Duck Children ist meiner bescheidenen Meinung nach ein immens verstörender, kompromißloser Kurzfilm, der seinesgleichen sucht. Ein Meisterwerk, ohne wenn und aber.