Review

Nach "Robocop" war Regisseur Paul Verhoeven immer noch hungrig auf satirische, gesellschaftskritische Brutalo-Sci-Fi, und eine der Geschichten des Autors Philip K. Dick, der erst jüngst durch den Erfolg von "Blade Runner" zur Science-Fiction-Ikone erhoben wurde, stellte den Grundstein für Verhoevens nächstes Werk dar: "Total Recall".

Die titelgebende "totale Erinnerung" ist in dem Fall ein synthetischer Urlaub, den man sich kostenpflichtig bei der "Rekall"-Gesellschaft implantieren lassen kann. Der "Urlauber" besitzt dann Erinnerungen an den virtuellen Ausflug, so plastisch, als wäre es Realität. Also genau das richtige für unsere schnelllebige Yuppiezeit. Auch Douglas Quaid (Schwarzenegger), ein schlichter Bauarbeiter, denkt über eine "Rekall"-Erinnerung nach. Er ist wie besessen von dem Mars, jedoch verweigert ihm seine hübsche Ehefrau Lori (Sharon Stone) eine Reise auf den roten Gasplaneten. Doch der Fake-Urlaub verläuft nicht wie geplant. Völlig in Rage erwacht Quaid, scheint noch Erinnerungen von seinen Erlebnissen als Geheimagent in seinem Traum mit in die Realität genommen zu haben. Und plötzlich versuchen ihn seine ehemaligen Arbeitskollegen umzubringen, und er sieht sich selber in einem Netz voller Lügen und Verschwörungen wieder.

Der Gag an der Geschichte: Selbst der Zuschauer ist sich unsicher, ob das Gesehene nun Realität, "Rekall"-Traum oder schizophrener Amoklauf ist - erlebt Quaid gerade eine implantierte Erinnerung, oder macht er gerade psychotische Nachwirkungen des "Rekall"-Urlaubs durch? Oder ist er wirklich Schlüssel bei einer Verschwörung um den Mars? Durch die geschickte Erzählweise kann man selbst am Schluss nicht genau sagen, ob das alles Realität war, was man da eben angesehen hatte. Das doppelbödige Drehbuch ist reich an versteckten Anspielungen und Hinweisen, die man erst bei mehrmaligem Anschauen des Filmes bemerkt, und so eröffnet sich der Film erst nach ein paar Durchgängen in seiner ganzen Tiefe.

Natürlich ist "Total Recall" nicht nur verschachtelter Noir-Krimi, sondern auch ein feister Actionfilm mit recht plastisch dargestellter Gewalt. Wie schon bei "Robocop" kombiniert Verhoeven geschickt eine kritische Zukunftsvision mit effektlastigen Actionsequenzen, und scheut sich nicht davor, ein paar wirklich deftige, harte Gewaltsequenzen zu inszenieren. Berühmt berüchtigt wurden jene Szenerien, in denen zum Beispiel ein harmloser Passant als menschliches Schutzschild benutzt wird. Und natürlich liegt auf jenen drastischen Actionszenen das Hauptaugenmerk des Films: Die ersten 45 Minuten können noch so clever sein, die Storykonstellation noch so tief - "Total Recall" bleibt ein amerikanisches Popcorn-Movie.

"Totcal Recall" wird nicht zu einem stilvollen Rausch á la "Blade Runner", verkommt jedoch auch nicht zu einem hirnlosen Pistolenmatsch wie "Phantomkommando" oder andere Schwarzenegger-Flicks. "Total Recall" ist eine sehr wohlig balancierte Mischung aus all jenen Einflüssen, sowohl aus platten One-Liner-beherrschten Actionfilmchen, als auch aus philosophischen "Twilight Zone"-Folgen. Der springende Punkt bei "Total Recall": Er ist nicht nur handwerklich top (bis auf die Musik, bei der Jerry Goldsmith schamlos bei Poledouris' "Conan der Barbar"-Score geklaut hat), sondern auch verdammt unterhaltsam.

"Total Recall" schließt mit einem Happy End. Schwarzenegger hat einmal mehr die Welt gerettet, und wir gehen zufriedener aus dem Kino, als bei seinen anderen, oftmals viel hohleren, nichts sagenden Actionwerken. "Total Recall" lässt uns nicht völlig vergessen, dass wir durchaus auch einen Anspruch auf eine gute Story und eine durchdachte Inszenierung haben. Und daher ist und bleibt "Total Recall" einer der besten Schwarzenegger-Filme überhaupt und ein weiterer Höhepunkt in Verhoevens Karriere!

Details
Ähnliche Filme