Review

Fincher nun also beim sozial engagierten Märchendrama mit Forrest Gumb Zuckerhaube und State of the Art-Computerzauberei.

Ich muß zugeben: Über weite Strecken habe ich mich auch verzaubern lassen. Sehr gefühlsbetont, teilweise poetisch und entwaffnent sentimental erzählt uns die Geschichte eines Mannes, der vom Greis zum Kleinkind "heranwächst", von allen Facetten dieses Lebens: Liebe, Trauer, Tod und Selbstfindung (um das mal nonchalant zusammenzufassen).
Und natürlich hat gerade diese Arbeit des Perfektionisten Finchers einige Defizite aufzuweisen. Die Figur des Benjamin Button, deren Leben wir doch begleiten, bleibt im Endeffekt seltsam blass, unnahbar. Und gerade die rührenden Szenen und emotional aufgeladenen Bilder des Films wirken oftmals "unnatürlich oberflächlich". Der Film wirkt insgesamt wie ein meisterlich erstelltes Gemälde unter Glas: Zum süssen Kern des Ganzen können wir nicht durchdringen.
Doch beim Erleben einer Szene, zu  der wir eine persönliche Verbindung aufbauen können, beim rezipieren, wenn wir mit den bewegten Bildern eine emotionale Verbundenheit verspüren... dann ist der Film einfach wunderbar. Zudem sind Ausstattung, handwerkliche Umsetzung und Computereffekte äußerst gelungen.
Natürlich ist der Kitsch, welcher mehr als einmal aus jedem Millimeter Zelulloid dringt, nahe an der Grenze zur Penetranz.
Aber manchmal brauch' ich das.
Nun könnte man noch die leicht ausgewalzte Überlänge der Story bemängeln, da ich mich aber nicht gelangweilt habe, laß ich das mal. Klar, 'ne halbe Stunde weniger hätte der ganzen Sache wohl etwas mehr Schwung verliehen.

Wer bewegendes, emotionales aber nicht unbedingt tiefgründiges Kino möchte, ist mit Der seltsame Fall des Benjamin Button sehr gut bedient. Wer ein transzendendales, bewußtseinserweiterndes Meisterwerk mit Gedanken-Klimax und ultimativer Lebensweisheit erwartet, dürfte ein klitzekleines Bißchen enttäuscht sein. Ich habe von Fincher in diesem Fall mehr bekommen, als ich erwartet habe. 8/10

MovieMadness

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