Charlie Valentine (Raymond J. Barry) sollte eigentlich zu alt für den Sch... sein. Dennoch wollen der alte Gauner und seine Gang Boss Rocco (James Russo) ausrauben. Die Sache geht schief. Charlies Kumpane sterben alle und er selbst befindet sich auf der Flucht.
Diese führt ihn nach Los Angeles zu seinem Sohn Danny (Michael Weatherly). Auch wenn Danny gerade auf Bewährung ist kann er sich doch nicht lange der Faszination gegenüber seinem Vater, dem großen Gangster, erwehren. Es kommt schließlich wie es kommen muss, Vater und Sohn rauben zusammen den Geldboten von Dannys Arbeitgeber, dem Strip-Club-Besitzer Ferucci (Steven Bauer), aus.
Inzwischen hat Rocco Charlies Spur nach L.A. entdeckt und auch Ferucci hegt schnell Verdacht gegenüber Danny...
„Charlie Valentine“ beginnt mit einem Vorspann, der an die alten schwarz-weißen Gangsterkrimis der Vergangenheit erinnert. Allerdings unterlegt mit Musik, die sich sehr modern und asiatisch anhört. So unkonventionell dieser Einstieg in den Film auch sein mag, in Sachen Innovation war`s dass dann auch schon für die nächsten etwas über 90 Minuten.
Regisseur Jesse V. Johnson, der auch gleichzeitig das Drehbuch zum Film verfasst hat, liefert aber trotzdem einen soliden und unterhaltsamen Film ab. Da Johnson schon so ziemlich alles mögliche beim Film gemacht hat, vom Stuntman, Darsteller bis zum Kamerassistenten und Produzenten, kann er auf einen reichlichen handwerklichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Dies sieht man dem Film deutlich an.
Johnsons Story ist eine typische Durchschnittshandlung ohne einen Funken an neuen Ideen, Charakteren ohne besondere Tiefe, einigen Hängern in der Filmmitte, einem eher gemächlichen Erzähltempo und einem wenig überraschenden Ende. Solche Voraussetzungen gepaart mit mangelndem filmtechnischem Wissen, Können und Gespür führen meist zu absolut unterdurchschnittlichen Ergebnissen. Nicht so bei „Charlie Valentine“. Hier vermag Johnsons filmtechnische Erfahrung sein geringer ausgebildetes Talent als Drehbuchautor auszugleichen und hält den Streifen in der Spur.
Packt man dann noch einige exzessive Schießereien und etwas Sex in den Film, dann kann fast nichts mehr schiefgehen. Johnson tat dies und liefert neben etwas nackter Haut auch noch anfangs und am Ende zwei recht blutige Shoot-Outs mit, die ganz ansehnlich geworden sind.
Den Rest machen die Darsteller und die technische Crew. Gerade in Reihen der überwiegend unbekannten Darsteller stößt man auf einige sehr alte bekannte wie neben den bereits erwähnten Steven Bauer und James Russo auch auf Tom Berenger.
Berenger spielt hier den Cop Becker, der in genau zwei Szenen auftaucht und für die Handlung keinerlei Bedeutung hat. Trotzdem nett, den Mann mal wieder bei der Arbeit zu sehen.
Russo und Bauer waren nie die großen Nummern in Hollywood und wurden von mir zumindest die letzten zehn Jahre nirgendwo mehr gesichtet, dennoch spielen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten, also boshafte Grimassen reißen, ganz passabel.
Die interessanteren Parts sind die von Raymond Barry und Michael Weatherly. Beide relativ ähnlich angelegt und doch im entscheidenden Moment ganz unterschiedlich. Barry alias Charlie wirkt anfangs wie ein etwas großspuriger alter Sack, der nur mit Glück anfangs Roccos Männern entkommt, seine Masche aber weiter abspult und erst am Ende zeigt, dass er wirklich der harte Hund sein kann, den er immer rausgekehrt hat. Andererseits haben wir Weatherly, der durch den Einfluss von Charlie vom totalen Durchschnittstypen oberflächlich zum harten Kerl mutiert, der sich aber bei der kleinsten Gelegenheit fast in die Hose macht und am Ende nach einem kleinen Erfolgserlebnis ziemlich ernüchternd und schnell auf die Bretter der Realität geschickt wird.
Nur zur Erinnerung, „Charlie Valentine“ ist kein hochklassiges Thriller-Drama, daher sollte man diese Charakterentwicklungen auch nicht allzu hoch ansiedeln. Dennoch zeigen sie den Weg, den die Darsteller vermitteln sollen. In diesem Sinne muss man beiden, Barry und Weatherly, attestieren, dass sie ihre Rollen gut spielen. Und Barry speziell merkt man einen gewissen Spaß an der Rolle an – selten hatte ein 71-jähriger Schauspieler die Gelegenheit mit attraktiven und barbusigen jungen Kolleginnen filmen zu dürfen!
Fazit: „Charlie Valentine“ ist ein insgesamt solider und unterhaltsamer Streifen geworden. Vielleicht insgesamt etwas wenig temporeich, dafür aber mit etwas Sex und Gewalt angereichert, dürfte der Film auch hierzulande sein Publikum finden.