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Was für eine Gurke! Dabei sah alles so vielversprechend aus. Frank Miller, der hochgepriesene Comic-Autor und Co-Regisseur von „Sin City“, verfilmt „The Spirit“ von Comic-Veteran Will Eisner – da kann einem schon einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen. Den ersten Dämpfer gab es schon mit Erscheinen der Trailer, die den Verdacht nahe legten, dass der Film vielleicht doch nicht so gut wird. Und als dann zum Kinostart die geballte Kritikerhäme über dem Streifen zusammenbrach, habe ich meine Erwartungshaltung dann endgültig weit nach unten korrigiert. Die Vorlage kenne ich nicht, aber ich glaube, auch so behaupten zu können, dass Frank Miller den Comic brutal vergewaltigt hat. Das einzige Positive, was man dem Film zugute halten kann, ist seine Optik. Miller hat einige schöne Bilder kreiert. Allerdings muss man auch dabei einschränken, dass er im Grunde einfach seine eigene „Sin City“-Optik kopiert hat. Weitere Vorzüge besitzt „The Spirit“ nicht – im Gegenteil: Der gezeigte Dilletantismus Frank Millers ist erschreckend. Er mag ein guter Comic-Autor sein, doch Filmemachen ist seine Stärke ganz sicher nicht.

Es fängt schon mit Millers Drehbuch an, das ohne zu übertreiben zu den schlechtesten gehören dürfte, die jemals zu einer Comic-Verfilmung geschrieben wurden. Ohne Ausnahme sämtliche Dialoge (und Monologe) sind komplett sinnfrei und einfach nur dümmlich. Alle. Es gibt im ganzen Film nicht eine einzige gesprochene Zeile, die man als gelungen bezeichnen könnte, nur peinliches Gefasel. Vieles davon ist unfreiwillig komisch. Weiter geht’s mit den Filmfiguren. Niemand im Film erhebt sich aus seiner Zweidimensionalität, keine Filmfigur (erst recht nicht die Hauptfigur „The Spirit“) hat auch nur das kleinste bisschen Substanz. Dann die Handlung… naja, wenn es denn eine geben würde. Ich habe sie jedenfalls nicht entdecken können. Der „Spirit“ hopst nur durchs Bild und zofft sich ab und an mit seinem Gegenspieler, dem „Octopus“, der nach der Weltherrschaft und Unsterblichkeit strebt. Dann gibt es noch eine ganze Reihe Frauen, die den „Spirit“ anschmachten, und von denen er wahllos mit einigen ein bisschen anbandelt, aber keine wie auch immer geartete Lovestory. Immer wieder versucht Miller, lustige Elemente einzustreuen, bei einer Trefferquote von null Prozent handelt es sich bei „The Spirit“ jedoch um eine komplett humorbefreite Zone.

Dann die Regie. Miller darf sich zwar Co-Regisseur von „Sin City“ schimpfen, aber „The Spirit“ lässt vermuten, dass sein Regie-Anteil dort nur gering war. Und dass er von Robert Rodriguez nichts gelernt hat. Anders lässt sich nicht erklären, wie Miller hier auf Boll-Niveau vor sich hingestümpert hat. Oben hatte ich erwähnt, dass die Optik des Films recht gelungen ist. Das stimmt aber nur bezogen auf die Farben, Texturen und manche Einstellungen. Denn mit bewegten Bildern (im Gegensatz zu gezeichneten) vermag Miller anscheinend überhaupt nichts anzufangen. Alles an dem Film, insbesondere aber die Actionsequenzen, wirkt auf irritierende Weise statisch und grausam schlecht getimt. Im Prinzip handelt es sich bei dem Film um eine uninspirierte, zusammenhanglose Aneinanderkettung völlig beliebiger Szenen – einen Spannungsbogen oder wenigstens durchgehenden roten Faden gibt es nicht.

Bleiben noch die Darsteller übrig, und auch da sieht es grausam aus. Die Besetzung liest sich auf dem Papier ja sehr ansprechend, aber selbst gute Darsteller sehen eben schlecht aus, wenn sie kein vernünftiges Material zum Arbeiten haben. „The Spirit“ ist der erste Film mit Samuel L. Jackson, in dem ich von ihm genervt war. Und das will viel heißen, denn Jackson hat bisher noch jeden der vielen mittelmäßigen Filme, in denen er mitgespielt hat, durch seine Präsenz aufgewertet. Aber seine „Octopus“-Figur ging mir einfach nur unglaublich auf den Sack. Eva Mendes, Scarlett Johannson, total verschenkt. Der Hauptdarsteller Gabriel Macht – uncharismatisch und farblos. Seine Figur ist es natürlich auch, die am meisten dummes Gefasel von sich gibt.

Fazit: „The Spirit“ ist eine der größten filmischen Enttäuschungen der letzten Jahre. Unter den Comic-Verfilmungen reiht sich der Film neben anderen Genre-„Perlen“ wie „Catwoman“ ganz weit unten ein. Von der Klasse eines „Sin City“ oder wenigstens „300“ (dessen Comicvorlage bekanntlich von Miller stammt) ist „The Spirit“ Lichtjahre entfernt. Geschweige denn von den beiden aktuellen Highlights „The Dark Knight“ und „Watchmen“, die dem Genre einen gehörigen intellektuellen Schub verpasst haben. Hoffentlich hat Miller nach diesem Flop eingesehen, dass er zum Filmemachen nicht berufen ist. In der IMDB ist er allerdings wieder als Co-Regisseur für die kommenden zwei „Sin City“- Sequels aufgeführt. Naja, da stört er wenigstens nicht so – ich setze darauf, dass sich Robert Rodriguez wie schon beim ersten Teil nicht von Millers Nichtkönnen ins Handwerk pfuschen lässt. Für die Optik verteile ich einen Extra-Punkt, womit ich unterm Strich auf katastrophale 2/10 komme.

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