Review

The Curious Case of Benjamin Button
USA 2008 / REGIE David Fincher

Kultregisseur und mein ganz persönlicher Liebling David Fincher zeigt sich mit seinem aktuellen Film "The Curious Case of Benjamin Button" einmal von einer ganz anderen Seite.
Bisher entweder für düstere, bedrohlich spannende Werke wie "Seven", "The Game", "Zodiac" oder "Panic Room" oder seinem knallharten Gesellschaftarschtritt "Fight Club" bekannt, schlug der Amerikaner mit diesem Film eine komplett andere Richtung ein, wobei der Effekt, am Ende mit großen Kino unterhalten worden sein, natürlich blieb.

Basierend auf der gleichnamigen Novelle von F. Scott Fitzgerald gelang dem Regisseur mit "The Curious Case of Benjamin Button" eine ausgezeichnete Mischung aus Romanze und Tragödie mit Märchencharakter, das mit dem Ende des ersten Weltkrieges beginnt und nahezu in der Gegenwart endet.

Es wird in Form einer Rückblende die Geschichte eines ganz besonderen Menschen, namens "Benjamin Button" (Brad Pitt), erzählt, der zwar mit Eigenschaften eines Greises geboren wird, aber mit zunehmendem Alter immer jünger wird. Verstoßen vom Vater (Jason Flemyng), wächst unser Hauptprotagonist in der Obhut der großherzigen "Queenie" (Taraji P. Henson) in einem Altersheim auf. Sie sorgt sich um ihn, als wäre er ihr leiblicher Sohn und gibt ihm, unbeeindruckt von seiner Besonderheit, all die Liebe, die er benötigt. Allein das Zusammenspiel zwischen Brad Pitt und Taraji P. Henson konnte schon zu Tränen rühren.
Im Folgenden begleiten wir "Benjamin" auf seiner ganz persönlichen Reise an verschiedene Orte der USA. Mit 17 Jahren verlässt er sein Zuhause, um die große Welt zu erkunden. Er lernt unter anderem "Captain Mike" (Jared Harris) kennen, mit dem er auf der einen Seite sehr lustige Momente (Bordell-Szene) erlebt oder auch einen entscheidenden traurigen Augenblick teilen muss. In diesem Zeitraum fängt er außerdem eine Affäre mit Schwimmerin "Elizabeth Abbott" (Tilda Swinton), wohingegen sein Kontakt mit einer anderen Dame mehr und mehr verloren geht. Die Rede ist von Jugendfreundin "Daisy" (Elle Fanning & Cate Blanchett), welche einen sehr besonderen Stellenwert in seinem Leben einnimmt.

Die Beziehung zwischen ihm und ihr nimmt dabei teilweise ähnliche Züge wie bei "Forrest Gump" an. Es ist vielleicht weither gegriffen, aber die Ähnlichkeiten können ja nicht von ungefähr kommen, denn das Drehbuch wurde von Autor Eric Roth verfasst, der seinerseits die Geschichte zu "Forrest Gump" verfasste. Parallelen gab es auf jeden Fall zu entdecken.
Ich höre jetzt aber mal abrupt mit meiner kleinen Inhaltsangabe auf, denn ich möchte eigentlich nicht die gesamte Geschichte dieses Films wiedergeben, denn in 166 Minuten Spielfilmlänge passierte so einiges, aber ich kann nur sagen, dass der neue Film von Fincher den Zuschauer auf eine Reise durch Trauer, Freude, Schicksal und Zufall schickt. An der Seite immer "Benjamin", der Freunde und Geliebte trifft, um sie dann im Laufe des Films wieder zu verlieren. Mit dem Augenwerk darauf, dass nichts für ewig währt, wie es im Leben nun einmal der Fall ist.

Die Grundaussage der Vergänglichkeit des menschlichen Daseins ist dabei keine große Neuerkenntnis, aber wie Fincher und sein Team dieses Motiv in verschiedenen Variationen zum Ausdruck brachte, sollte beim Zuschauer Eindruck hinterlassen. Die Anekdote zum blinden Uhrmacher und seiner rückwärts laufenden Uhr ist nur ein gutes Beispiel dafür.

Der Film ist beruhigend, sehr bewegend und wunderschön ausgestattet. Make Up, Musik, Ausstattung, Kamera, Kostüme und vor allen Dingen die exzellenten Spezialeffekte, die einen Brad Pitt bis zur Hälfte des Films genial im Körper eines kleinen greisenden Knaben unterbrachten - erstaunliche Leistung des Teams. Darüber hinaus sehen die Schauspieler in dem Streifen nicht nur toll aus, sondern spielen ihre Rollen ebenso fantastisch. Obwohl mir Cate Blanchetts Rolle phasenweise etwas unsympathisch war, was jedoch rein gar nichts mit ihrem einwandfreien Schauspiel zu tun hat. Die Bilder, die in dem Film gezeigt werden, hätten ebenso kaum schöner sein können.
Den einzigen Kritikpunkt würde ich dahingegen äußern, dass ich mich mit dem eigentlichen Grund, warum die Geschichte erzählt wurde, nicht richtig anfreunden konnte. Die Reisen in die Gegenwart brachten aus meiner Sicht das Konzept etwas aus dem Rhythmus. Ich kann zwar gut nachvollziehen, warum Fincher immer wieder das Geschehen unterbrach, aber für mich hatten diese Sequenzen einen eher nebensächlichen Charakter.

Aber ansonsten ist "The Curious Case of Benjamin Button" selbstverständlich mehr als sehenswert und ich bin gespannt, für welchen der 13 Oscar-Nominierungen der Film letztendlich ausgezeichnet wird.

4+ / 5 Sternen

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