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Die junge aufstrebende Staatsanwältin Juliane Bertram (Claudia Michelsen) bekommt einen heiklen Fall: Der Ehemann ihrer älteren und erfahrenen Kollegin Sonja Göpfert (Dagmar Manzel) wurde tot auf dem Bootssteg seines Anwesens aufgefunden. Und Staatsanwältin Göpfert ist kurz zuvor mit unbekannten Ziel verreist. Nur Tobias (Tom Schilling), der Sohn der Göpferts, ist zu Hause, weiß aber nicht, wo seine Mutter hingefahren ist.
Schnell wird die Vermutung laut, Sonja Göpfert könnte etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun haben, da die anderen Verdächtigen entweder ein Alibi oder kein Motiv haben. Auch Tobias scheint nicht immer die Wahrheit gesagt zu haben.
Als sich Sonja Göpfert zurückmeldet, wird sie von Juliane verhört. Aber eigentlich verhört sich Sonja selber, denn sie weiß aus ihrer langen Berufserfahrung, wie ein Verhör abzulaufen hat. Sogar aus dem Untersuchungsgefängnis gibt Sonja Juliane die Marschrichtung vor. Und so wird Juliane regelrecht vorgeführt, was die Beweisaufnahme angeht. Als die Fakten trotzdem immer mehr gegen Sonja sprechen, gesteht sie den Mord an ihrem Mann. Dumm nur, daß sie sich bei der Gerichtsverhandlung in Widersprüche verstrickt. Juliane wird stutzig und vermutet, daß das Geständnis falsch ist, weil Sonja jemanden deckt. Zunächst vermutet Juliane, Tobias könnte der wirkliche Täter gewesen sein, aber auch er hat mittlerweile ein Alibi, welches weiblich ist, im Supermarkt arbeitet und von dem die Eltern nichts wissen durften. Gemeinsam mit Kommissar Markert (Robert Gallinowski) findet Juliane heraus, daß Sonja Göpfert einen Geliebten hatte, der sogar auch ein Motiv für den Mord hat. Da sich Sonjas Geliebter kurz nach der Tat aufgehängt hat und auch sämtliche Spuren zum Geliebten führen, scheint der Fall gelöst. Sonja Göpfert wird freigesprochen.  
Kommissar Markert bleibt mißtrauisch und recherchiert auf eigene Faust weiter. In der Wohnung von Sonjas Geliebten findet er neue Beweise. Er informiert Juliane. Zu spät erkennen beide, daß sie ohne es zu merken in die von Sonja gestellte Fallen getappt sind. Alle Spuren wurden von Sonja gelegt, jeder Ermittlungserfolg von Markert und Juliane war von Sonja schön säuberlich eingeplant worden. Und da in der deutschen Rechtssprechung ein einmal Freigesprochener nicht mehr verurteilt werden kann, wissen alle Beteiligten, daß die Mörderin Sonja Göpfert ungestraft davon kommt. Auch der Richter und Julianes Vorgesetzter, Oberstaatsanwalt (Karl Kranzkowski), können nichts dagegen machen.
Auch Tobias erfährt von Juliane die Wahrheit. Nachdem er seine Mutter zur Rede gestellt kommt es zu einem Streit zwischen Beiden, der in einer Tragödie endet.
"Wir sehen uns wieder" sagt Sonja zu Juliane, als sich beide Frauen auf der Treppe im Gerichtsgebäude wiedertreffen. Juliane muß erkennen, daß das Duell gegen Sonja noch lange nicht vorbei ist....

Ob gewollt oder ungewollt, diese letzte Szene des Films "Mordsgeständnis" läßt Spielraum für eine Fortsetzung dieses Psychokrieges. Und reizvoll wäre eine Fortsetzung allemal, zumal es noch kein richtiges Happy-End gibt. Die Böse kommt nicht hinter Gitter und die Gute war nicht gut genug.
Gut waren allerdings die Darsteller in diesem ZDF-Montagsfilm. Vor allem das Spiel der drei Hauptdarsteller Dagmar Manzel, Claudia Michelsen und Tom Schilling heben den Film aus der Masse heraus.  

Manzel und Michelsen gehören ohnehin zu den besten deutschen Schauspielerinnen. In "Mordsgeständnis" haben beide Schauspielerinnen Gelegenheit, dies auch zu zeigen. Claudia Michelsen spielt eine junge aufstrebende Staatsanwältin, die sich erst noch beweisen muß und die sich keinen Fehler erlauben darf, will sie irgendwann Karriere machen. Diese Angst vor dem Versagen und Scheitern spielt Claudia Michelsen genauso nachvollziehbar wie die etwas überehrgeizige Staatsanwältin, die jeden Schritt Ihrer Ermittlungen an ihren Vorgesetzten meldet.
Ihre Gegnerin und Kollegin (Dagmar Manzel), streng und erfahren, beherrscht ihr Handwerk perfekt, kennt alle Tricks und Kniffe und weiß diese auch zu nutzen. Und trotzdem läßt sie sich auf eine - so hofft sie jedenfalls - ebenbürtige Gegenspielerin wie Juliane ein. Staatsanwältin Sonja Göpfert ist nicht die eiskalte Mörderin ohne Gewissen, aber sie weiß auch, daß sie in Juliane früher oder später Konkurrenz bekommt. Also unternimmt sie alles, um unbemerkt die jüngere Kollegin unter Kontrolle zu halten.

Tom Schillings Rolle Tobias muß ständig die Seiten wechseln, mal der Mutter vertrauen, mal der ermittelnden Staatsanwältin und lange weiß er nicht, wer wirklich Recht hat. Tom Schilling spielt glaubwürdig, nur einmal bei der Szene im Dorfkrug, als er die Jugendlichen des Dorfes des Mordes an seinem Vater verdächtigt, wirkt die Aggression etwas zu aufgesetzt.

Auch die Nebenrollen sind durchgehend gut besetzt!

Der Film bezieht seine Spannung vor allem aus der Handlung. Ständig gibt es überraschende Wendungen, neue Verdächtige, neue Motive. Zwischendurch meint man sogar, der Oberstaatsanwalt könnte in den Mord verwickelt sein.
Für die filmische Umsetzung der Aufklärung des Falles bedient sich Regisseur Thorsten im Fantasybereich. Wie Zeitreisende verfolgen nämlich Juliane und Tobias als unbeteiligte Zuschauer den tatsächlichen Tathergang immer am Ort des Geschehens. Sie folgen zeitgleich Tobias' Mutter überall dorthin, wo sie gerade ihre Spuren hinterläßt.

Das Finale mit der Schlußszene im Gerichtsgebäude ist dann doch einigermaßen überraschend, weil es eben kein Happy-End gibt. Jeder Zuschauer kann sich den weiteren Verlauf dieses ungleichen Duells selber ausdenken. Oder er wartet, daß es vielleicht doch irgendwann mal eine Fortsetzung gibt. Der Anfang ist ja gemacht...

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