Story (Spoiler):
Sergeant Sanborn (Anthony Mackie) und Specialist Eldridge (Brian Geraghty) sind Teil einer EOD (Bombenräumkommando) im Irak. Als ihr Teamleader (Guy Pearce) bei einem Einsatz stirbt, bekommen sie einen neuen Teamleader, Sergeant James (Jeremy Renner), der - wie Sanborn und Eldridge schnell feststellen - ein absoluter Adrenalinjunkie und Draufgänger ist. Da die beiden nur noch 40 Tage haben, bis sie nach Hause kommen, passt ihnen das natürlich überhaupt nicht, denn James bringt nicht nur sich, sondern auch seine Teamkollegen immer wieder in Gefahr.
Eldridge, der glaubt für den Tod seines alten Teamleaders verantwortlich zu sein, verliert bei den Einsätzen des Teams immer wieder die Nerven; Sanborn hingegen ist ein ruhiger und besonnener Soldat, der immer wieder mit James aneinander gerät.
Ihre Einsätze werden immer gefährlicher und Sergeant James wird mit jedem Mal draufgängerischer...
Kritik:
Wer sich nach der Storybeschreibung nun fragt: "Wo ist da die Story?", der stellt eine berechtigte Frage, den "The Hurt Locker" besteht eher aus einzelnen erzählten Episoden, die nur gelegentlich zusammenhängen. Das ist in keinem Falle negativ zu sehen, bietet das Setting auch kaum die Möglichkeit eine Geschichte zu erzählen, wenn es nicht unrealistisch werden soll. Und so besitzt "The Hurt Locker" einen stark dokumentarisch wirkenden Stil, dessen Ziel es ist, die beteiligten Personen, ihre Gefühle und Handlungsweisen darzustellen, was auch hervorragend gelingt.
Der Film wechselt immer wieder zwischen Szenen, die die Soldaten im Einsatz zeigen und Szenen, die die Zeit zwischen den Einsätzen zeigen. Die Einsätze dominieren aber deutlich und das ist auch gut so, denn deren Inszenierung ist zwar nur selten temporeich und actiongeladen, aber immer spannend und von einer beklemmenden Atmosphäre, was auch der der Technik geschuldet ist, die grade an diesen Stellen (aber auch sonst) über jeden Zweifel erhaben ist. Die wenigen Schüsse und Explosionen, die es gibt, lassen den Zuschauer dann auch jedes Mal zusammenzucken.
An der Inszenierung des Films und an der gesamten Regiearbeit von Kathryn Bigelow gibt es sowieso wenig auszusetzen. Wer allerdings ein Freund des modernen Actionkinos ist, wird nicht auf seine Kosten kommen. Hektik und Tempo gibt es kaum, und wenn dann auch nur kurz. Die subtile und latente Bedrohung, der die Soldaten ausgesetzt sind, bedarf aber auch gar keiner Schnittstakatos oder Kamerafahrten - ganz im Gegenteil wären die nur störend.
Die Hauptdarsteller kennt man bisher zwar höchstens aus Nebenrollen oder unbekannteren Filmen, aber allen nimmt man ihre Rolle dank der glaubwürdigen Darstellung ab. Vor allem Jeremy Renner leistet gute Arbeit, und dass obwohl er rein äußerlich nur wenig von dem coolen Draufgänger hat, den er verkörpert. Die bekannteren Gesichter (Guy Pierce, David Morse, Ralph Fiennes, Evangeline Lilly) haben hingegen zwar immer tolle Auftritte, aber sie sind so kurz, das man sie im Grunde gar nicht erwähnen muss.
Und auch wenn viele Szenen ohne Musik auskommen, so sollte der - wenn vorhanden - auch sehr gute Score vom Oscar-nominierten Marco Beltrami nicht unerwähnt bleiben.
Irakkrieg, aber wenig Action? Das kann doch eigentlich nur heißen, dass einem entweder pathosgeschwängerter Patriotismus oder aber moraltriefende Kritik um die Ohren gehauen wird, oder? Falsch! "The Hurt Locker" ist bar jeden politischen Kommentars: Keine Fahnen, kein Pathos, keine Klisches, aber auch keine dramatischen Todesszenen, keine Tränen, kein Hinterfragen des Krieges.
Was gezeigt wird, sind drei Männer, und was der Krieg mit ihnen macht: Einer verfällt ihm, einer erlangt Erkenntnis und einer wird zum Opfer (was nicht unbedingt Tod bedeutet). Der einzige Kommentar des Films, wird uns direkt zu Beginn genannt: "War is a drug", was sich eindeutig auf Sergeant James bezieht, der einfach nicht ohne den Krieg leben kann. Warum das so ist, wird allerdings auch nicht erklärt, sondern nur apodiktisch in den Raum geworfen. Am ehesten ist der Grund wohl in der Isolation und Vereinsamung, mit der sich jeder der Soldaten auseinandersetzen muss, zu suchen. Diese Isolation zieht sich als Grundmotiv durch den ganzen Film und wird so konsequent in Szene gesetzt, dass manchmal auch die realistische Darstellung dafür weichen muss (s.u.).
Manch ein Zuschauer mag in der nicht vorhandenen Aussage eine verpasste Chance sehen, denn gerade der Irakkrieg ist etwas, zu dem man eigentlich unmöglich keine Aussage treffen kann, aber "The Hurt Locker" präsentiert uns lediglich das Psychogramm dreier Männer im Krieg. Ob einem das als Zuschauer reicht, muss jeder selber entscheiden.
Abschließend noch ein Wort zum Thema Realismus: "The Hurt Locker" ist mit Sicherheit nicht so akkurat wie "Band of Brothers" oder "Black Hawk Down", vor allem weil das EOD-Team sehr autonom erscheint, und auch ihre Methoden und Vorgehen wohl nicht unbedingt realistisch sind. Gerade bei Kriegsfilmen ist das aber natürlich notwendig, um Glaubwürdigkeit zu schaffen, aber grade die Autonomie der Einheit zeigt auch nur wieder die Einsamkeit der Soldaten (s.o.) und auch andere realistische Elemente fehlen nicht ohne Grund.
Fazit:
Spannende und atmosphärische Darstellung des Irakkriegs! Manchen Szenen sind (wie) gemacht um in HD und 5.1.-Sound genossen zu werden, so dass es schon fast aufdringlich wirkt. Temporeiche Action und Aussage kommen in diesem Kriegsfilm zwar nicht vor, womit er es sich vermutlich mit vielen Zuschauer von vorneherein verdirbt, aber dafür gibt es umso mehr Spannung und einige Szenen, die wirklich und wortwörtlich unter die Haut gehen (Stichwort: Body Bomb)!