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Weit über sechzig Filme hat David DeCoteau (Prey of the Jaguar, Prison of the Dead) bisher inszeniert, eine stolze Anzahl wäre da nicht alles im B- oder gar C-Bereich angesiedelt. Jedenfalls drehte er seinen ersten Film im Alter von 24 Jahren, mit "Puppetmaster 3" und "Skeletons" sind ihm zwei Ausnahmen gelungen, die man aus seiner eintönigen Filmographie ruhig hervorheben darf. Sein "Grizzly Rage" dagegen gehört zu jenem Einheitsmüll, der irgendwelche gesichtslose Jungschauspieler auf das Publikum loslässt und eigentlich nur darauf erpicht ist, die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten. Hinzu kommt eine fehl platzierte FSK 12 Freigabe, die den Zuschauer von Anfang an und völlig zu recht abschreckt. Wer richtigen Bärenhorror sehen will, der sollte sich an "Auf Messers Schneide, Grizzly" oder vorzugsweise noch an "Grizzly Park" halten.

Sean Stover (Graham Kosakoski), Ritch Petroski (Brody Harms), Lauren Findley (Kate Todd) und Wes Harding (Tyler Hoechlin) haben ihren Highschool Abschluss in der Tasche. Bevor sich ihre Wege trennen, weil jeder auf eine andere Schule geht, wollen sie noch einen gemeinsamen Ausflug machen. Doch anstatt wie geplant in den Nationalpark zu fahren, wollen sie eine alte Grotte besuchen. Dazu brechen sie in eine Art Naturreservat ein, wobei sie einen jungen Bären überfahren. Von nun an hat es die wütende Bärenmutter auf das Quartett angesehen. Zudem ist der Kühler am Jeep defekt und weil kein Netz vorhanden ist, kann Hilfe nicht gerufen werden. Die Lage scheint aussichtslos und die Bärenmutter wird erst ruhen, wenn alle Eindringlinge vernichtet sind.

Nicht mal für einen neuwertigeren Jeep schien die Kohle gereicht zu haben, da wir während der Titelmelodie mehrere Close Ups auf die Instrumente wie Tankuhr, Drehzahlmesser oder Tacho erhalten, stellt der Zuschauer schnell fest, dass der Jeep schon einiges auf der Uhr hat. Ansonsten hat man vier Jungdarsteller angeheuert, alle noch ein unbeschriebenes Blatt, jedoch nicht ohne Erfahrung. Diese verkörpern unsere vier oberflächlichen Teenies, die sich aufgrund der niedrigen Freigabe sogar mit ihrem pubertären Geplapper zurück halten müssen. Der übliche Sexismus oder zahlreiche Schimpfwörter wurden von der Speisekarte gestrichen, dies soll aber nicht heißen, dass unser Quartett hier nicht genauso nervig sein kann. Die typischen und völlig unsinnigen Streitereien darf es auch hier geben, immerhin lässt uns DeCoteau nicht lange zappeln, bevor die Bärenmutter das erste Mal angreift. Dabei gibt es sogar gleich einen Toten zu beklagen, doch mehr als eine blutige Kratzwunde gibt es hier nicht zu sehen. Man sieht eine deutlich gefälschte Bärentatze ausholen, dann darf ein wenig farblich völlig unechtes CGI-Blut auf die Linse spritzen, oder unsere Teenies fliegen in hohem Bogen durch die Luft.

Die Attacken der Bärenmutter fallen somit eher lächerlich aus, nicht mal für einen dressierten Bären war das Geld da. Somit mussten viele Aufnahmen in den Film hinein kopiert werden, oft sieht man die wütende Bärenmutter nur in Nahaufnahme brüllen. Doch anstatt die Beine in die Hand zu nehmen, bleiben unsere vertrottelten Teenies immer schön beim Jeep und warten nur darauf angegriffen zu werden. Schließlich kommt man auf die glorreiche Idee, das jemand Hilfe holt, doch der rennt unserer Bärenmutter natürlich direkt in die Arme. So versucht DeCoteau seinen Film mit unsinnigen Dialogen und einigen Songs auf Länge zu bringen. Und wird es ganz öde, dann darf der bösartige Grizzly eine kleine Attackte starten und schließlich gleich wieder verschwinden. Als der Jeep verschrottet wird, ist gut zu sehen, dass hier kein Bär am Werk ist, sondern nur ein Mensch mit dementsprechendem Kostüm. Ein paar gruselige Szenen will ich "Grizzly Rage" nicht absprechen, beispielsweise als Sean Hilfe holt und bei den verlassenen Hütten landet. Auch im Finale darf noch eine kleine Hetzjagd stattfinden, doch das Abfackeln des Jeeps und das Einsperren der Bärenmutter in einer klapprigen Hütte lockt auch niemand mehr hinterm Sessel hervor. Eine Bezugsperson fehlt hier komplett, man könnte es uns wenigstens einfacher machen, damit man ein bisschen mitfiebern kann. Doch unsere Darsteller liefern von Anfang bis Ende eine unterirdische Vorstellung, jegliche Gefühlsausbrüche wirken aufgesetzt.

"Grizzly Rage" verläuft komplett nach Schema F und hat obendrein noch untalentiertes Junggemüse am Start. Dabei nimmt das eigentliche Geschehen schnell seinen Lauf, vereinzelt darf es sogar mal ein bisschen gruselig werden, aber aufgrund der niedrigen Freigabe muss auf Goreeffekte komplett verzichtet werden. Die Attacken der Bärendame sind meist von harmloser Natur, auch verhalten sich die Charaktere dermaßen unfähig, dass sie es verdient haben als Grizzlyfutter zu enden. So bleibt ein völlig belangloser Film, den eigentlich keiner braucht.

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